12. Februar 2025 in Prolife
IMABE-Direktorin Kummer: Schädliche Langzeit-Folgen für Kinder und Mütter werden weiter verschwiegen - Die gängigen Methoden sind bei acht von zehn Frauen erfolglos
Wien (kath.net/KAP) Zehn Jahre nach der Novellierung des österreichischen Fortpflanzungsmedizingesetzes, das am 23. Februar 2015 in Kraft trat, bleiben zentrale Fragen zu den gesundheitlichen Risiken künstlicher Befruchtung offen. Die Ethikerin Susanne Kummer, Direktorin des Instituts für Medizinische Anthropologie und Bioethik (IMABE), hat in einer Stellungnahme gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress mehr Aufklärung und eine kritische Auseinandersetzung mit den langfristigen Folgen für Kinder und Mütter gefordert.
"Es stimmt nachdenklich, dass Politik und Reproduktionsmedizin bis heute keine umfassende Aufklärung über die gesundheitlichen und psychischen Risiken sowie über die Langzeitfolgen künstlicher Befruchtung (IVF) leisten", erklärte Kummer. Studien hätten nachgewiesen, dass Kinder, die durch IVF zur Welt kommen, ein höheres Risiko für Frühgeburten, niedriges Geburtsgewicht und angeborene Herzfehler haben. Wissenschaftler vermuten, dass dies mit dem medizinischen Verfahren selbst zusammenhängt.
Auch die Erfolgsraten der künstlichen Befruchtung stehen klar hinter den laut Kummer "überzogenen" Versprechungen von Wunschbabykliniken zurück. Dem aktuellen IVF-Jahresbericht zufolge liegt die sogenannte "Baby-Take-home-Rate" in öffentlichen Zentren bei 20,7 Prozent. "Das bedeutet, dass 80 von 100 Frauen nach einem hormonell belastenden, invasiven und psychisch aufreibenden Eingriff ohne Kind nach Hause gehen", verdeutlichte Kummer.
Fehlendes Register, zweifelhafte Methoden
Ein weiteres ungelöstes Problem betrifft das zentrale Register für Samen- und Eizellspenden, das Kindern ermöglichen sollte, nachzuverfolgen, wer ihre leiblichen Eltern sind. Während dessen Umsetzung in Deutschland inzwischen gelang, gab es in Österreich bisher nur politische Ankündigungen und einen Entwurf, der weiter in der Schublade ruht. In Österreich wurden seit 2016 über 1.225 Kinder nach einer Samen- oder Eizellspende geboren, womit sie bis zu drei oder vier Elternteile haben - Tendenz steigend.
Zudem zeigen laut Kummer aktuelle Studien gesundheitliche Bedenken hinsichtlich bestimmter Befruchtungsmethoden. Eine 2024 im Fachjournal "The Lancet" veröffentlichte Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) - dabei wird ein einzelnes Spermium direkt in die Eizelle gespritzt - nicht nur die Erfolgschancen auf eine Lebendgeburt verringern könnte, sondern auch gesundheitliche Risiken wie erhöhtes Risiko für angeborene schwere Herzfehler oder in Folge für Schlaganfall birgt. ICSI wurde laut Statistik im Vorjahr in 73,2 Prozent der Anwendungen durchgeführt, während nur 16,1 Prozent der Paare die klassische IVF-Methode erhielten.
Forschende betonen auch die Bedeutung der Epigenetik: Die Nährlösung, in der Embryonen außerhalb des Körpers heranreifen, kann das Genom des Kindes beeinflussen. Eine aktuelle belgische Studie zeigt, dass Kinder, die durch künstliche Befruchtung gezeugt wurden, häufiger genetische Veränderungen in der mitochondrialen DNA aufweisen - mit möglichen Auswirkungen auf das Geburtsgewicht und die spätere Gesundheit.
Mehr Transparenz und Aufklärung
Die Forderung nach mehr Transparenz und wissenschaftlicher Aufklärung bleibt bestehen. "Es gibt einen dringenden Handlungsbedarf, um Risiken klar zu benennen und Paare, die sich für eine künstliche Befruchtung entscheiden, umfassend zu informieren", unterstrich Kummer.
Schätzungen zufolge sind weltweit mindestens 12 Millionen Kinder nach IVF geboren. In Österreich wendete der Staat 111 Millionen Euro allein in den Jahren 2018 bis 2023 für 69.298 Versuche mit künstlicher Befruchtung auf. Österreichweit sind derzeit 51.156 Embryonen tiefgefroren gelagert.
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