Urbi et Orbi Ostern 2025 - Das Lamm Gottes hat gesiegt! Er lebt, der Herr, meine Hoffnung

20. April 2025 in Aktuelles


Franziskus: Die Liebe hat den Hass besiegt. Das Licht hat die Finsternis besiegt. Die Wahrheit hat die Lüge besiegt. Die Vergebung hat die Rache besiegt. Die Sorgen der Menschheit


Rom (kath.net) Nach der Ostermesse zeigte sich Papst Franziskus auf dem Mittelbalkon der Petersbasilika zum traditionellen Segen „Urbi et Orbi“, der Stadt und dem Erdkreis.

Die Botschaft zum Segen „Urbi et Orbi“ verlas im Auftrag von Papst Franziskus der Zeremonienmeister der Päpstlichen Liturgien, Erzbischof Diego Giovanni Ravelli.

Die Botschaft „Urbi et Orbi“ von Papst Franziskus am Ostersonntag 2025:

Christus ist auferstanden, halleluja!

Brüder und Schwestern, frohe Ostern!

Heute erklingt in der Kirche endlich das Halleluja, es hallt wider von Mund zu Mund, von Herz zu Herz, und sein Gesang lässt das Volk Gottes in der ganzen Welt vor Freude weinen.

Vom leeren Grab in Jerusalem dringt die unerhörte Kunde bis zu uns: Jesus, der Gekreuzigte, »ist nicht hier, sondern er ist auferstanden« (Lk 24,6). Er ist nicht im Grab, er lebt!

Die Liebe hat den Hass besiegt. Das Licht hat die Finsternis besiegt. Die Wahrheit hat die Lüge besiegt. Die Vergebung hat die Rache besiegt. Das Böse ist nicht aus unserer Geschichte verschwunden, es wird bis zum Ende bleiben, aber es hat nicht mehr die Vorherrschaft, es hat keine Macht mehr über diejenigen, die das Gnadengeschenk dieses Tages annehmen.

Schwestern und Brüder, besonders ihr, die ihr leidet und verzweifelt seid, euer stiller Schrei wurde gehört, eure Tränen wurden aufgefangen, nicht eine ist verloren gegangen! Im Leiden und Sterben Jesu hat Gott alles Böse der Welt auf sich genommen und es in seiner unendlichen Barmherzigkeit besiegt: Er hat den teuflischen Hochmut vernichtet, der das Herz des Menschen vergiftet und überall Gewalt und Verderben sät. Das Lamm Gottes hat gesiegt! Deshalb rufen wir heute: »Er lebt, der Herr, meine Hoffnung« (Ostersequenz).

Ja, die Auferstehung Jesu ist das Fundament der Hoffnung: Von diesem Ereignis an ist die Hoffnung keine Illusion mehr. Nein. Dank dem gekreuzigten und auferstandenen Christus trügt die Hoffnung nicht! Spes non confundit! (vgl. Röm 5,5). Und diese Hoffnung ist kein Ausweichmanöver, sie ist herausfordernd; sie holt uns nicht aus der Wirklichkeit, sondern befähigt zur Verantwortung.

Die auf Gott hoffen, legen ihre schwachen Hände in seine große und starke Hand, sie lassen sich aufrichten und sie machen sich auf den Weg: Zusammen mit dem auferstandenen Jesus werden sie zu Pilgern der Hoffnung, zu Zeugen des Sieges der göttlichen Liebe, der unbewaffneten Macht des Lebens.

Christus ist auferstanden! Diese Botschaft enthält den ganzen Sinn unseres Daseins, das nicht für den Tod, sondern für das Leben bestimmt ist. Ostern ist das Fest des Lebens! Gott hat uns für das Leben erschaffen und er will, dass die Menschheit aufersteht! In seinen Augen ist jedes Leben kostbar! Das der Kinder im Mutterleib ebenso wie das der Alten oder Kranken, die in immer mehr Ländern als Menschen betrachtet werden, derer man sich entledigen kann.

Wie viel Todeswillen sehen wir jeden Tag in den vielen Konflikten in verschiedenen Teilen der Welt! Wie viel Gewalt sehen wir oft auch in Familien, gegen Frauen oder Kinder! Wie viel Verachtung wird den Schwächsten, den Ausgestoßenen, den Migranten bisweilen entgegengebracht!

An diesem Tag würde ich mir wünschen, dass wir wieder zur Hoffnung und zum Vertrauen in unsere Mitmenschen zurückfinden – auch denen gegenüber, die uns nicht nahestehen oder mit fremden Sitten, Lebensweisen, Vorstellungen und Gebräuchen aus fernen Ländern kommen – denn wir alle sind Kinder Gottes!

Ich wünschte, wir könnten wieder zurückfinden zu der Hoffnung, dass Frieden möglich ist! Vom Heiligen Grab in der Auferstehungskirche aus, wo Katholiken und Orthodoxe dieses Jahr am selben Tag Ostern feiern, möge das Licht des Friedens ausstrahlen über das gesamte Heilige Land und die ganze Welt. Den leidenden Christen in Palästina und Israel wie dem gesamten israelischen und palästinensischen Volk bekunde ich meine Nähe. Das wachsende Klima des Antisemitismus, das sich in der ganzen Welt ausbreitet, ist besorgniserregend. Gleichzeitig sind meine Gedanken bei den Menschen und insbesondere bei der christlichen Gemeinde im Gazastreifen, wo der schreckliche Konflikt weiterhin Tod und Zerstörung bringt und eine dramatische und unwürdige humanitäre Situation verursacht. Ich appelliere an die Kriegsparteien, das Feuer einzustellen, die Geiseln freizulassen und den Menschen zu helfen, die hungern und sich nach einer friedlichen Zukunft sehnen!

Beten wir für die christlichen Gemeinschaften im Libanon und in Syrien. Während das letztgenannte Land sich in einer empfindlichen Übergangsphase seiner Geschichte befindet, sehnen sich die Menschen beider Länder nach Stabilität und Teilhabe am Schicksal ihrer jeweiligen Nation. Ich rufe die ganze Kirche auf, die Christen des geliebten Nahen Ostens mit Aufmerksamkeit und im Gebet zu begleiten.

Besonders denke ich an das Volk des Jemen, das aufgrund des Krieges eine der schlimmsten „verlängerten“ humanitären Krisen der Welt durchlebt, und ersuche alle, durch einen konstruktiven Dialog Lösungen zu finden.

Möge der auferstandene Christus der gepeinigten Ukraine das österliche Geschenk des Friedens zuteilwerden lassen und alle Beteiligten ermutigen, ihre Bemühungen um einen gerechten und dauerhaften Frieden fortzusetzen.

An diesem Festtag denken wir an den Südkaukasus und beten für die baldige Unterzeichnung und Umsetzung eines endgültigen Friedensabkommens zwischen Armenien und Aserbaidschan, das zur lang ersehnten Versöhnung in der Region führen möge.

Das Osterlicht möge auf dem westlichen Balkan den Willen zur Eintracht wecken und die politischen Akteure bei ihrem Bemühen unterstützen, die Verschärfung von Spannungen und Krisen zu vermeiden. Es möge auch die Partner in der Region darin bestärken, gefährliches und destabilisierendes Verhalten abzulehnen.

Der auferstandene Christus, der unsere Hoffnung ist, schenke den Völkern Afrikas, die insbesondere in der Demokratischen Republik Kongo, im Sudan und im Südsudan Opfer von Gewalt und Konflikten sind, Frieden und Trost und stehe denen bei, die unter den Spannungen in der Sahelzone, am Horn von Afrika und in der Region der Großen Seen leiden. Er stärke auch die Christen, die sich vielerorts nicht frei zu ihrem Glauben bekennen können.

Es kann keinen Frieden geben, wenn es keine Religionsfreiheit oder keine Gedanken- und Redefreiheit und keinen Respekt vor der Meinung anderer gibt.

Es kann keinen Frieden geben ohne echte Abrüstung! Der Anspruch eines jeden Volkes, für seine eigene Verteidigung zu sorgen, darf nicht zu einem allgemeinen Wettrüsten führen. Das Osterlicht spornt uns an, die Schranken zu überwinden, die Spaltungen hervorrufen und eine Vielzahl an politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen nach sich ziehen. Es spornt uns an, füreinander zu sorgen, die gegenseitige Solidarität zu stärken und uns für eine ganzheitliche Entwicklung aller Menschen einzusetzen.

In dieser Zeit sollten wir es nicht versäumen, dem bereits von jahrelangen bewaffneten Konflikten geplagten birmanischen Volk zu helfen, das mit Mut und Geduld die Folgen des verheerenden Erdbebens in Sagaing zu bewältigen sucht, das Tausende von Menschenleben gefordert und vielen Überlebenden, unter denen sich Waisen und ältere Menschen befinden, Leid gebracht hat. Wir beten für die Opfer und ihre Angehörigen und danken allen großzügigen freiwilligen Helfern, die die Rettungsarbeiten durchführen, von ganzem Herzen. Die Ankündigung eines Waffenstillstands vonseiten verschiedener Akteure im Land ist ein Zeichen der Hoffnung für ganz Myanmar.

Ich appelliere an alle, die in der Welt politische Verantwortung tragen, nicht der Logik der Angst nachzugeben, die verschlossen macht, sondern die verfügbaren Ressourcen zu nutzen, um den Bedürftigen zu helfen, den Hunger zu bekämpfen und Initiativen zu fördern, die die Entwicklung vorantreiben. Die „Waffen“ des Friedens sind diejenigen, die Zukunft schaffen, anstatt Tod zu säen!

Der Grundsatz der Menschlichkeit darf als Angelpunkt unseres täglichen Handelns nie verloren gehen. Angesichts der Grausamkeit von Konflikten, bei denen wehrlose Zivilisten, Schulen, Krankenhäuser und humanitäre Helfer angegriffen werden, dürfen wir nicht vergessen, dass dabei nicht einfach Ziele getroffen werden, sondern Menschen mit einer Seele und Würde.

Und in diesem Heiligen Jahr mag das Osterfest zudem ein passender Anlass sein, Kriegsgefangene und politische Gefangene freizulassen!

Liebe Brüder und Schwestern,

im Pascha des Herrn standen sich Tod und Leben in einem unbegreiflichen Zweikampf gegenüber, doch der Herr lebt nun für immer (vgl. Ostersequenz) und schenkt uns die Gewissheit, dass auch wir berufen sind, an dem Leben teilzuhaben, das kein Ende kennt und in dem das Getöse der Waffen und das Echo des Todes verstummen. Vertrauen wir uns dem an, der allein alles neu machen kann (vgl. Offb 21,5)!

Ich wünsche allen ein frohes Osterfest!


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