Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Merkel verteidigt ihre fatale Flüchtlingspolitik von 2015
  2. Tote und über 200 Verletzte bei Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg
  3. Truthahn, Zahnschmerzen und die Schwiegermutter
  4. Moschee unter Salafismus-Verdacht zitiert Koranstelle mit Aufforderung zur Tötung Ungläubiger
  5. Alexander Kissler: "Ich finde mittlerweile, @Pontifex schadet seiner Kirche"
  6. SPD definiert Familie ohne ‚Vater‘, ‚Mutter‘ und ‚Kinder‘
  7. Österreichischer Verfassungsgerichtshof (VfGH) kippt Kärntner Veranstaltungsverbot am Karfreitag
  8. Kardinal Schönborn: Zeit der traditionellen europäischen Kardinalssitze vorbei
  9. Zerstörte Linzer "Marienstatue" - Zwei Verdächtige entlastet
  10. "Der Synodale Weg nimmt sich selbst nicht mehr ernst"
  11. Wie tief kann eine evangelische Kirche noch sinken? - Weihnachtsmarkt mit Hamas-Symbolen!
  12. Papst beim Rückflug von Korsika: „Haben Sie gesehen, wie viele Kinder da waren?“
  13. Geschenk zum 88er: Autobiografie des Papstes soll verfilmt werden
  14. Enthauptet! - Papst Franziskus erklärt 16 französische Ordensfrauen zu Heiligen
  15. Nach Beschädigung der Schwarzen Madonna/Einsiedeln: Strafverfahren wurde eröffnet

Tag 140: Zwei Gipfelstürmer

23. März 2015 in Buchtipp, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Auszug 1 aus dem "Tagebuch eines Jerusalempilgers. 14.000 Kilometer - 14.000 Hunde - Ein Priester" von Johannes Maria Schwarz


Linz (kath.net) Der Wecker läutete, doch die Sonne war davon unbeeindruckt. Keine Spur von ihr. Nicht einmal ein heller Streifen am Horizont war zu sehen. Ich stellte den Alarm eine halbe Stunde nach vorne. 5.15 Uhr. Sterne prangten am Firmament. Nochmals weiterschlafen. Nächster Versuch um 6.00 Uhr. Nun war ausreichend Licht, um den Weg auf den Gipfel zu finden. Ich packte alle notwendigen Sachen und ließ den Rest im Zelt zurück.

Ich war nicht alleine, als ich meine Schritte in Richtung Gipfel wandte. Der große weiße Hund von gestern spazierte schwanzwedelnd neben mir. „Aloysius“ war mein Name für die Kreatur. Es ist mir einigermaßen peinlich, zuzugeben, dass Aloysius sich im Tagesverlauf als Aloysia entpuppte. Ich hatte mich von der Größe und dem dichten Fell täuschen lassen.

Hinter meinem Rücken stieg der majestätische Fünftausender Ararat als schneebedeckte Insel aus dem Dunst. Das Wetter war perfekt. Nach zwei Stunden erreichten wir die flatternde, ausgefranste armenische Flagge am Südgipfel und setzten uns in den Windschatten einer aufgeschichteten Schutzmauer. Zum Frühstück gab es nun Brot und einen Apfel (respektive Apfelputz). Dann bedankte ich mich bei Aloysia für die nette Gesellschaft und begann über den südlichen Vorgipfel steil hinunter zur Scharte neben dem Westgipfel abzusteigen. Es war wichtig hier, nicht den Halt zu verliefen. Vorsichtig setzte ich die Schuhe auf, schlitterte dennoch kurze Strecken und bremste mit dem Hosenboden. Doch wer war plötzlich wieder hinter mir und rutschte auf allen vieren über Sand und Geröll? Aloysia. Offensichtlich wollte auch sie noch höher hinaus. Vom Abstieg des Südgipfels aus sah der Gegenhang zum Westgipfel ungemein steil und felsig aus. Probieren wollte ich es dennoch und begann wenig später mit dem Aufstieg. Jetzt war auch ich auf allen vieren unterwegs. Hin und wieder, wenn der Weg über eine vertikale Steinstufe führte, die man nur durch leichte Kletterei überwinden konnte, verabschiedete ich mich mit ein paar netten Worten von Aloysia. Unmöglich, dass sie hier hochkommen würde. Wie erschrak ich dann jedes Mal, wenn sie plötzlich wieder neben oder gar über mir auftauchte, während ich noch vorsichtig meine Griffe und Tritte abwog. Es gab offensichtlich mehr als einen Weg hier hoch, doch so manchen Abschnitt hätte ich einem Hund nicht zugetraut.


Die tatsächliche Höhe des Westgipfels, den wir wenig später zu zweit erreichten, ist seit den ersten Messungen der Sowjets umstritten. 3995 m, 4062 m, 4080 m. ü. M. waren alles Angaben, die ich bei der Recherche fand. Mein GPS zeigte 3985 m. ü. N. und er war damit in jedem Fall der höchste Punkt auf meiner Route ins Heilige Land.

Die Ausblicke waren herrlich. Braun-goldene Farbenspiele in der baumlosen Wildnis zu unseren Füßen. Erodierte Furchen in den farbigen Sanden des Vulkans. Und immer noch die weiße Kuppe des biblischen Berges am südlichen Firmament. Aloysia ließ sich von meiner Euphorie nicht anstecken und lag unbeeindruckt neben dem Aluminiumkreuz. Sie genoss die wärmende Sonne des Vormittags, während der Wind zwischen den Steinen ihren flauschigen Pelz zerzauste.

Der Abstieg, bei diesem losen Gesteinsaufbau haariger als der Aufstieg, gelang uns beiden problemlos. Zurück auf der Scharte bestand Aloysia darauf, etwas Schnee zu fressen. Ich leerte zusätzlich etwas von meinem Wasser für sie in die flache Vertiefung eines Felsens. Dann begannen wir den Rückweg. Hier übernahm nun der Hund die Führung. Allerdings blieb sie alle 50 Meter stehen, um sich zu versichern, dass ich noch bei ihr war. Es war zu diesem Zeitpunkt, dass ich begann, mir Sorgen zu machen. Hatte ich nun wieder einen Hund im Schlepptau? Mit Aloysia in die Millionenstadt Yerevan? Nein. Aber wie sollte ich ihr das beibringen? Die Antwort gab sie selbst, einfach und unkompliziert. Nachdem ich mein Zelt abgebaut und die Ausrüstung verstaut hatte, sagten wir einander „հաջող“ (Tschüss) und trennten uns. Ich ging talwärts. Aloysia blieb in der schönen Hochgebirgswildnis zurück. Sie wartete auf den nächsten Kunden. Bergführerin war kein leichtes Leben, aber ein Leben.

Bevor ich in die Ebene am Fuß des Berges stieg, gab ich dem Restaurant, bei dem ich gestern abgeblitzt war, noch eine zweite Chance. Und tatsächlich. Sie hatten heute nicht nur Wasser für mich, sondern auch eine traditionelle armenische Suppe. Die freundliche Bedienung erklärte mir, wie ich sie mit dem dünnen Brot und Knoblauch essen sollte und verschwand. Ich rührte mit dem Löffel. Ein fetter, teils glibbriger, teils knöcherner tierischer Körperteil kreiste, wackelte und schwamm wie eine bizarre Boje auf der wässrigen Suppe. War es ein halber Kehlkopf? Ich stocherte an den Venenstumpen. Das Ding hatte die Größe einer Hand. Erst später sollte ich erfahren, dass hier in meinem „Chasch“ ein Kuhfuß schwamm.

Unwissend selig, versuchte ich den Geschmack des dominierenden Fettes mit reichlich Knoblauch zu überlagern. Das machte die Sache erträglich, aber nach ein paar zu großzügigen Löffeln auch ziemlich tränenreich. Mein Hals und Kehlkopf brannten.

Bis ich am Abend meinen Zeltplatz 2.000 Höhenmeter weiter unten, zwischen Obstbäumen und mit Blick auf den Ararat erreichte, stieg mir der unverwechselbare Geschmack der Suppe, versetzt mit zu viel Knoblauch, immer wieder vom Magen in die Nase. Kein Schokoriegel konnte das ändern. So lag ich in meinem Zelt und lächelte. Hatte ich gestern nicht über den Mundgeruch meines vierbeinigen Bergkameraden gelästert? Manche Sünden werden eben gleich bestraft.

Dr. theol. Johannes Maria Schwarz ist Priester des Erzbistums Vaduz/Liechtenstein, Vizedirektor des Priesterseminars Leopoldinum/Heiligenkreuz und kath.net-Mitarbeiter. Siehe auch kathpedia: Johannes Maria Schwarz. Näher kennenlernen kann man ihm auch im Beitrag von Alexa Gaspari: „Unterwegs sein mit Gott“.

kath.net-Buchtipp:
Tagebuch eines Jerusalempilgers: 14.000 Kilometer - 14.000 Hunde - Ein Priester.
Von Johannes Maria Schwarz
Gebundene Ausgabe, 464 Seiten
Eigenverlag 2015
ISBN: 978-3200039773
Preis 15,90

Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern:

- Link zum kathShop

- Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus:

Für Bestellungen aus Österreich und Deutschland: buch@kath.net

Für Bestellungen aus der Schweiz: buch-schweiz@kath.net
Alle Bücher und Medien können direkt bei KATH.NET in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus (Auslieferung Österreich und Deutschland) und dem RAPHAEL Buchversand (Auslieferung Schweiz) bestellt werden. Es werden die anteiligen Portokosten dazugerechnet. Die Bestellungen werden in den jeweiligen Ländern (A, D, CH) aufgegeben, dadurch entstehen nur Inlandsportokosten.

Titelblatt des Buches



Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Pilger

  1. Pilgerwege durch Österreich führen einen britischen Richter in die katholische Kirche
  2. Jakobsweg nach vier Monaten Corona-Schließung wieder offen
  3. Kardinal Burke empfiehlt Pilgerfahrten zur Vertiefung des Glaubens
  4. Zwei Millionen Pilger beim Marienfest "Cirio de Nazare" in Belem
  5. Unfassbar: 50-jährige Pilgerin auf Jakobsweg vergewaltigt
  6. Papst: Seid dann mal weg
  7. Die Siebenkirchenwallfahrt
  8. Tag 219: Hörst du die Regenwürmer husten?
  9. Tag 199: Hello Mr. President
  10. Tag 187: Faustdick Fistik







Top-15

meist-gelesen

  1. Große Baltikum-Reise mit kath.net - Spätsommer 2025 - JETZT ANMELDEN und PLATZ SICHERN!
  2. DRINGEND - Weihnachtsspende für kath.net - Wir brauchen JETZT Ihre HILFE für das Heilige Jahr 2025
  3. Tote und über 200 Verletzte bei Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg
  4. Alexander Kissler: "Ich finde mittlerweile, @Pontifex schadet seiner Kirche"
  5. "Der Synodale Weg nimmt sich selbst nicht mehr ernst"
  6. O Sapientia, quae ex ore Altissimi prodiisti
  7. Paris: Die Dornenkrone ist zurück in Notre-Dame
  8. Moschee unter Salafismus-Verdacht zitiert Koranstelle mit Aufforderung zur Tötung Ungläubiger
  9. O Adonai, et Dux domus Israel
  10. Kardinal Schönborn: Zeit der traditionellen europäischen Kardinalssitze vorbei
  11. Merkel verteidigt ihre fatale Flüchtlingspolitik von 2015
  12. Katholisches Bistum übernimmt 2025 „St. Johannes“ als vierte katholische Kirche in Stockholm
  13. Weihnachtswunder‘: US-Pilger aus syrischem Gefängnis befreit
  14. Sweden: Catholic diocese to take over “St. John” as fourth Catholic church in Stockholm in 2025
  15. O clavis David

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz