Gedanken zu einer „Reform“ der Aufbahrung und Beisetzung der Päpste

26. November 2024 in Kommentar


„Beginn und Ende eines Pontifikates weiß bzw. wusste die Kirche den Gläubigen stets eindrucksvoll und anschaulich zu vermitteln. Viele dieser Zeremonien waren und sind den Katholiken – und nicht nur ihnen – vertraut.“ Von Ulrich Nersinger


Vatikan (kath.net) Beginn und Ende eines Pontifikates weiß bzw. wusste die Kirche den Gläubigen stets eindrucksvoll und anschaulich zu vermitteln. Viele dieser Zeremonien waren und sind den Katholiken – und nicht nur ihnen – vertraut. Sie wurden ihnen durch die Medien der jeweiligen Zeit erklärend nahegebracht. In Romanen berühmter Schriftsteller fanden sie Aufnahme und wurden in Spielfilmen den Zuschauern  präsentiert. In ihnen vorkommende Zitate (sogar lateinische wie das „Habemus Papam“!) sind bis zum heutigen Tag unbestritten zum Allgemeinwissen zu rechnen.

Über ihre mediale und weltliche Bedeutung hinaus sind sie vor allem Glaubensvermittlung, eine Katechese in reicher, kaum zu überschätzender Bildsprache: so, wenn zu Beginn eines Pontifikates ein Apostolischer Segen „urbi et orbi – der Stadt und dem Erdkreis“ gespendet wird, die feierliche Überreichung des Fischerrings geschieht, die Inbesitznahme der eigentlichen Bischofskirche des Papstes, der Lateranbasilika, vollzogen wird.

Derzeit begeistert ein Film, der das Vorspiel zu einem jeden Pontifikat gibt, die Kinobesucher. Die cineastische Umsetzung des Romans „Konklave“ (2016) aus der Feder des britischen Bestsellerautors Robert Harris macht Furore. Man muss der im Film vorgetragenen Ideologie nicht zustimmen und darf sie durchaus für mehr als nur diskussionswürdig halten, unbestritten jedoch ist, dass das rituelle Prozedere einer Papstwahl die Zuschauer jeglicher Couleur fasziniert und ihnen einen Einblick in ein komplexes innerkirchliches Geschehen gibt.

In einem Interview, das der spanische Vatikan-Korrespondent Javier Martinez-Brocal zu Beginn des Jahres mit dem Heiligen Vater führte, gab Papst Franziskus an,  in einem Gespräch mit seinem Zeremonienmeister grundlegende Änderungen zur Aufbahrung des Pontifex Romanus und der Riten zur Verschließung des päpstlichen Sarges beschlossen zu haben. Nun ist dieses Vorhaben konkretisiert und mit dem „Ordo Exsequiarum Romani Pontificis“ dekretiert worden.

Unter anderem wird der Leichnam nun sofort in den Sarg gelegt, der traditionelle Brauch dreier Särge abgeschafft, die Aufbahrung auf einen Katafalk untersagt, der Hirtenstab dem verstorbenen Papst nicht mehr beigelegt, die Anwesenheit bestimmter Persönlichkeiten des Päpstlichen Hauses nicht mehr vorgesehen. Die Besonderheiten der bisherigen Rituale, wie die der Sargschließung, mögen auf den ersten Blick befremdlich erscheinen, das sollte aber nicht heißen, sie in Bausch und Bogen über Bord zu werfen – ohne Kenntnis um ihre Bedeutung und Beachtung der historischen Einordnung. Die erklärende Vermittlung nicht leicht verständlicher Zeremonien ist zugegeben schwierig, aber machbar. Und auf jeden Fall der bessere Weg.

Aufbahrung und Beisetzung eines Papstes gehören zum „Leben“ der Kirche und beschließen demonstrativ ein Kapitel der Kirchengeschichte. Sie sind ein religiöses Geschehen, auf das alle Welt mit Interesse den Fokus richtet – und sollen dem Amt und der Person des Oberhauptes der katholischen Kirche Respekt zollen. Wohlgemerkt Amt und Person! Gebrechlichkeit und Begrenzung der menschlichen Existenz vermögen sie anschaulich vor Augen zu führen, ebenso die hochbedeutende und unverzichtbare Dimension des petrinischen Dienstes, des Papstamtes.

Viele Katholiken, der Schreiber dieser Zeilen eingeschlossen, dürften den neuen „Ordo“ mit Befremden aufnehmen. Ein italienischer Vatikanist charakterisierte die Vorgangsweise des Heiligen Vaters als eine „Privatisierung“ des Papsttums, als ein Handeln mit mangelnder Rücksicht auf die Geschichte. Befremdlich erscheint auch, dass der Papst fast zeitgleich ein Dokument verfasst hat, das sich gegen die Geschichtsvergessenheit in der katholischen Kirche wendet und zu einem besseren Studium der Kirchengeschichte auffordert. Wie aber ist dies dann mit der Eliminierung historischer Bräuche und altehrwürdiger Zeremonien in Einklang zu bringen?

Archivfoto: Die Aufbahrung von Papst Benedikt XVI. (c) kath.net


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