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SucheSuchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln: ![]() ![]() ![]() ![]() Top-15meist-diskutiert
| ![]() „Wie retten wir die Welt?“vor 34 Stunden in Kommentar, 5 Lesermeinungen „Die zentrale Frage, die Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) aufwirft, würde man in jedem Unternehmen zu recht stellen, wenn die Quartalszahlen über Jahre so aussähen wie die der Kirche…“. Gastbeitrag von Prof. Riccardo Wagner Köln-Berlin (kath.net) Es ist schon viel geschrieben worden zur Aussage der neuen Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU), die Kirchen mögen sich weniger im alltäglich politischen Geschäft erschöpfen wie jede x-beliebige NGO, und sich mehr auf die Seelsorge und die Verkündigung des Evangeliums konzentrieren. Ich glaube, sehr viele haben sich in den letzten Tagen angestrengt bemüht, Frau Klöckner misszuverstehen – zum Teil recht durchsichtig politisch motiviert. Doch tiefer liegend offenbart die Debatte einen wirklichen Abgrund und grundlegende Missverständnisse über den christlichen Glauben und den Auftrag der Kirche, auch unter Christen. Soviel vorab: die Kirche ist kein Pflegekonzern mit angeschlossenem Gesangsverein und auch keine Umweltorganisation mit sonntäglichem Rentnertreff. Von allerorten, auch aus den deutschen Großkirchen selbst, wurde sie eilig darauf hingewiesen, dass sie offenbar die Lehren Jesu im allgemeinen und die Soziallehre der Kirche im speziellen nicht kenne. Da Frau Klöckner Theologie studiert und Religionsunterricht gegeben hat, dürfen wir hier allerdings belastbare Kenntnisse annehmen. Sie kennt sehr wohl die Soziallehre der Kirche und ist sich sicher auch bewusst, dass Glaube und Kirche nie unpolitisch waren und auch nie sein können. Der Kern ihrer Kritik lässt sich in zwei Richtungen lesen und weiterdenken – beide sind fundamental wichtig und richtig. Einerseits ein eher profaner Managementblick. Denn die zentrale Frage, die sie aufwirft, würde man in jedem Unternehmen zu recht stellen, wenn die Quartalszahlen über Jahre so aussähen wie die der Kirche, siehe die letzten Zahlen zu den Kirchenmitgliedern. Kein CEO könnte es sich da erlauben nicht zu fragen: Was ist eigentlich unser USP und unsere Marke? Wie liegen unsere Prioritäten? Wenn über 90 % der Katholiken wie selbstverständlich die Messe nicht besuchen, wenn bei der Erstkommunion die Kirche aus den Nähten platzt und von diesen Kindern und Eltern vorher und nachher kaum jemand in der Kirche gesehen wurde, wenn mehr als zwei Drittel das Kernsakrament der Eucharistie weder verstehen noch glauben (von scheinbaren „Relikten“ wie der Heiligen Beichte etc. will ich gar nicht reden). Wenn Kirchen, Hochfeste und Sakramente nicht mehr sind als hübsche Wallpaper für mein Instagram-Reel oder nette Folklore und willkommener Anlass für Familienfeiern und Parties (z.B. Taufe), dann sollte jeder Führungskraft klar werden, dass man im Kerngeschäft versagt – und nichts anderes wollte sie meiner Meinung nach sagen. Und hier versagt die Kirche seit vielen Jahren. Turnaround-Programme, aka Neuevangelisierung, die auch Papst Franziskus von Anfang an gefordert hat, in Deutschland: Fehlanzeige. Vor allem jene Initiativen, die dort anpacken, worum es geht, dem Evangelium, gibt es kaum. Und wenn es welche gibt, kommen die von engagierten Laien, wie beispielsweise die Initiative „Neuer Anfang“, die dann auch noch von Kirchenbeamten und Funktionären boykottiert und denunziert werden, wenn sie nicht auf Linie sind. Das Problem dabei, die Empirie, dass diese Linie nicht funktioniert ist längst da. Stattdessen haben wir weiter stoische Religionsverwaltung, end- und fruchtlose und von der Weltkirche isolierte Diskussionen um Strukturen, Machtverschiebungen und Prozesse und jede Menge Kampagnen, die sich von anderen NGOs nicht unterscheiden. Nur um das klar zu stellen: Die Kirche muss und darf sich politisch engagieren, sie muss und darf über Strukturen, Governance und Prozesse diskutieren – aber all das muss einen klaren Platz und Rang haben und dies kann niemals Ersatz sein für den Kernauftrag und den USP. Und damit kommen wir zum zweiten Gedanken, der etwas spiritueller ist. Kein Mensch geht in die Kirche, weil dort Solarpanel auf dem Dach sind – und nochmal: trotzdem sollten diese dort sein und die Kirche sollte sich auch für Klimaschutz etc. engagieren. Aber sie sollte nie vergessen, warum sie eigentlich existiert und von Christus eingesetzt wurde und dass sie hat was keine NGO bieten kann: Die Beziehung mit Gott und das konkrete Erleben dieser Beziehung in den Sakramenten etc. Und hier hat sich die Kirche zu oft selbst degradiert zu einer unter sehr vielen NGOS und Parteien, die aber dieselben Themen spielen ohne den ganzen, wenn auch oft kaum sichtbaren, tranzendenten Überbau. Und hier offenbart sich die grundlegend falsche Perspektive auf Glauben und Kirche, aber eben nicht von Frau Klöckner, sondern einigen ihrer Kritiker. Denn wir sprechen ja im Christentum nicht nur von ein bisschen netten Gefühlen beim Beten und Singen, sondern von Umkehr im gesamten Leben jedes Einzelnen und einer Neuausrichtung der Welt auf Gott hin und in seinem Geiste. Das war immer unbequeme Counter-Culture und noch heute sprengt es alle gängigen Parteimuster und unser aller Lebensentwürfe – da lag Dostojewski mit seiner Geschichte vom Großinquisitor schon vor vielen Jahren sehr richtig. Und nicht wenige, die sich in der aktuellen Debatte eine aktive politische Kirche wünschen, wollen in Wirklichkeiten nichts anderes als eine weitere nette NGO, die mitspielen darf, so lange sie im Konzert den anderen nur nicht zu sehr auftrumpft und nicht allzuoft von so absurden Dingen wie Gott, der Heiligkeit der Kirche (Achtung Glaubensbekenntnis) und (Vorsicht!) absoluter Wahrheit spricht und zudem alles Woo-Woo mäßige schön im Privaten bleibt. Und um es positiv zu deuten: Diese Menschen wollen Gutes. Sie wollen die Welt verbessern, wer will das nicht. Mehr Gerechtigkeit, mehr Frieden, bessere Lebens- und Umweltbedingungen für alle Menschen. Nur, wer „Laudatio Si“ als politisches Programm liest, hat eben leider nur die Hälfte verstanden. Wer „Fratelli Tutti“ so liest, ebenfalls. Und wer nicht auch mal „Dilexit nos“, „Deus Caritas est“, „Caritas in Veritate“ oder gar „Sacramentum Caritatis“ u.v.m. zur Hand nimmt, verpasst den eigentlich Dreh, dass die Kirche eben keine normale zivilgesellschaftliche Organisation ist, genauso wenig wie Jesus Christus nicht nur ein netter Live-Coach ist (oder für diese Menschen war). Was diese Kritiker nicht verstehen: Nur eine Welt und eine Kirche, die aus der Kraft des Evangeliums und der Sakramente lebt und schöpft, wird zum Gefäß für Gottes Gnade und kann mitwirken am Himmelreich Gottes auf Erden. Das kommt zuerst und nur das. Insofern ist die Hauptaufgabe der Kirche bspw. eine neue Eucharistische Bewegung in Gang zu setzen und sich aktiv für Mission und Neuevangelisierung einzusetzen – alles andere wird sich daraus ergeben und fruchtbar sein. Auch wir könnten die Welt ändern – wenn wir mit Christus starten. *Übersetzung: „Was wirklich gegenwärtig wird [in der Eucharistie], ist der hingegebene Leib und das vergossene Blut Jesu. Wenn wir die Eucharistie zu uns nehmen, werden wir zu dem, was wir essen. Wir werden zu einem Leib, der für andere hingegebenen wird; wir werden zu Blut, das für andere vergossen wird. Wir fügen uns in genau diese Liebe bis in den Tod. […] Die Energie der eucharistischen Erweckung könnte unser Land verändern. […] Was würde geschehen, wenn siebzig Millionen Katholiken ab heute Abend ihren Glauben radikal und dramatisch leben würden, indem sie zu hingegebenem Leib und vergossenem Blut würden? Wir würden das Land in Brand setzen.“ Prof. Dr. Riccardo Wagner ist Professor für Nachhaltiges Management & Kommunikation an der Hochschule Fresenius in Köln, Leiter der Media School, Studiendekan sowie Autor. Er wurde 2024 in die volle Gemeinschaft mit der katholischen Kirche aufgenommen, worüber er im kath.net-Interview berichtet: Riccardo Wagner wurde katholisch: „Ich wollte nie Christ sein. Ich war Atheist“ (Link).
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