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| Kein Himmel mehr voller Geigen1. August 2023 in Kommentar, 6 Lesermeinungen Otti's Optik: Volksliturgie 2.0 - der Große Katzenjammer - Kommentar von Franz Norbert Otterbeck, z.Zt. Salzburg Salzburg (kath.net) Auf unsere kleine Meinungsumfrage hin, vor der Sommerpause, erreichten mich etliche, sehr wertvolle Hinweise. Diese werden nunmehr nach und nach abgearbeitet und berücksichtigt. Heute greifen wir zunächst die Anregung heraus, doch bitte der liturgischen Krise, speziell in Europa, noch größere Aufmerksamkeit zu widmen. Denn da kann von "Kollaps" schon nicht mehr die Rede sein. Das Wort, das die Dimension der Katastrophe zu umschreiben vermag, fehlt noch in der deutschen Sprache. Ich fühle mich an ein Bonmot erinnert, nämlich von Hans-Georg Gadamer, dem Begründer der wissenschaftlichen Hermeneutik. Gadamer war der letzte unumstrittene Philosoph "deutscher" Zunge, wenn man mal Habermas faktisch nicht gelten lässt, auch nicht hinsichtlich seines Genuschels in Erwiderung auf Ratzinger (2004). Ach ja, den Penner Precht habe ich vergessen! Neuestes Werk: "Freiheit für alle!" Warum heißt der Mann nicht Vrijheid (ndl.). Dann könnte er endlich ein Buch schreiben: "Precht für alle"! Denn den haben wir doch bitter nötig, auch als Chefliturgiker für das berüchtigte Institut in der Kaiserstadt Trier (leider immer noch Bischofssitz im Sumpfe Dillingers + Co.). "Liturgie für alle!" Volksliturgie nämlich. Das Gerücht vom "Volksaltar" muss dringend ein Deutscher Philosoph widerlegen. Denn was soll das heißen? Was stellt der Volksaltar phänomenologisch betrachtet denn eigentlich dar? Man hat um 1968 herum werthaltige Altäre stürmisch beseitigt, zerschlagen und zerstört. Stattdessen gab es überall satt Geld für experimentelle Klötze, bunte Riegel, bizarre Metallbauten, schlimme Entgleisungen. Der Beton, das Mauerwerk, der Schrott wurde sichtbar zwischen dem Erhöhten Herrn (dem Zelebranten nämlich) und dem gemeinen Gottesdienstvölkchen (damals noch mehrere Generationen stark) aufgetürmt. Man nannte die Innovation zwar "Volksaltar", ihre Wirkung war jedoch dreist klerozentrisch und führte die priesterliche Überwachung des Laienverhaltens während jeder Messe ein. Kein Hüsterchen, kein Schwätzchen, kein harmloser Flirt entging dem Volkspriester, der nicht mehr Hochwürden sein wollte, sondern flachster Tiefstapler. Aber um auf Gadamer zurückzukommen: In einem Fernsehinterview entfleuchte dem knapp Hundertjährigen, der leider damals aus keinem Fenster stieg und einfach verschwand, der hingehauchte Satz: "Mit einer Person, die des Altgriechischen nicht mächtig ist, kann ich mich eigentlich gar nicht verständigen." Wenn der Geistesriese, zum Beispiel in Heidelberg, nach dem Weg zum Bahnhof fragt, muss ihm der Passant, vielleicht die Sängerin Blümchen, dann etwa auf Altgriechisch antworten? H.G. zerstörte, unbedacht, seine gesamte Verstehenslehre mit einem einzigen Satz. Man könnte also einen hochdotierten Preis für exzessivste Leistungen in der zeitgenössischen Vernichtung, des liturgischen Verstehens im frommen Volk, durch deutschsozialisierte Liturgiewissenschaftler frech den "Gadamerpreis für liturgiekritische Expertise" taufen. Vorschlag für den ersten Preisträger: Dr. Bastian Rütten, Kevelaer. Hier würde freilich, trotz aller denkerischen Dürftigkeit, sogar Richard David Precht vehement Einspruch erheben. Denn "Freiheit für alle" auf Brauchtum und Religion bezogen, bedeutet doch zwangsläufig, dass wir jeder Elitenbildung und jeder Präsentation von nachahmenswerten Vorbildern entsagen müssen. So schwer uns das Opfer auch fällt: Die Liturgie der Zukunft kann doch nur eine sein, deren ästhetische Höhe und rationale Verankerung in Tradition und Traditionen vollends überwunden sein wird und zivilisatorisch restlos hinter uns gelassen werden muss. Vorwärts immer, rückwärts nimmer! Aber wo ist vorne? Esta claro: Da wo Rütten am Altar steht und winselt. Die Restverlage konfessioneller Provenienz benötigen doch das Rest-Auftragsvolumen für ihre diffusen Fürbittbücher, Kalender, Handreichung und das so gen. "Magnificat", das von kraftloser Poesie nur so trieft. Die Gottesmutter und ihr Magnificat leistet dagegen Dichtung auf ewig, die, würde sie hunderte Seiten füllen, anstatt alle Würze in Kürze zu bieten, den Literaturnobelpreis eher vertrüge als Bob Dylan mit seinen Kraftsprüchen. Vorschlag für eine Fürbitte zum nächsten Sonntag, frei nach W.F. Rothe, München: "Heer! Wir bitten Dich: Lass uns heute morgen, die wir hier in Deinem Namen versammelt sind, getreulich spüren, dass Du, unser Vorbild und Meister, schon als Wanderprediger in Galiliäa, Deine Jüngerinnen und Jünger und Jüngerinnen (m/w/d) geleert und schließlich auch gelehret hast: Der Verbrennungsmotor ist vom Satan." Liturgie für alle! Whisky für alle. Hicks. Jedem Tierchen sein Pläsierchen. "Der Himmel geht über allen auf, auf alle über, über allen auf!" Danke, Ludger! Du Tausendsassa von einem Neugeistliedvirtuosen! Jetzt aber kennen wir keinen Himmel mehr voller Geigen. Uuser Himmel flattert regenbogenrosarotviolettgrünunddepriblau. Nicht himmelblau. Amen, alleluja. Aber unter uns: Was von der Volksliturgie 2.0 übrig bleibt, in all den leeren Kirchen: Der Katzenjammer. Der Jammer echter Katzen, die da noch anzutreffen sind, wenn auch BDKJ, Caritas, DPSG und KFD längst panisch das Weite gesucht haben, ehrlich angewidert von viel zu vielen Primitivismen der liturgischen Postmoderne, die längst ihre Kinder verspeist hat. Nicht Altgriechisch brauchen wir im ehemals christlichen Abendland, sondern die edle Einfachheit gereifter Latinitas. Parookaville? Auch ein lateinisches Fremdwort? Keinesfalls! Es handelt sich dabei um ein Elektropop-Festival auf dem Airport Weeze. Das ist nämlich im Juli längst Deutschlands größter Wallfahrtsort geworden, nicht etwa das lauschige Kevelaer, nebenan. Parookaville vereint längst mher als 200.000 junge Menschen für ein sehr langes, sehr lautes Wochenende. Irgendwie auch Volksliturgie! Man verzeihe mir den Ausdruck: "endgeil" sei das, sagt man. Wer unter 18 ist, der leidet am Niederrhein, noch nicht dabei sein zu dürfen. Dabeisein dürfen aber auch trauwillige Paare, wenn auch bislang nur zur zivilen Hochzeit, ohne Assistenz kirchlicher Amtsträger. Der berühmten Brauerei im Sauerland, genauer: in Warstein, kam die faszinierende Idee: Wir gestalten dabei die "Liturgie" der Standesbeamten. Hinter dem inszenierten Altartisch leuchtet nämlich das bekannte, sonnige Logo auf. Ehemalige Ministranten im Publikum, soll es ja auch unter 35 noch geben, könnten sich an die Eucharistische Anbetung erinnert fühlen, wenn auch nicht in den Dimensionen des Weltjugendtags von Madrid 2011. Denn "Warsteiner" erscheint da wie eine Monstranz, ohne dass in ihr der Eucharistische Herr angebetet werden könnte. Wir machen hier keine Schleichwerbung. Denn wir haben gelernt: Das einzig Wahre ist das Alllerheiligste Sakrament des Altares. Basta. Solo Dios basta. Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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