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„Im Gegenteil, wir sehen, dass Aserbaidschans Völkermord an den Armeniern belohnt wird“

27. Mai 2024 in Interview, 3 Lesermeinungen
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Joel Veldkamp/Christian Solidarity im kath.net-Interview: „Doch die Exil-Armenier von Bergkarabach tragen den Traum von einer unabhängigen Heimat immer noch in ihren Herzen.“


Linz (kath.net) „Wir fahren fort, die Wahrheit zu sagen und den Leidenden zu helfen, während wir auf die nächste Wendung in dieser Geschichte warten.“ Das erläutert Joel Veldkamp im kath.net-Interview zur aktuellen Situation der Flüchtlinge aus Bergkarabach. Er ist der Leiter der internationalen Kommunikation bei der Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity International.

kath.net: Herr Dr. Veldkamp, im September letzten Jahres hat Aserbaidschan nach einer mehrmonatigen Blockade die unabhängige Republik Bergkarabach angegriffen und erobert. Die rund 120.000 Karabach-Armenier wurden im Prinzip vollständig aus ihrer Heimat vertrieben. Was wurde aus diesen Menschen?

Dr. Joel Veldkamp: Die Bedingungen für Flüchtlinge aus Bergkarabach in Armenien sind schwierig. Armeniens Wirtschaft ist seit Jahrzehnten angeschlagen – letztes Jahr lag die Arbeitslosenquote bei 11 Prozent, dem „besten“ Wert seit der Unabhängigkeit. Als die Karabach-Flüchtlinge kamen, wuchs die armenische Bevölkerung über Nacht um 3,6 Prozent. Sie haben Schwierigkeiten, Arbeit und eine Wohnung zu finden. Die Hälfte der Flüchtlinge lebt jetzt in der Hauptstadt Jerewan, ein weiteres knappes Drittel in der Umgebung, wo es nach Angaben der örtlichen Behörden weit mehr Flüchtlinge als verfügbare Wohnungen gibt. Erwachsene Flüchtlinge erhielten nach dem Exodus eine einmalige Zahlung von 250 USD von der Regierung und seitdem monatlich 185 USD – eine große Ausgabe für die armenische Regierung, aber viel zu wenig für Menschen, die versuchen, ihr Leben neu aufzubauen, nachdem sie alles verloren haben. Erst heute erfuhr ich von einem gelähmten Mann aus Bergkarabach, der in einer Wohnung in einem unfertigen Gebäude im zweiten Stock lebt, ohne Aufzug oder Rampe. Es gibt Tausende von Geschichten wie diese.


kath.net: Wie sieht die internationale Gemeinschaft den Status Bergkarabachs? Ist die Republik endgültig verloren oder besteht die Hoffnung auf eine von Aserbaidschan unabhängige Zukunft?

Veldkamp: Bevor Aserbaidschan im Jahr 2020 den Krieg wieder aufnahm, leiteten Frankreich, Russland und die USA im Rahmen der OSZE Friedensverhandlungen zwischen Armenien und Aserbaidschan, die auf 1) der territorialen Integrität Aserbaidschans, 2) dem Selbstbestimmungsrecht der Bevölkerung von Bergkarabach und 3) der Nichtanwendung von Gewalt beruhten. Nach dem Krieg von 2020 hörten wir nicht mehr viel von den Punkten 2 und 3. Heute scheint die internationale Gemeinschaft vergessen zu wollen, dass Bergkarabach jemals existiert hat. In naher Zukunft scheint eine Wiederherstellung unwahrscheinlich. Doch die Exil-Armenier von Bergkarabach tragen den Traum von einer unabhängigen Heimat immer noch in ihren Herzen.

kath.net: Gibt es Auflagen der internationalen Gemeinschaft an Aserbaidschan zum Umgang mit Bergkarabach?

Veldkamp: Ganz und gar nicht. Im Gegenteil, wir sehen, dass Aserbaidschans Völkermord belohnt wird. Aserbaidschan – einer der weltweit größten Produzenten fossiler Brennstoffe mit einer schrecklichen Umweltbilanz – wurde ausgewählt, die diesjährige UN-Klimakonferenz auszurichten. Am 6. Mai stattete der US-Botschafter in Aserbaidschan der ethnisch gesäuberten Stadt Schuschi einen offiziellen Besuch ab, bei dem er Aserbaidschan weitere Hilfe zusagte.

kath.net: Ist eine Rückkehr der Vertriebenen denkbar? Ist es für die Betroffenen überhaupt wünschenswert, sich unter aserbaidschanische Herrschaft zu begeben?

Veldkamp: Die Exilregierung der Republik Arzach (Bergkarabach) hat den ehemaligen armenischen Außenminister Vartan Oskanian zum Leiter eines Ausschusses ernannt, der sich für das Recht der Armenier auf Rückkehr nach Bergkarabach einsetzt. Er und sein Komitee drängen darauf, dass die Frage der Rückkehr auf die Tagesordnung der Friedensverhandlungen zwischen Armenien und Aserbaidschan gesetzt wird. Sie können sich vorstellen, dass eine solche Rückkehr auch unter formaler aserbaidschanischer Herrschaft möglich wäre, wenn es zunächst eine internationale Friedenstruppe gäbe, die sie schützen würde. Im Moment gibt es nicht viel internationale Unterstützung für einen solchen Plan, aber wenn die internationale Gemeinschaft einen echten Frieden in der Region will, der auf Versöhnung beruht – einen Frieden, der von Dauer ist –, dann ist dies der Weg dorthin.

kath.net: Aserbaidschan hat im Zuge der Eroberung Bergkarabachs – und auch schon zuvor – Geiseln genommen. Was ist deren Schicksal?

Veldkamp: Zurzeit hält Aserbaidschan mindestens 23 Armenier als Geiseln fest – acht politische Gefangene (ehemalige Mitglieder der gewählten Regierung von Bergkarabach), sechs Zivilisten und neun Soldaten. Einige von ihnen wurden aufgrund falscher Anschuldigungen zu langen Haftstrafen verurteilt, andere warten auf ihren Prozess. Möglicherweise werden bis zu 80 weitere Armenier als Geiseln gehalten. CSI setzt sich insbesondere für einen Mann namens Vicken Euljekjian ein, der kurz nach dem Krieg 2020 durch Aserbaidschan entführt wurde. Seine Frau berichtet uns, dass die Gefängniswärter ihn quälen und ihm sagen, dass er von der Welt vergessen wurde.

kath.net: Satellitenbilder zeigen, dass Aserbaidschan im bereits 2020 eroberten Schuschi die historisch bedeutende Kirche St.-Johannes-der-Täufer sowie einen Friedhof zerstört hat. Ist mit einer umfassenden Beseitigung des christlich-armenischen Erbes der Region zu rechnen?

Veldkamp: Eine solche Zerstörung stünde im Einklang mit dem historischen Verhalten Aserbaidschans. In der Region Nachitschewan zerstörte Aserbaidschan zwischen 1997 und 2006 jede Spur armenischer Kultur, darunter 89 Kirchen und 5.840 Chatschkars (armenische Kreuzsteine). Es ist auch möglich, dass Aserbaidschan bestimmte Kirchengebäude erhält, aber ihre armenischen Inschriften tilgt, um seine falsche Propaganda zu verbreiten, dass diese Kirchen nie armenisch waren und dass die Armenier erst im 19. Jahrhundert in die Region kamen. Die Armenier lebten natürlich seit Tausenden von Jahren in Bergkarabach – bis zum September 2023.

kath.net: CSI setzt sich nach wie vor für Bergkarabach und die von dort vertriebenen Menschen ein. Welche Hoffnungen haben Sie dabei?

Veldkamp: Aus menschlicher Sicht ist es schwierig, einen hoffnungsvollen Weg in die Zukunft zu sehen. Aber Gott hat das armenische Volk durch Tausende von Jahren der Prüfungen hindurch bewahrt. Wir glauben, dass er sein Volk nicht im Stich lassen wird, und wir handeln in der Welt auf der Grundlage dieses Glaubens. Wir fahren fort, die Wahrheit zu sagen und den Leidenden zu helfen, während wir auf die nächste Wendung in dieser Geschichte warten.

Foto: Kirchen in Gyumri - Armenien ist der älteste christliche Staat der Welt © Christian Solidarity International (CSI)


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Lesermeinungen

 Katholiken-der-Film 27. Mai 2024 
 

Natürlich interessiert sich niemand für sie.

Muslime vertreiben Christen. Falsche Täter, falsche Opfer. Das gleiche Spielchen wie im eigenen Land. "Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen".


0
 
 Everard 27. Mai 2024 
 

Sie sollten

Aber schon auch erwähnen, dass ein Hauptalliierter Bakus innerhalb der EU PM Orban ist.


1
 
 KatzeLisa 27. Mai 2024 
 

Es ist schändlich wie die Weltöffentlichkeit die Vertreibung der Armenier aus Bergkarabach hinnimmt und den aserbaidschanischen Diktator hofiert.

Wenn es um Interessen und Profit geht, fallen die Menschenrechte hinten runter und die Floskeln der "feministischen" Außenpolitik werden als Wortgeklingel einer (hinter den Ohren) grünen Außenministerin entlarvt.

Unterstützung von angegriffenen Menschen erfolgt nur da, wo man eigene Interessen hat. Ansonsten wird das Mäntelchen des Schweigens umgehängt und noch nicht einmal Klartext zum Genozid der Türken an den Armeniern 1915 gesprochen (Angela Merkel). Dabei hättren gerade die Deutschen allen Grund, sich wegen dieses Massakers für die Armenier einzusetzen.


3
 

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