4. Dezember 2024 in Aktuelles
Franziskus: Predigen mit der Salbung des Heiligen Geistes bedeutet, neben Ideen und Lehre auch Leben und tiefe Überzeugung zu vermitteln. Inhalt der Verkündigung, das Evangelium, und ihr Mittel, der Heilige Geist. Von Armin Schwibach
Rom (kath.net/as) „Auch ich kam nicht zu euch, Brüder und Schwestern, um glänzende Reden oder gelehrte Weisheit vorzutragen, sondern um euch das Geheimnis Gottes zu verkünden. (…) Meine Botschaft und Verkündigung war nicht Überredung durch gewandte und kluge Worte, sondern war mit dem Erweis von Geist und Kraft verbunden, damit sich euer Glaube nicht auf Menschenweisheit stützte, sondern auf die Kraft Gottes“ (1 Kor 2,1.4-5).
Siebenunddreißigste Generalaudienz des Jahres 2024 vor rund 10.000 Pilgern und Besuchern. Papst Franziskus setzte seinen Katechesenzyklus mit dem Titel „Der Geist und die Braut. Der Heilige Geist führt das Volk Gottes zu Jesus, unserer Hoffnung“ fort. In der sechzehnten Katechese betrachtete der Papst das Thema: „Die Verkündigung des Evangeliums im Heiligen Geist. Der Heilige Geist und die Evangelisierung“.
Der Papst blickte auf das Wirken des Heiligen Geistes in der Verkündigung der Kirche. Diese setze sich aus zwei wesentlichen Elementen zusammen, dem Evangelium als ihrem Inhalt und dem Heiligen Geist als ihrem Mittel.
Die Kirche verkünde all das, was Jesus selbst während seines irdischen Lebens gepredigt habe, aber auch und vor allem die frohe Botschaft über ihn, nämlich das Pascha-Mysterium seines Todes und seiner Auferstehung. Dies könne jedoch nicht mit menschlicher Überredungskunst geschehen, vielmehr bedürfe es „der Kraft des Heiligen Geistes“ (1 Petr 1,12): „Daher müssen wir beständig um den Heiligen Geist beten. Er stehe uns bei, damit wir nicht uns selbst, sondern stets ‚Jesus Christus als den Herrn‘ (2 Kor 4,5) verkünden“.
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Der erste Petrusbrief definiere die Apostel als „die, die das Evangelium durch den Heiligen Geist verkündet haben“ (vgl. 1 Petr 1,12: „Ihnen wurde offenbart, dass sie damit nicht sich selbst, sondern euch dienten; und jetzt ist euch dies alles von denen verkündet worden, die euch in der Kraft des vom Himmel gesandten Heiligen Geistes das Evangelium gebracht haben“). In diesem Ausdruck fänden sich die beiden konstitutiven Elemente der christlichen Verkündigung: ihr Inhalt, das Evangelium, und ihr Mittel, den Heiligen Geist.
Im Neuen Testament habe das Wort „Evangelium“ zwei Hauptbedeutungen. Es könne sich auf eines der vier kanonischen Evangelien beziehen: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, und in dieser Bedeutung meine das Evangelium die gute Nachricht, die Jesus während seines irdischen Lebens verkündet habe.
Nach Ostern erhalte das Wort „Evangelium“ die neue Bedeutung einer guten Nachricht über Jesus, das heißt das Ostergeheimnis von Tod und Auferstehung Christi. Das sei es, was Paulus „Evangelium“ nenne, wenn er schreibe: „Ich schäme mich des Evangeliums nicht: Es ist eine Kraft Gottes zur Rettung für jeden, der glaubt“ (Röm 1,16).
Die Verkündigung Jesu und später die der Apostel enthalte auch alle moralischen Pflichten, die sich aus dem Evangelium ergäben, angefangen bei den Zehn Geboten bis hin zum „neuen“ Gebot der Liebe. „Wenn wir aber nicht in den vom Apostel Paulus angeprangerten Irrtum zurückfallen wollen“, so Franziskus, „das Gesetz vor die Gnade und die Werke vor den Glauben zu stellen, müssen wir immer wieder von neuem mit der Verkündigung dessen beginnen, was Christus für uns getan hat“. Deshalb bestehe das Apostolische Schreiben „Evangelii gaudium“ so sehr auf dem ersten der beiden Punkte: auf dem Kerygma oder der „Verkündigung“, von der jede moralische Anwendung abhänge.
In der Tat: „Wir haben von neuem entdeckt, dass auch in der Katechese die Erstverkündigung bzw. das „Kerygma“ eine wesentliche Rolle spielt. Es muss die Mitte der Evangelisierungstätigkeit und jedes Bemühens um kirchliche Erneuerung bilden. Das Kerygma hat trinitarischen Charakter. Es ist das Feuer des Geistes, der sich in der Gestalt von Zungen schenkt und uns an Christus glauben lässt, der uns durch seinen Tod und seine Auferstehung die unendliche Barmherzigkeit des Vaters offenbart und mitteilt. Im Mund des Katechisten erklingt immer wieder die erste Verkündigung: „Jesus Christus liebt dich, er hat sein Leben hingegeben, um dich zu retten, und jetzt ist er jeden Tag lebendig an deiner Seite, um dich zu erleuchten, zu stärken und zu befreien”. Wenn diese Verkündigung die „erste” genannt wird, dann nicht, weil sie am Anfang steht und dann vergessen oder durch andere Inhalte, die sie übertreffen, ersetzt wird. Sie ist die „erste” im qualitativen Sinn, denn sie ist die hauptsächliche Verkündigung, die man immer wieder auf verschiedene Weisen neu hören muss und die man in der einen oder anderen Form im Lauf der Katechese auf allen ihren Etappen und in allen ihren Momenten immer wieder verkünden muss.
Deshalb muss auch » der Priester wie die Kirche in dem Bewusstsein wachsen, dass er es nötig hat, selbst ständig evangelisiert zu werden«.
Man darf nicht meinen, dass das Kerygma in der Katechese später zugunsten einer angeblich „solideren” Bildung aufgegeben wird. Es gibt nichts Solideres, nichts Tieferes, nichts Sichereres, nichts Dichteres und nichts Weiseres als diese Verkündigung. Die ganze christliche Bildung ist in erster Linie Vertiefung des Kerygmas, das immer mehr und besser assimiliert wird, das nie aufhört, das katechetische Wirken zu erhellen, und das hilft, jedes Thema, das in der Katechese entfaltet wird, angemessen zu begreifen“ (EG 164-165).
So hätten wir den Inhalt der christlichen Verkündigung gesehen. Wir müssten jedoch auch die Mittel der Verkündigung im Auge behalten. Das Evangelium müsse „durch den Heiligen Geist“ verkündet werden: „Die Kirche muss genau das tun, was Jesus zu Beginn seines öffentlichen Wirkens sagte: ‚Der Geist des Herrn ruht auf mir; / denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, / damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe’ (Lk 4,18)“.
Verkünden mit der Salbung des Heiligen Geistes bedeute, neben Ideen und Lehre auch Leben und tiefe Überzeugung zu vermitteln. Es bedeute, sich nicht auf „überredende Reden der Weisheit, sondern auf die Offenbarung des Geistes und seine Kraft zu verlassen“.
„Das ist leicht gesagt, könnte man einwenden“, meinte Franziskus, „aber wie soll man es in die Praxis umsetzen, wenn es nicht von uns abhängt, sondern vom Kommen des Heiligen Geistes?“. Es gebe tatsächlich eine Sache, die von uns abhänge, „eigentlich zwei, und ich werde sie kurz erwähnen. Das erste ist das Gebet. Der Heilige Geist kommt über diejenigen, die beten, denn der himmlische Vater - so steht es geschrieben - ‚gibt den Heiligen Geist denen, die ihn bitten’, besonders wenn sie ihn bitten, das Evangelium seines Sohnes zu verkünden! Wehe dem, der predigt, ohne zu beten! Man wird zu dem, was der Apostel ‚polternde Bronzen und klirrende Zimbeln‘ nennt“. Deshalb sei das erste, was von uns abhänge, zu beten.
Das zweite bestehe darin, nicht uns selbst zu verkünden, sondern Jesus, den Herrn. Predigen sollten kurz sein, nicht mehr als acht Minuten. Es sei nicht nötig, darauf näher einzugehen, denn jeder, der in der Evangelisierung tätig sei, wisse sehr gut, was es in der Praxis bedeute, nicht sich selbst zu predigen: „Ich werde mich auf eine besondere Anwendung dieser Forderung beschränken. Nicht sich selbst predigen zu wollen, bedeutet auch, nicht immer den von uns geförderten und mit unserem eigenen Namen verbundenen pastoralen Initiativen den Vorrang zu geben, sondern bereitwillig an den Initiativen der Gemeinschaft mitzuarbeiten, wenn wir darum gebeten werden oder wenn sie uns im Gehorsam anvertraut werden“.
„Möge der Heilige Geist die Braut lehren, den Männern und Frauen von heute auf diese Weise das Evangelium zu verkünden!“.
Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:
Liebe Brüder und Schwestern, bald feiern wir das Hochfest der der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria. Sie ist voll der Gnade, weil sie vom ersten Augenblick ihres Daseins an vor aller Sünde bewahrt wurde. Ihre mächtige Fürsprache möge euch alle in diesem Advent begleiten!
Die Pilger und Besucher aus Polen grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:
Ich grüße die Polen ganz herzlich. Am kommenden Sonntag wird in Polen der XXV. Tag des Gebets und der materiellen Hilfe für die Kirche im Osten begangen. Ich danke allen, die mit Gebet und Gaben die Kirche in diesen Gebieten unterstützen, besonders in der vom Krieg zerrissenen Ukraine. Ich segne euch von Herzen!
Foto (c) Vatican Media
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