Julia Klöckner: ‚Nicht immer sinnvoll, wenn Kirchen glauben, eine weitere NGO zu sein‘

9. April 2025 in Deutschland


In bioethischen Fragen soll die Kirche standhaft sein und nicht automatisch schauen, ob es Applaus gibt oder nicht. Durch kritische Auseinandersetzungen bleibe das gegenseitige Interesse von Kirche und Politik bestehen, sagt die Politikerin.


Berlin (kath.net/jg)
Julia Klöckner (CDU) ist seit März Präsidentin des Deutschen Bundestages. Im Interview mit dem domradio.de spricht die bekennende Katholikin über den sinkenden Einfluss der Kirche. Die Kirche sollte sich weniger zu tagespolitischen Themen, dafür mehr zu grundlegenden bioethischen Fragen Stellung beziehen, sagt sie.

Sie halte es „für nicht immer sinnvoll, wenn Kirchen glauben, eine weitere NGO zu sein und sich zu Tagespolitik äußern. Man kann für Tempo 130 sein, aber ich weiß nicht, ob die Kirchen dazu etwas schreiben müssen.“

Ihre Kritik komme aus der inneren Verbundenheit, die sie mit der Kirche habe, sagt Klöckner, die in der Schola gesungen hat und lange im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) war. Während der Corona-Pandemie seien viele Menschen nicht nur auf Sinnsuche, sondern allein und verzweifelt gewesen. Die Seelsorge hätte in dieser Zeit stärker präsent sein können, merkt Klöckner an.

In bioethischen Fragen wünscht sich die Politikerin mehr Standhaftigkeit der Kirche. Diese solle nicht automatisch schauen, „ob es Applaus gibt oder nicht.“ Bei Fragen, die den Beginn und das Ende des Lebens betreffen, wo die moralischen Grenzen menschlichen Handelns seien, könne und solle die Kirche ihre Stimme erheben, sagt Klöckner. Wenn es kritische Auseinandersetzungen gebe, sei auch das gegenseitige Interesse zwischen Kirche und Politik vorhanden, meint sie.

 


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