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'Ich bin bei euch bis zum Ende der Zeiten'28. Juli 2024 in Spirituelles, 1 Lesermeinung Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden
Die Kirche lädt uns dazu ein, all das, was während der Messe passiert ist, in einer Zeit der eucharistischen Anbetung zu verlängern - Vortrag über "Ewige Eucharistische Anbetung" von Père Florian Racine.
Linz (kath.net)
Kath.net dokumentiert einen Vortrag über "Ewige Eucharistische Anbetung" von Père Florian Racine, übersetzt von Andrea Borneis:
Jesus Christus ist Tag und Nacht wahrhaft gegenwärtig im Allerheiligsten Sakrament des Altares und möchte, dass wir in der Eucharistischen Anbetung Zeit mit ihm verbringen. Denn sein Herz brennt in unendlicher Liebe zu uns: "Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt." (Mt 28, 20)
Ich möchte Ihnen nun kurz die Bedeutung und den Wert der Eucharistischen Anbetung erläutern. Vielleicht ist das am besten, wenn ich mit einem persönlichen Zeugnis beginne, das erklärt, wie ich selbst zur Eucharistischen Anbetung gekommen bin, wie ich die Schönheit dieses Gebets vor dem Allerheiligsten Sakrament entdeckt habe. Bevor ich Priester wurde, habe ich in Paris ein Ingenieurstudium absolviert, im Bereich Meerestechnik.
Danach wollte ich meine Ausbildung in den USA fortsetzen. Dort habe ich vier Jahre gearbeitet. Ich ging regelmäßig in die Messe. Während meines Studiums in den Vereinigten Staaten erhielt ich von der Gottesmutter den Ruf zum Priestertum. Zu dieser Zeit hatte ich einen Zweijahresvertrag in einem Unternehmen, den ich zu erfüllen hatte, bevor ich eine andere Richtung einschlagen konnte. Und ich erinnere mich noch daran, dass in der Gemeinde, wo ich die heilige Messe besuchte, eine sehr eifrige Frau war, die von der Eucharistie ganz begeistert war.
Sie hatte ihren Pfarrer gefragt, ob man nicht nach der heiligen Messe eine längere Zeit der Anbetung, Tag und Nacht, vor dem Allerheiligsten organisieren könnte. Ihr Pfarrer hat einfach nur gesagt: Weißt du was, versuche, Leute zu finden, und sobald wir genug haben, um die Anbetung zu organisieren, starten wir damit, je nachdem, wie lange es von der Zahl der Leute her möglich ist. Daraufhin hat diese Frau nach jeder Messe ein Gemeindemitglied angesprochen, um ihm von der Eucharistie zu erzählen. Sie hat erklärt, dass die Eucharistie keine Sache ist, sondern eine Person, ja mehr als eine Person, ein Herz, ein Herz, das uns liebt, das uns leidenschaftlich liebt, das große Sehnsucht danach hat, von uns ebenfalls geliebt zu werden.
So hat sie jedes Mal, jeden Tag, jeden Sonntag nach der heiligen Messe mit einem Menschen gesprochen und hat ihm verkündet, dass Gott wirklich real bei uns ist. Und jedes Mal fand sie Menschen, die sich bereit erklärten, an der Anbetung teilzunehmen. Ich erinnere mich immer noch daran, wie sie mir das nach einer Messe gesagt hat. Ich hatte es ziemlich eilig, aber sie hat mich gebeten, eine Minute zu warten. Und in dieser Minute hat sie etwas gesagt, was mich dermaßen angesprochen hat, dass ich mir dachte: Das muss ich mir doch mal anschauen, da muss ich mal hingehen, um vor dem Tabernakel zu beten. Ich ging sonntags regelmäßig zur Messe, ab und zu auch während der Woche, aber ich nahm mir vor, auch vor dem Allerheiligsten zu beten.
Ich erinnere mich noch daran, wie ich also früh morgens zur Anbetung ging, wo das Allerheiligste in einer Gemeinde ausgesetzt war. Und da hat der Herr mein Herz berührt, durch seine Gegenwart, seine Liebe, und ich habe innerlich diesen Satz gehört, der im Brief an die Hebräer steht: „Christus ist derselbe gestern, heute und in alle Ewigkeit.“
Mit anderen Worten, ich habe verstanden, dass dieser Jesus, der vor 2000 Jahren Mensch wurde, der in Nazareth aufwuchs, der dann die Menschen in Galiläa lehrte, der in Judäa predigte, der an einem Kreuz starb, der wahrhaft auferstanden ist, dass dieser Jesus von vor 2000 Jahren wirklich in der Eucharistie anwesend ist. Er ist derselbe. Eines Tages wird er wiederkommen in Herrlichkeit.
Er wird sich mit Sicherheit der ganzen Menschheit offenbaren. Wann, das liegt in Gottes Hand, das ist sein Geheimnis. Also, die erste Gnade, die ich erhielt, war folgende: Wir sind eingeladen, uns der Eucharistie zu nähern, in der Messe, in der Anbetung, so wie die Freunde Jesu vor 2000 Jahren zu ihm kamen. Sie haben ihre Liebe zu ihm zum Ausdruck gebracht, ihm für alles gedankt, was er getan hat. Und wir gehen mit unserer Liebe zu Jesus, um ihm für alles, was er für uns in unserem Leben getan hat, zu danken.
Und gleichermaßen gilt, dass Jesus all das, was er vor 2000 Jahren für seine Freunde getan hat und was er ihnen gesagt hat, auch heute für uns tut, dass er das auch uns sagt, wenn wir ihm im Glauben im Allerheiligsten Sakrament begegnen. Das hat mein Innerstes sehr berührt. Diese erste Anbetungsstunde war für mich auch eine Art Aufforderung, ich solle mich für die Verbreitung der Eucharistischen Anbetung einsetzen, vor allem später dann als Priester. Damals habe ich gespürt, dass da wirklich ein Herz ist.
Die Eucharistie ist wahrhaftig das Herz Jesu, das anwesend ist, das uns leidenschaftlich liebt. Und dieser Jesus, der uns vor 2000 Jahren mit einem Herz aus Fleisch und Blut liebte, mit dem Herzen eines Menschen, dessen Herz schlägt im Allerheiligsten Sakrament. Wir wissen, dass sich ein menschliches Herz, das liebt, danach sehnt, selbst ebenfalls geliebt zu werden. Das Herz Jesu ist da, es liebt uns, so sehr, dass es bis zum Ende der Zeiten bei uns bleiben will. Wenn man jemanden liebt, will man Zeit mit dieser Person verbringen.
Weil Jesus uns so sehr liebt, will er bis zum Ende der Zeiten bei uns bleiben. Deshalb gibt er uns dieses Sakrament seiner Liebe, in dem er uns weiterhin mit seinem Herzen aus Fleisch und Blut liebt, mit seinem heiligsten Herzen, und dieses Herz sehnt sich seinerseits danach, von uns geliebt zu werden. Ich habe also gespürt, dass sich das Herz Jesu, das in der heiligen Eucharistie wirklich präsent ist, danach sehnt, geliebt zu werden, als Antwort auf seine große Liebe, mit der er sich uns in der heiligen Messe hingibt, mit der er uns im Tabernakel erwartet. Wenn ich an meine ersten eucharistischen Anbetungsstunden denke, erinnere ich mich an einen Anbeter, der an dieser Anbetung rund um die Uhr teilnahm.
Er sagte mir: Bei der ewigen Anbetung ist es ein bisschen wie auf einem großen Kreuzfahrtschiff. Als ich ihn fragte, was er damit meine, erklärte er: Wenn man auf so einem Schiff ist, treiben die Maschinen das Schiff Tag und Nacht voran. Hier in der Eucharistie ist Jesus wirklich gegenwärtig, und er ist es, der wie ein spiritueller Motor die ganze Gemeinde geistlich vorantreibt. Und je mehr wir uns von diesem Motor antreiben lassen, desto mehr kommt die gesamte Gemeinde spirituell voran.
Dieses Bild hat mir sehr gut gefallen. Ich habe dann schließlich die Bibel aufgeschlagen und bin auf die Stelle gestoßen, die ich Ihnen jetzt in Erinnerung rufen möchte. Mose befindet sich gerade mit dem Volk Israel in einem großen Kampf gegen die Amalekiter. Das Volk Israel kämpft auf dem Schlachtfeld. Mose zieht sich auf einen hohen Berg zurück, wo er seine Arme in die Höhe zu Gott erhebt. Solange er die Arme zu Gott ausstreckt, schenkt es Gott, dass sein Volk stärker als der Feind ist.
In dem Moment jedoch, als die Arme von Mose schwer werden, entdeckt er, dass die Feinde stärker sind als Israel. Deshalb bittet Mose Aaron und Hur, je einen seiner Arme hochzuhalten. Auf diese Weise sind die Arme von Mose ununterbrochen dem Herrn entgegengestreckt. In diesem Moment erkennt Mose, dass Gott seinem Volk den vollen Sieg über seine Feinde schenkt. Was lernen wir daraus? Es ist immer Gott, der den Sieg gibt.
Der Sieg kommt durch die Fürsprecher und manifestiert sich dann offenkundig auf dem Schlachtfeld. Die Institution der ewigen Anbetung, die ich dort entdecken durfte, bestand nicht aus einer stützenden Person rechts und links von mir, sondern aus einer Person vor und einer Person nach mir. Es gibt also immer einen Mose, einen Fürsprecher auf dem heiligen Berg, d. h. dem Ort der Gegenwart Gottes unter uns, also bei Jesus in der Eucharistie, der gleichzeitig im Himmel und auch auf der Erde ist.
Bei der ewigen Anbetung haben wir immer einen Menschen, der gerade dabei ist, Fürsprache zu halten, der dafür betet, dass die Kirche den Sieg hat. Der Sieg der Kirche ist die göttliche Barmherzigkeit, die uns verheißen wurde, die Frohe Botschaft, die verkündet wird; es sind die Herzen, die sich öffnen, es sind die Menschen, die sich ganz konkret engagieren, um eine gerechtere und brüderlichere Welt zu schaffen. Das waren so in etwa die grundlegenden Elemente meiner Leidenschaft, die ich für die Eucharistie habe. Sie muss zuerst gefeiert werden und anschließend angebetet werden, wozu uns die Kirche einlädt. All das möchte ich jetzt mithilfe von Texten des kirchlichen Lehramts, von Heiligen und mit Passagen aus dem Wort Gottes genauer erklären.
Ich beginne mit der Gründerin einer kirchlichen Gemeinschaft in Paris, direkt nach der Französischen Revolution, die von extremer Gewalt bestimmt war. Die meisten Priester und Ordensleute wurden in der Revolution umgebracht. Direkt nach der Revolution suchte man das Glück überall, aber man wusste nicht so recht, wo es zu finden war. Diese Frau hat eine Gemeinschaft gegründet, die damit begann, Jesus in der Eucharistie Tag und Nacht anzubeten.
Sie hat folgendes geschrieben: „Menschliches Elend, man sucht den Weg überall, man befragt sie Wissenschaft, man liest dicke Bücher, man wendet sich der Erfahrung zu, man beobachtet, man denkt nach, man betrachtet die Kreatur, was das rein Physische angeht, aber auch bezüglich der Moral, all das tut man bei der Suche nach Leben. Dabei ist dieses Lebensprinzip da. Es ist für uns da, und wir verachten es, um in den verschiedensten Bächen zu trinken, die unseren Durst nicht löschen können. Wie traurig ist es, die Menschen zu sehen, die sich umsonst darum bemühen, Mittel zu entdecken, mit denen sie Gott finden können, wo sie ihn doch so nahe bei sich haben in diesem göttlichen Sakrament.“
Mit anderen Worten: Diese Ordensfrau, diese Gründerin einer Gemeinschaft, erinnert uns daran, dass die erste Pflicht jedes Menschen, man könnte auch sagen das erste Gebot, die Anbetung ist. Erinnern wir uns an Jesus, als er in der Wüste vom Dämon in Versuchung geführt wurde. Da wies Jesus darauf hin: „Vor dem Herrn, deinem Gott sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.“ Anders ausgedrückt: Man hatte bereits das Gebot, das im Alten Testament etwas anders formuliert worden war: „Höre Israel, der Herr ist dein Gott.
Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben, von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft. Die richtige Einstellung bei der Anbetung besteht darin, dass man sich ganz einfach in die Gegenwart Gottes begibt, um ihm zuzuhören, um das anzunehmen, was er uns geben will, um ihn dann, wenn man durch sein Wort und seine Gegenwart, durch sein Licht, durch seine Liebe beschenkt worden ist, natürlich an unsere Brüder und Schwestern, an unseren Nächsten weitergeben zu können. Ja, die Eucharistie ist der wahre Schatz der Christen, und dieser Schatz wird oftmals vergessen.
Ich erinnere mich an eine kleine Geschichte: Ein Ehepaar hatte eine Wohnung geerbt. Sie wollten alles wegwerfen, auch das alte Bild, das an der Wand hing. Bevor sie das jedoch in die Tat umsetzen konnten, was eine Katastrophe gewesen wäre, alles sollte ja weggeworfen werden, kam ein Freund bei ihnen vorbei. Er war fasziniert von diesem Bild und nahm es mit, denn er arbeitete in einem Museum. Er entdeckte, dass es sich um ein Original von Vincent van Gogh handelte, das ein Vermögen wert war.
Sie sehen, dieses Ehepaar war bereit, das alte Bild wegzuwerfen, ohne dessen wahren Wert zu erkennen, der unschätzbar war. Und so ist es auch oft in unseren Kirchen. Wir vergessen das lebendige Herz unserer Pfarreien, das die reale Gegenwart von Jesus in der Eucharistie ist. Die Monstranzen sind oft etwas verstaubt, denn sie sind in Vergessenheit geraten. Sie sind jedoch dafür da, Jesus in der Eucharistie zu zeigen, ihn in der Aussetzung der Betrachtung aller darzubieten. Das ist unser wahrer Schatz. Als unser Papst Benedikt XVI. die Altöttinger Basilika St. Anna besuchte, hat er auch die Schatzkammer besichtigt, den Ort, wo sämtliche Kostbarkeiten aufbewahrt werden, die liturgischen Geräte, all die Schätze aus mehreren Jahrhunderten.
Nach diesem Besuch hat er alle daran erinnert, dass der wahre Schatz der Kirche nicht all diese Messgewänder sind, diese Kelche und Kostbarkeiten, sondern die reale Gegenwart von Jesus in der Eucharistie, wo unser Herr Jesus Christus bei uns ist. Zu ihm müssen wir gehen, um alle Gnadengaben, die wir brauchen, auszuschöpfen. Sein Herz ist der Ort, wo wir den ganzen spirituellen Schatz der Kirche finden. Die Eucharistie ist Christus selbst.
Man sagt oft, dass es verschiedene Erfahrungen der Anwesenheit Christi in der Kirche gibt. Es ist richtig, dass Christus heute auf verschiedene Arten in seiner Kirche anwesend ist. Wir müssen erneut das Wort Gottes lesen, die Stelle, als Jesus im Augenblick der Himmelfahrt dabei ist, seine Jünger rein physisch zu verlassen, um zurück in seine Herrlichkeit im Himmel aufzusteigen. Er lässt seine Jünger mit einem paradoxen Wort zurück. Er sagt: Ich fahre hinauf zu meinem und zu eurem Vater, und gleichzeitig sagt er: Ich werde bei euch sein bis zum Ende der Zeiten.
Wie ist es möglich, zugleich weg zu sein und zu bleiben? Als Christus zum Himmel aufgefahren ist, haben die Jünger diese Aussage ganz sicher nicht verstanden. Wie kann er unter uns bleiben, wenn wir ihn in seine Herrlichkeit auffahren sehen? Und was ist dann passiert? Die Jungfrau Maria hat die Jünger versammelt und mit ihnen die erste Novene begonnen, in der Zeit von Himmelfahrt bis Pfingsten, das sind neun Tage.
Die erste Novene geht auf die Jungfrau Maria zurück, die die Jünger versammelt, um mit ihnen um die Gabe des Heiligen Geistes zu beten. Und was ist nach neun Tagen geschehen? Der Himmel hat sich geöffnet, der Heilige Geist ist in Feuerzungen herabgekommen. Wir kennen die Geschichte. In diesem Augenblick ist Jesus in die Kirche zurückgekommen, die er erneuert hat. Sie war schon am Kreuz geschaffen worden, aber zu diesem Zeitpunkt hat sie ihre Mission empfangen und ihre Kraft zur Evangelisierung durch die Gabe des Heiligen Geistes. Seit Pfingsten hat sich Christus gegenwärtig gemacht bis zum Ende der Zeiten, und zwar in geistlicher Form.
Die Kirche lehrt uns, dass es heute sieben Arten der Anwesenheit von Christus gibt, d. h. Christus ist durch seinen Heiligen Geist, der unter uns gegenwärtig ist, überall in der Kirche bis zum Ende der Zeiten da, er ist auf sieben verschiedene Arten gegenwärtig. Was sind das für verschiedenen Formen der Gegenwart, die das Wort Jesu erfüllen: Ich lasse euch nicht als Waisen zurück, ich komme zu euch zurück, ich bin bei euch bis zum Ende der Zeiten? Die erste Art der Gegenwart: Jesus sagt: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Jedes Mal, wenn wir im Namen Christi versammelt sind, ist Christus wirklich unter uns.
Dann: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Immer wenn wir konkret Nächstenliebe üben, dann ist es Christus, dem wir begegnen, es ist Christus, dem wir dienen. Es ist Christus, der unsere Nächstenliebe empfängt durch die Person, der wir uns zuwenden. Außerdem sagt uns der heilige Paulus: Ihr seid der Tempel Gottes, der Heilige Geist wohnt in euch, Christus wohnt in euren Herzen durch den Glauben. Mit anderen Worten: Durch die Gnade der Taufe macht der Heilige Geist aus uns sein eigenes Heiligtum. Gott wohnt in uns durch den Glauben und natürlich in meinem Gebetsleben.
Durch das Gebet sind wir dazu eingeladen, in persönlicher Beziehung zu Jesus zu leben, der in unserem Herzen anwesend ist. Nun die vierte Form der Anwesenheit: Jesus ist in seinem Wort gegenwärtig. Wenn wir sein Wort lesen, dann versetzen wir uns in die Gegenwart des Heiligen Geistes, wir haben eine persönliche Begegnung mit Christus, der unser Licht ist, der unseren Weg erleuchtet, der uns heilen kann, der mit uns redet, der uns lenkt, der uns Orientierung gibt. Es ist Christus, das ewige Wort Gottes.
Als fünfte Form der Anwesenheit – diese Aufzählung kann man natürlich auch anders machen – fünftens haben wir das Wirken Jesu durch die verschiedenen Sakramente. Wenn der Priester ein Sakrament spendet, dann tut er das, wie wir sagen in persona Christi, in der Person Christi. Man kann sagen, dass Christus durch den Priester seine Hand auflegt, er handelt wirksam an der Person, die zu ihm kommt. Man kann sagen, er leiht sich die Stimme, die Person, die Gesten des Priesters aus, um zu erneuern, in seiner konkreten realen Anwesenheit, so wie er das vor 2000 Jahren getan hat. Wenn der Priester sagt: Ich spreche dich los von deinen Sünden, dann ist es in Wirklichkeit Jesus, der uns all unsere Sünden vergibt.
Wenn der Priester sagt: Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, dann ist es Jesus, der uns in seinen Tod und seine Auferstehung eintaucht, und wenn der Priester sagt: Das ist mein Leib, dann ist das natürlich nicht der Leib des Priesters, den man in der heiligen Messe empfängt, sondern der Leib Christi, weil es Jesus ist, der durch den Priester spricht. In allen Sakramenten, die in der Person Christi gefeiert werden, ist es der auferstandene Jesus, dem wir begegnen und seinem wirkmächtigen Handeln. Wir haben auch die Gegenwart Christi in seiner Kirche, denn die Kirche sagt, dass es Christus ist, der uns lehrt: Wer euch hört, hört mich, wer euch aufnimmt, nimmt mich auf.
Wenn wir das Glück haben sollten, an einem Großereignis mit dem Heiligen Vater in Rom teilnehmen zu dürfen, bei den Weltjugendtagen, dann haben wir eine Begegnung mit Christus, der sich uns durch sein Lehramt, durch den Papst schenkt, durch die Bischöfe, die Priester, durch das ganze Volk Gottes. Christus ist in seiner Kirche gegenwärtig. Schließlich noch die siebte Art der Gegenwart Jesu in unserer Aufzählung. Es ist Christus, der sagt: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Man muss verstehen, dass Jesus im Johannesevangelium siebenmal ‚ich bin‘ sagt: Ich bin der gute Hirte, ich bin das Licht der Welt, ich bin der wahre Weinstock, ich bin die Tür, ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, die Auferstehung und das Leben.
An vier Stellen beharrt er auf dem speziellen Titel, der sich auf seine Gegenwart unter uns bezieht. Ich bin das lebendige Brot. Papst Paul VI. sagte in diesem Zusammenhang: „Diese verschiedenen Weisen der Gegenwart Christi, die ich gerade zitiert habe, erfüllen den Geist mit Staunen. Doch ist keine andere Form, in der Christus anwesend ist, wirklich erhabener als im Sakrament der Eucharistie, weswegen dieses Sakrament inniger an Andacht, schöner in seinem Sinngehalt, heiliger in seinem Wesen ist: Es enthält nämlich Christus selbst und ist gewissermaßen die Vollendung des geistlichen Lebens.
Wenn man diese Gegenwart als real bezeichnet, ist das nicht exklusiv gemeint, als wären die anderen Weisen der Gegenwart nicht real, sondern par excellence, weil sie substanziell ist und weil sich durch sie der Gottmensch darin ganz und gar gegenwärtig macht.“ Mit anderen Worten: Papst Paul VI. möchte hier zeigen, dass diese eucharistische Präsenz Jesu unter der Gestalt des Brotes etwas Besonderes ist, weil sie Christus selbst enthält, mit all dem, was er während seiner 33 Jahre auf Erden getan und gesagt hat. Verstehen wir es also richtig: Wenn man von Realpräsenz spricht, heißt das, dass alle Arten der Anwesenheit, die wir besprochen haben, real sind. Christus gibt sich immer ganz und gar, er gibt sich nicht zur Hälfte hier, zu 2/3 oder zu ¾ dort, sondern er gibt sich immer real und total.
Um den Ausdruck „Realpräsenz“ zu verstehen, müssen wir auf das Lateinische zurückgreifen. Der Ausdruck besteht aus zwei Teilen. Betrachten wir zunächst den Begriff „real“, der auf das Lateinische „res“ zurückgeht, die Realität von etwas, die Realität Christi, also Christus selbst, mit dem, was er am Kreuz getan hat, d. h. sein Sieg über den Hass, über den Tod, die Früchte seiner Passion, diese Realität, diese Wirklichkeit ist gemeint. Dann ist da noch der Ausdruck „Präsenz“. Er bedeutet, dass all das vergegenwärtigt wird, für mich aktuell gemacht. Der Ausdruck „Realpräsenz“ ist in seinem ursprünglichen Sinn zu verstehen, also als die Realität Christi, am Kreuz gestorben und auferstanden, mit all den Früchten seines Leidens, die real geworden sind, wirksam für mich, wenn ich mich Jesus in der Eucharistie nähere.
Man spricht auch von körperlicher Präsenz, denn wenn man die heilige Kommunion empfängt, sagt der Priester: der Leib Christi. Er könnte auch sagen: Christus, oder der wahre Christus, aber er sagt: der Leib Christi. Vielleicht ist dieser Ausdruck leichter zu verstehen. Er geht auf Kapitel 2 im Brief an die Kolosser zurück, wo es heißt: „Denn in ihm allein wohnt wirklich die ganze Fülle Gottes.“ Mit anderen Worten: Die Fülle Gottes kommt durch den Leib Christi. Vor 2000 Jahren ist dieser dreimalheilige Gott Mensch geworden, die zweite Person der Dreifaltigkeit hat sich in Jesus Christus inkarniert und durch diese Menschheit, die Menschheit Christi, hat sich die Fülle der Gottheit mitgeteilt. Mit anderen Worten: Wenn wir mit diesem Dreifaltigen Gott in Kontakt treten wollen, geht das nur durch Jesus Christus, durch die heilige Menschheit Christi, das ist der Weg, der uns zu Gott, dem Vater führt.
Und Jesus sagt ja: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ Mit anderen Worten: Durch den Leib Christi, durch seine Menschheit von vor 2000 Jahren haben wir Zutritt zum Vater, zu Gott selbst. Und der Leib Christi, der am Kreuz gestorben ist, der an ein Kreuz genagelt war, und der auferstanden ist, diese heilige Menschheit Jesu Christi, das ist das, was wir unter der Gestalt des Brotes empfangen. Indem wir den Leib Christi empfangen, empfangen wir die Fülle Gottes, die sich uns mitteilt.
Papst Johannes Paul II. sagt in einem Brief zum Thema Mission: „Zur Evangelisierung der Welt sind Apostel vonnöten, die gleichsam Fachleute für die Feier, Verehrung und Betrachtung der Eucharistie sind.“ Hier möchte ich einen ganz wesentlichen Punkt hervorheben: die tiefe Verbindung zwischen der Feier und der Anbetung der Eucharistie. Der Papst sagt, dass wir Experten sein müssen, wenn wir die Frohe Botschaft verkünden. Aber wer ist ein Experte? Ich weiß es nicht. Die Kirche ist eine Expertin, als Mutter der Gnaden. Wir müssen die Gnade der Messe und die Gnade der Anbetung intensiv leben, damit diese Gnade uns zu den anderen drängt.
Man kann also sagen: Am Gründonnerstag feierte Jesus das letzte Abendmahl, wo er uns seinen Leib zum Essen und sein Blut zum Trinken gab. Das entspricht der Messe, und kurz danach fragte er seine Jünger am Ölberg: „Könnt ihr nicht eine Stunde mit mir wachen? Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet.“ Dies ist ein Text, der uns einlädt, nach dem Empfang der Eucharistie, des Leibes und Blutes Christi, mit ihm zu wachen, sich Zeit für das Gebet zu nehmen. Wir haben noch einen Verweis von Papst Johannes Paul II. in „Ecclesia de eucharistia“, wo es heißt: „Das eucharistische Mysterium – Opfer, Gegenwart, Mahl – darf nicht verkürzt und nicht verzweckt werden. Man muss es in seiner Fülle leben: während der Feier selbst, beim innigen Zwiegespräch mit Jesus nach dem Empfang der Kommunion, in der Zeit der eucharistischen Anbetung außerhalb der Messe.“
Bei der Eucharistie gibt es diesen Gemeinschaftsaspekt: Das Opfer Christi wird vergegenwärtigt. Gleichzeitig ist da auch der Aspekt des Mahles, wo wir das empfangen, was uns Jesus am Kreuz schenkt, seinen Leib. Dann gibt es noch die Dimension der Gegenwart: Wir beten den an, den wir empfangen haben.
Bevor wir dieses Thema ein wenig vertiefen, müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass wir uns bei der Eucharistie dem Kreuz zuwenden. Wenn wir ein Kreuz anschauen, wissen wir, dass er dort den ganzen Hass der Menschheit auf sich genommen hat, all den Hass, der vom ersten bis zum letzten Menschen in diese Welt gelangt ist. Jesus hat ihn auf sich genommen. Seine Menschheit ist von dem Hass völlig zermalmt worden, aber wir wissen, dass er daraus als Sieger hervorgegangen ist. Er hat zum Vater gesagt: „Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Mit anderen Worten: Jesus zeigt am Kreuz eine Liebe, die stärker als der Hass ist. Er wandelt den Hass in Liebe um. Jesus stirbt am Kreuz, und wir wissen, dass er drei Tage später wieder aufersteht. Maria Magdalena sieht ihn als Erste und verkündet das. Am Kreuz verwandelt Jesus den Tod in Leben. Das göttliche Leben ist stärker als der Tod. Jesus will diese Verwandlung von Hass in Liebe, von Leben in Tod, die vor 2000 Jahren im Heiligen Land erfolgt ist, heute in meinem Herzen vollbringen. Dafür setzt er die Eucharistie ein. Wie geht das vonstatten? Bevor er sich am Kreuz hingibt, nimmt Jesus Brot und sagt: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben ist. Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Und er gießt die Gabe seiner selbst in dieses österliche Mahl, das, was er uns am Kreuz schenken wird. Dann sagt er: „Das ist mein Blut, der Kelch meines Blutes, das bis zum letzten Tropfen vergossen wird.“ Und er legt seinen Tod und seine Auferstehung hinein. Danach sagt er: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“
Mit anderen Worten: Jedes Mal, wenn wir Eucharistie feiern, wird das, was am Kreuz geschehen ist, hier bei uns gegenwärtig, und in dem Moment, in dem ich Jesus in meinem Herzen empfange, wird Jesus in mir durch seine Liebe allen Hass verwandeln und besiegen. Und er wird in mir das, was tot ist, besiegen, den Tod, indem er in mir das hinterlegt, was Johannes Paul II. als Samen der Unsterblichkeit bezeichnet, der in der Eucharistie enthalten ist, damit ich eines Tages von den Toten auferstehen kann.
Nun verstehen wir, dass die erste Frucht der Eucharistie das ist, was Jesus am Kreuz getan hat, dass das vergegenwärtigt und wirksam gemacht wird. Die Kirche sagt uns, dass eine Teilnahme an der Eucharistie nicht nur bedeutet, dass wir die Früchte der Passion erhalten, diese Liebe, die alles besiegt, und dieses neue Leben, sondern es geht um die wirkliche Gegenwart Gottes. Er, der wieder in seine Herrlichkeit aufgefahren ist und der gesagt hat: „Ich bin bei euch bis zum Ende der Zeiten“, ist in der Gestalt des Brotes als Person da. Wenn wir die heilige Kommunion empfangen, sind wir eingeladen, diese Gnade der Eucharistie zu verlängern und zu intensivieren, indem wir in stiller Anbetung vor dem Allerheiligsten Sakrament verweilen.
Ich finde es wichtig, darauf hinzuweisen, dass das, was uns erlaubt, Gnaden aus der Eucharistie zu schöpfen, nicht die Tatsache ist, dass wir die Hostie essen, sondern wir müssen den Blick des Glaubens auf ihn richten. Durch den Glauben erhalte ich die eucharistischen Gnaden. Und wenn es mir aus welchen Gründen auch immer nicht möglich ist, zur heiligen Kommunion zu gehen, kann ich allein durch den Blick des Glaubens auf die reale Gegenwart Jesu in der Eucharistie, eucharistische Gnaden schöpfen, die bewirken, dass ich mich jeden Tag ein bisschen mehr bekehre, dass ich ein neuer Zeuge werde, ein besserer Diener, dass ich Gott und meinen Nächsten mehr liebe.
Die Gnade der Kommunion wird mir – wie es der Name bereits sagt – eine Gnade der Communio schenken, eine Vervollkommnung der Gemeinschaft mit Christus, der seine Gegenwart immer tiefer in meinem Herzen verwurzeln kann, der mein Herz aus Stein verwandeln kann, um mir ein neues Herz aus Fleisch zu schenken. Die Kirche lädt uns dazu ein, all das, was während der Messe passiert ist, in einer Zeit der eucharistischen Anbetung zu verlängern.
https://www.bonifatius.tv/home/pere-florian-racine-ewige-eucharistische-anbetung-folge-1_5276
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