Kardinal Parolin leitet die Papstwahl

1. Mai 2025 in Weltkirche


Die Leitung des Konklaves fällt nun dem rangältesten der unter 80-jährigen Kardinalbischöfe zu; und das ist derzeit Kardinal Parolin.


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Beim Abschied von Papst Franziskus am vergangenen Wochenende standen sie beide im Rampenlicht: die Kardinäle Giovanni Battista Re und Pietro Parolin. Bei der Trauerfeier am Samstag auf dem Petersplatz brachte der 91-jährige Re noch einmal kraftvoll die Botschaft des Verstorbenen von Frieden und Menschenwürde auf den Punkt - im Beisein von Staatenlenkern und vor zahllosen TV-Kameras. Einen Tag später bei der Messe vor 200.000 Menschen am selben Ort erinnerte Parolin (70) in gewohnt sachlicher Manier an das Vermächtnis von Franziskus, dem er zwölf Jahre lang als Kardinalstaatssekretär und damit als Chefdiplomat und "zweiter Mann an der Kirchenspitze" diente.

In der Sedisvakanz haben die beiden Italiener nun unterschiedliche Schlüsselrollen. Re ist seit 2020 Kardinaldekan und damit protokollarischer Leiter des 252 Kardinäle umfassenden Kollegiums. Gemäß seiner Aufgabe hat er nach dem Tod des Papstes an Ostermontag die Kardinäle nach Rom gerufen und führt die "Übergangs-Regierung" der katholischen Weltkirche. Derzeit leitet er die Versammlungen der Kardinäle vor der Papstwahl, das sogenannte Vorkonklave. Diese Treffen, bei denen etwa der Termin der Beisetzung und der Beginn des Konklaves festgelegt wurden, finden bereits seit einer Woche in der Vatikanischen Synodenaula statt.

Auch Vizedekan Sandri jenseits der Altersgrenze

Eine der vornehmsten Aufgaben des Kardinaldekans, nämlich die Leitung der Papstwahl, wird Re jedoch nicht erfüllen. Denn nur jene 135 Kardinäle, die jünger als 80 sind, dürfen überhaupt an der Wahl teilnehmen - Re also nicht. Auch sein Stellvertreter, Vizedekan Leonardo Sandri (81), kommt für die Aufgabe aus Altersgründen nicht infrage. Daher fällt die Leitung nun dem rangältesten der unter 80-jährigen Kardinalbischöfe zu; und das ist derzeit Kardinal Parolin.

Schon in den zwölf Jahren, in denen der Norditaliener als Kardinalstaatssekretär die diplomatischen Strippen für Franziskus zog, fiel er durch seine nüchtern-bedachtsame Art auf. Seit Franziskus ihn kurz nach seiner Wahl im März 2013 an seine Seite holte, errang er als Unterhändler des Heiligen Stuhls Erfolge auf schwierigem Terrain, darunter in Vietnam, Israel oder China, in der Ukraine oder dem Libanon. Beim G-20-Gipfel in Rio de Janeiro oder dem UN-Klimagipfel in Baku war der Mann aus Schiavon in der Provinz Vicenza das Gesicht des Vatikans.

Parolin - Nummer zwei im Vatikan

Als Franziskus ab Mitte Februar wegen seines Spitalsaufenthalts ausfiel, empfing Parolin, der neben Italienisch auch Spanisch, Französisch und Englisch spricht, offizielle Gäste. Darunter war auch US-Vizepräsident James David Vance, der dem Papst noch am Ostersonntag einen kurzen Besuch abstattete. Unter den Kardinälen ist Parolin nicht nur sehr bekannt, sondern dürfte auch über die notwendige Autorität verfügen, um die einzigartige Wahlversammlung zu bändigen.

Von den aktuell 135 Wahlberechtigten, die sich am 7. Mai ins "Konklave", also laut der lateinischen Bedeutung in den "verschlossenen Raum" begeben, kommen 53 aus Europa, davon allein 16 aus Italien. Asien stellt 23 Wähler, Lateinamerika (mit Mexiko) 21, Afrika 18, Nordamerika 16 und Ozeanien 4.

Umstrittener Kardinal nicht bei Papstwahl

Dass Re und Parolin trotz sehr unterschiedlicher Temperamente miteinander funktionieren, zeigte die Causa Angelo Becciu. Der sardische Kardinal war 2023 wegen Verwicklung in eine verlustreiche Immobilieninvestition in London vom Vatikangericht zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden, legte jedoch Berufung ein. Franziskus hatte ihm bereits 2020 wegen derselben Sache seine Kardinalsrechte entzogen, allerdings waren sowohl die rechtliche Basis als auch die Tragweite dieser Strafe unklar geblieben.

Für die bevorstehende Wahl war der 76-Jährige erst gar nicht mitgezählt worden. Dennoch verkündete er lautstark, dass er unschuldig und deshalb auch wahlberechtigt sei. Doch dann erklärte Becciu am Dienstag seinen Verzicht - wohl nach Gesprächen mit seinen zwei mächtigen Mitbrüdern: Laut einem Bericht der römischen Tageszeitung "Il Messaggero" überredeten ihn die Kardinäle Re und Parolin gemeinsam zum Rückzug.

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