Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Kurzfristige Absage einer eucharistischen Anbetung im Bistum Essen wirft Fragen auf
  2. 'Wir brauchen hier mal einen Frieden'
  3. Sechs Bischöfe nahmen am Marsch für das Leben teil: 10 % der DBK!
  4. Nuntius Eterović betont bei der DBK die grundsätzliche Bedeutung der Neuevangelisierung
  5. Linzer Skandal-Skulptur - Zwei Tatverdächtige aus Linz und Wien im Visier
  6. Bischof Genn bei DBK: „Wie froh wären wir, Jesus zu sehen, von Angesicht zu Angesicht“
  7. Ehemalige Sommerresidenz des Papstes mit neuem Weinberg
  8. Bundesregierung finanziert katholischen Verein, der Wahlkampf gegen ‚rechte Parteien’ macht
  9. Pontius Pilatus, der Mann, der Jesus Christus töten ließ
  10. „Der so Hoffende entscheidet sich bewusst, Gott zu vertrauen“
  11. Erzbischof Heße: „Christen sind Brückenmenschen! Unser Erkennungszeichen ist das Kreuz“
  12. Schwedischer Kardinal Arborelius: „Die sexuelle Revolution hat vieles zerstört“
  13. Auch Endrick, der neue Fussball-Jungstar von Real Madrid, ist gläubiger Christ
  14. Libanon: Wolken-Kreuz schenkt Menschen Hoffnung
  15. Dramatischer Sparappell des Papstes an die Kardinäle

Pater Dominikus Kraschl OFM: „Wohin der Wokismus gelangt, entbrennt ein Kulturkampf“

vor 3 Tagen in Kommentar, 4 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Frag den Theologen – „Das Christentum teilt mit der Wokeness-Bewegung den Einsatz für soziale Gerechtigkeit, nicht jedoch dessen Menschenbild und Gesellschaftsanalyse.“


Heiligenkreuz (kath.net/Antonius) kath.net übernimmt den Beitrag „Christentum und Ideologiekritik“ von Pater DDr. habil. Dominikus Kraschl OFM aus dem „Antonius“ in voller Länge und dankt der Zeitschrift der österreichischen Franziskaner für die freundliche Erlaubnis zur Weiterveröffentlichung.

Sehr geehrter P. Dominikus: Wie schätzen Sie die Wokeness-Bewegung als Christ und Theologe ein? (Antonius-Leser)

P. Dominikus: Die Wokeness-Bewegung („woke” bedeutet „wach”) möchte das Bewusstsein für soziale Ungerechtigkeiten wachhalten. Ihre Parole lautet: «Gleichstellung, Diversität und Inklusion!»

Seit die Wokeness-Bewegung von den USA nach Europa herübergeschwappt ist, dreht sich der öffentliche Diskurs immer häufiger und hitziger um Themen wie Rassismus, Sexismus, Homophobie, Genderismus, Political Correctness, Postkolonialismus, kulturelle Aneignung usf.

Wohin der Wokismus gelangt, entbrennt ein Kulturkampf. Das Christentum teilt mit der Wokeness-Bewegung den Einsatz für soziale Gerechtigkeit, nicht jedoch dessen Menschenbild und Gesellschaftsanalyse. Wer den Wokismus verstehen will, sollte seine ideologischen Wurzeln in den Blick nehmen.

Marxismus

Der nach Karl Marx (1818-1883) benannte Marxismus erachtet die Geschichte der Menschheit als eine Geschichte von Klassenkämpfen. In der kapitalistischen Gesellschaft kontrolliere die herrschende Klasse (die Bourgeoisie) die Produktionsmittel und beute die Arbeiterklasse (das Proletariat) aus. Da es soziale Gerechtigkeit nur in einer klassenlosen Gesellschaft geben könne, setzte Marx auf das revolutionäre Potential der unterdrückten Arbeiterklasse sowie auf die Verstaatlichung der Produktionsmittel.


Neomarxismus

Der Neomarxismus entstand als Reaktion auf die Krise des Marxismus, dessen politische Umsetzung mehrfach in der Katastrophe geendet war. Neomarxisten wie Herbert Marcuse (1898-1979), Theodor W. Adorno (1903-1969) und Max Horkheimer (1895-1973) erweiterten die marxistische Theorie, indem sie kulturelle und ideologische Überlegungen in ihre Analysen einbezogen. Sie argumentierten: Die kapitalistische Gesellschaft werde nicht nur durch ökonomische Ausbeutung, sondern auch durch kulturelle Vorherrschaft, strukturelle Gewalt und ideologische Kontrolle stabilisiert.

Kinder und Kindeskinder

Neben dem Marxismus und Neomarxismus spielen für das Erstarken des Wokismus auch Strömungen des postmodernen Denkens eine Rolle. Zu nennen wäre insbesondere der soziale Konstruktivismus, dem zufolge es etwa kein erkennbares Wesen (d. h. Wassein), sondern lediglich gesellschaftliche Konstruktionen des Menschen gibt.

Der Wokismus, von seinen Kritikern auch als Kulturmarxismus bezeichnet, hat einen atemberaubenden Marsch durch die Institutionen hingelegt. Das war möglich, indem dem (neo)marxistischen Gedankengut, nach dem wiederholten Scheitern seiner politischen Umsetzung im Sozialismus, sozusagen ein modischer Look verpasst wurde. Zudem haben sich linke Parteien (wie die Demokraten in den USA oder die Grünen und Roten in unseren Breiten) zunehmend der Woke-Agenda verschrieben: Nachdem sie bei der Arbeiterschaft immer weniger punkten konnten, warben um die Stimmen gesellschaftlicher Minderheiten und betrieben Interessenspolitik: Migranten, Feministen, Black Power Movement, LGTBQ-Community etc.

Problematische Aspekte

Problematisch am Wokismus ist nicht sein Einsatz für soziale Gerechtigkeit. Problematisch ist vielmehr seine Tendenz, allerorten Strukturen der Unterdrückung und Diskriminierung zu sehen, die Gesellschaft in Opfer und Täter einzuteilen und die woke Sozialutopie gleichsam mit der Brechstange herbeiführen zu wollen. Problematisch ist darüber hinaus, dass der Wokismus aus katholischer Sicht fundamentale Menschenrechte negiert, indem er sich zum politischen Anwalt von naturrechts- und damit menschenrechtswidrigen Partikularinteressen macht. Entsprechend fordern woke Lobbygruppen etwa ein Recht(!) auf Abtreibung, geschäftsmäßige Suizidbeihilfe oder Geschlechtswechsel durch bloße Willensbekundung.

All das ist bereits politische Realität: Das Recht auf Abtreibung wurde in Frankreich 2024 in der Verfassung verankert. In Deutschland erklärte das Bundesverfassungsgericht im Jahr 2020 das strafrechtliche Verbot geschäftsmäßiger Suizidassistenz für verfassungswidrig. Das von der deutschen Ampelregierung im Frühjahr beschlossene Selbstbestimmungsgesetz erlaubt einmal pro Jahr einen Geschlechtswechsel, für den man nicht einmal ein ärztliches Attest erforderlich ist.

Der Wokismus propagiert zudem eine Kultur der politischen Korrektheit. Aus Angst vor sozialer Ächtung und beruflichen Nachteilen trauen sich viele Menschen nicht mehr, ihre Meinung frei äußern. Tatsächlich werden nicht-woke Meinungen immer öfter zensuriert oder gar als Hassrede inkriminiert. So wurde die frühere finnische Innenministerin Paivi Rasanen von der Staatsanwaltschaft wegen Hassrede angeklagt: sie hatte viele Jahre zuvor angeblich homophobe Bibelverse zitiert.

Religionsersatz

Die Wokeness-Bewegung weist Züge einer Pseudoreligion auf: Ihre Anhänger kennzeichnet oft ein ausgesprochener Moralismus. Sie sind überzeugt: Wir sind die Guten! Im quasi-religiösen Eifer verfallen sie nicht selten einem totalitären Denken, das die Natur des Menschen und mit ihr fundamentale Menschenrechte negiert, dafür aber einen starken Staat als Erfüllungsgehilfen ihrer woken Sozialutopie herbeisehnt. Sofern die Menschenrechte aber vom demokratischen Rechtsstaat vorausgesetzt werden, entpuppt sich ein solcher Wokismus nicht nur anti-christliche, sondern auch anti-demokratische Ideologie.

P. DDr. habil. Dominikus Kraschl OFM (Link) lehrt Philosophie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz und am Internationalen Theologischen Institut Trumau.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 modernchrist vor 2 Tagen 
 

Eines der gefährlichsten Dinge

am Wokismus ist sein immer stärker werdender Totalitarismus. Jede andere Meinung wird als rechtsradikal und vorgestrig deklariert. Jedes totalitäre Denken ist aber extrem gefährlich, da es am Ende in die Bestialität mündet. In diesem Fortschrittskalkül geht es eiskalt zu und ganze Menschengruppen gehören dann halt zu den Verlierern und werden ausgegrenzt und erledigt. Siehe z.B. die Sportlerinnen, wenn sie gegen "Frauen" kämpfen müssen, deren ganze Körper jedoch in jeder Zelle männlich sind!!
Wokismus ist wie Genderismus diabolisch.


0
 
 blaulaub vor 3 Tagen 
 

Der Wokismus

erinnert(e) mich immer irgendwie an den Jakobiner-Club während der Französischen Revolution ("Fest des höchsten Wesens").
Kein noch so selbsterfundener 'Schmäh'konnte und kann inhaltlich abwegig genug sein, um ihn nicht doch selbst(!) zu glauben und unhinterfragt anzubeten.
...bis ihnen die Realität oder zumindest ein 'mulmiges Gefühl' dafür ab und zu in die Que(e)re kommt...[Ich bin ein bisschen stolz auf dieses Wortspiel, haha!]
Darauf angesprochen ist man bei Vertretern des Wokismus sofort der "alte weiße Mann".
Da ist es dann guillotinen-schnitt-schnell vorbei mit 'Achtsamkeit', 'Toleranz' und 'Antidiskriminierung'.
Man könnte biblisch auch sagen:
Woke Menschen sehen sofort und immerzu den Splitter im Auge des anderen, aber den Balken im eigenen Auge...
Schlusspointe: Ich dachte -- allen Ernstes! -- vor Jahren, als der Begriff erstmals aufkam ("Wokismus") an harmlose Leute/ eine neue Bewegung, die halt ihr Gemüse ausschließlich im Wok kochen...


0
 
 Jothekieker vor 3 Tagen 
 

Wokismus setzt sich für soziale Gerechtigkeit ein?

Etwa so wie der Bolschewismus?


2
 
 Versusdeum vor 3 Tagen 
 

Perfekte Analyse

dieser gefährlichen politisch motivierten Erstzreligion. Habe ich so noch nirgends gelesen. Danke, natürlich auch an die Redaktion! Vielleicht sollte man noch ergänzen, dass der Wokismus auch deswegen immer totalitärere Züge aufweist, weil seine Illusionen und die von ihm zum Schlechteren veränderte Realität (Deutschland) immer weiter auseinanderklaffen. Und das tun sie zwangsläufig. Also muss die Realität zu Fake News erklärt werden.


2
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. Oktober 2024 mit kath.net in MEDJUGORJE
  2. Malta - Fronleichnam 2025 - Auf den Spuren des Hl. Paulus - Mit Michael Hesemann und P. Leo Maasburg
  3. Kurzfristige Absage einer eucharistischen Anbetung im Bistum Essen wirft Fragen auf
  4. Sechs Bischöfe nahmen am Marsch für das Leben teil: 10 % der DBK!
  5. Schwedischer Kardinal Arborelius: „Die sexuelle Revolution hat vieles zerstört“
  6. Confiteor: Ich bin ein Synder gegen die Sünodalität
  7. Weihbischof Andreas Laun im Krankenhaus - Sein Zustand ist kritisch, aber stabil
  8. Pontius Pilatus, der Mann, der Jesus Christus töten ließ
  9. Ehemalige Sommerresidenz des Papstes mit neuem Weinberg
  10. Linzer Skandal-Skulptur - Zwei Tatverdächtige aus Linz und Wien im Visier
  11. Voderholzer: Marsch für das Leben ist Möglichkeit, als Christen, Staatsbürger die Stimme erheben
  12. Auch Endrick, der neue Fussball-Jungstar von Real Madrid, ist gläubiger Christ
  13. Diözese Linz: Umstrittene "Marienfigur" wird nicht mehr im Mariendom aufgestellt
  14. 'Wir brauchen hier mal einen Frieden'
  15. Pater Dominikus Kraschl OFM: „Wohin der Wokismus gelangt, entbrennt ein Kulturkampf“

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz