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Hillbilly Elegie

6. Jänner 2025 in Buchtipp, 10 Lesermeinungen
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"Am zukünftigen US-Vizepräsidenten JD Vance wird deutlich, dass die katholische Kirche in der moralischen Verwahrlosung des Westens der letzte Zufluchtsort ist. Nur hat es deren Leitung noch nicht gemerkt." Gastkommentar von Martin Grichting


Chur (kath.net)

Am kommenden 20. Januar übernimmt nicht nur Donald Trump die US-Präsidentschaft. Auch sein Vize James David „JD“ Vance tritt sein Amt an. Was dieses Duo für die USA und den Rest der Welt bedeutet, steht in den Sternen. Aber ein Blick zurück ist vielsagend. Denn JD Vance hat bereits im Jahr 2016 ein autobiographisches Werk namens „Hillbilly Elegy“ veröffentlicht. Er zeichnet darin ein erschreckendes Sittenbild der nordamerikanischen Gesellschaft: Wirtschaftlicher Niedergang, soziale und familiäre Verwahrlosung, Scheidungen und serielle Partnerschaften, Arbeitslosigkeit, religiöse Perspektivlosigkeit, Drogen- und Medikamentenmissbrauch, Kriminalität und Missbrauch staatlicher Sozialprogramme: In diesem Chaos ist Vance aufgewachsen. Aufgrund der Drogenabhängigkeit und Promiskuität seiner Mutter hat er in seiner Kindheit eine „Drehtür der Vaterfiguren“ erlebt. Seine familiäre Situation beschreibt er so: „Ich hatte einen biologischen Halbbruder und eine Halbschwester, die ich nie sah, weil mein biologischer Vater mich zur Adoption freigegeben hatte. Ich hatte zwei Stiefgeschwister oder sehr viele, ja nachdem, ob ich die Zählung auf die Nachkommenschaft des aktuellen Ehemanns meiner Mutter beschränkte oder nicht. (…). Je nachdem, wie ich rechnete, hatte ich wohl ungefähr ein Dutzend Stiefgeschwister“. Sein Fazit lautet: „Das Einzige, was ich letztlich aus alldem gelernt habe, ist, dass man sich auf niemanden verlassen kann“.


Halbwegs „gerettet“ haben Vance dessen Grosseltern. Sie erzogen ihn jedoch in einem inhaltlich entleerten und entinstitutionalisierten Protestantismus, der dem Heranwachsenden wenig Halt bot. „Gott hilft denen, die sich selbst helfen“, war daran noch die beste Devise. Durch seinen biologischen Vater lernte Vance auch die evangelikale Welt kennen. Biblizistischer Fundamentalismus, gespickt mit engstirnigem Moralismus und Endzeitphantasien führten aber nicht zum Glauben an den christlichen Gott, sondern in den Atheismus. Im Jahr 2020 hat Vance schliesslich den Schritt zur Konversion in die katholische Kirche gemacht. Weder Synodalismus noch die Rhetorik vom Feldlazarett oder von den Peripherien haben ihn dazu bewogen, sondern die Tatsache, dass die katholische Kirche der einzige Zufluchtsort ist einem Meer von familiärer Verwahrlosung, Orientierungslosigkeit, Wokeismus, Drogen und kapitalistischer Habgier. Den Bericht über seine Konversion setzte Vance unter den Titel „Wie ich mich dem Widerstand anschloss“. Natürlich gehört zu einer Konversion das Ablegen des ganzen Glaubensbekenntnisses. Vance hat es getan. Das Studium des Hl. Augustinus und die Begleitung durch Dominikaner, denen Vance nahesteht, haben ihm geholfen. Gleichwohl stellt sich die Frage nach dem eigentlichen Motiv für die Konversion. Aus der Ferne über die Gründe eines Menschen urteilen zu wollen, der schon als Kind durch die Hölle gegangen ist, wäre vermessen. Aber man spürt in „Hillbilly Elegy“ und im Bericht über die Konversion, dass das moralische Chaos, in dem Vance gross geworden ist, eine wichtige Rolle gespielt hat. Die Lehre der katholischen Kirche über Ehe und Familie erscheint dem in einem Meer von Verwahrlosung Ertrinkenden da beinahe zwangsläufig als „last resort“, als letzte Zufluchtsstätte.

Führt man sich diese Dramatik vor Augen, die nicht nur im „Rostgürtel“ der USA herrscht, sondern in weiten Teilen der westlichen Welt, muss man zum Schluss kommen, dass die aktuelle Leitung der katholischen Kirche in einem Paralleluniversum lebt. Es ist die Unauflöslichkeit der christlichen Ehe, die wesentlich zum Fundament einer Gesellschaft gehört, die nicht dekadent ist. Genau diese Unauflöslichkeit hat der aktuelle Papst unterminiert, indem er die Ehenichtigkeitsverfahren so sehr verfremdet hat, dass sie in den Dienst einer „katholischen Scheidung“ gestellt werden können und gestellt werden. Und natürlich hat „Amoris laetitia“ theoretisch an der Unauflöslichkeit der christlichen Ehe festgehalten. Aber die irgendwie und von irgendwem zu leistende „pastorale Unterscheidung“ führt dazu, dass alle, wie auch immer ihr Familienstatus ist, nun guten Gewissens zur Kommunion gehen. Es gibt deshalb in der Wirklichkeit keine unauflösliche christliche Ehe mehr. Hinzu kommt, dass durch den neuen ausserliturgischen vatikanischen Sekundensegen gleichgeschlechtliche Paare durch den Apostolischen Stuhl legitimiert worden sind. Denn für die postchristliche Öffentlichkeit zählt die Praxis, nicht das irgendwo in schönen Dokumenten auch noch enthaltene Lippenbekenntnis zur christlichen Ehe, die aus einem Mann und einer Frau besteht. Das Flirten des aktuellen Papstes mit gleichgeschlechtlichen Paaren, „Transmenschen“ und anderen Wokeaktivisten unterstreicht zusätzlich, wie die Dinge gemeint sind.

Die Situation ist grotesk: Wir haben immer mehr Menschen wie JD Vance, die in der katholischen Kirche und ihrem Zeugnis für Gott, der dem Menschen auch moralisch einen Weg durch eine von Verwahrlosung geprägte Welt zeigt, den letzten Zufluchtsort sehen. Und wir haben eine Kirchenleitung, die diesen Weg durch ihr Handeln verunklärt. Anstatt den Gläubigen eine Spiritualität zu vermitteln, die ihnen hilft, im metaphysischen Chaos einer nihilistisch verstandenen Freiheit als Christen zu bestehen, igelt sie sich in Stuhlkreisen ein und betreibt abgehobene Diskussionen über Strukturfragen. Es zeigt sich in all dem ein erschreckendes Mass an Verblendung. Angesichts dessen schweigen über 5000 Bischöfe, weil sie Angst vor ihrer Absetzung haben. Und die Kardinäle schweigen, weil jeder von ihnen noch Papst werden möchte. Gäbe es nicht die immer zahlreicheren Schreie aus dem Dunkel der metaphysischen Verlassenheit, die Zeugen des verborgenen Wirkens des Hl. Geistes sind, wäre es zum Verzweifeln.


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