22. Oktober 2024 in Spirituelles
Erst „verbotene Wallfahrt“, dann kirchliche Gebetsstätte: das „deutsche Fatima“ feiert 75. Jubiläum. Gastbeitrag von Verena Fabekovec
Heroldsbach (kath.net) Vor 75 Jahren, ab dem 9. Oktober 1949, behaupteten neun Mädchen im oberfränkischen Heroldsbach (Bayern), dass ihnen die Gottesmutter erschienen sei. Das Erzbistum Bamberg, allen voran Erzbischof Kolb, reagierte zunächst positiv und bescheinigte den Kindern Glaubwürdigkeit. Doch dann intervenierte der hochgelehrte Weihbischof und Ex-Theologieprofessor Artur Landgraf, ein erbitterter Gegner der Volksfrömmigkeit und des „Kinderglaubens“, die in Heroldsbach angeblich gerade ihr Hochamt feierten. Er riss die Kontrolle über die diözesanen Untersuchungen an sich, verbot Priestern, nach Heroldsbach zu pilgern, intrigierte in Rom und bewirkte, dass die Erscheinungen verboten und die noch minderjährigen Seherkinder sowie alle, die sie unterstützten, exkommuniziert wurden. Und das, obwohl bereits 10.000 Gläubige ein Sonnenwunder wie in Fatima, 70.000 Zeugen ein Lichtwunder und 300 Zeugen die Gottesmutter selbst bei einer nächtlichen Erscheinung bezeugen konnten.
Das Erlebte wirkte nach und verhinderte, dass Heroldsbach je vergessen wurde. Trotz aller kirchlichen Verbote pilgerten jahrzehntelang zehntausende auf den Erscheinungshügel, auf dem bald zwei Kirchen, eine Kapelle und ein dutzend Schreine und Altäre standen. Doch erst der Weisheit von Joseph Kardinal Ratzinger ist es zu verdanken, dass Mitte der 1990er Jahre, als er Präfekt der Glaubenskongregation war, erst die Exkommunikationen aufgehoben und dann auch Heroldsbach als Gebetsstätte anerkannt wurde, ohne dass ein neues Urteil über die Erscheinungen gesprochen werden musste.
Seitdem strömen jedes Jahr wieder zehntausende Pilger nach Heroldsbach, weil sie spüren, dass hier die Gottesmutter noch immer präsent ist, ganz wie sie es bei ihrer letzten Erscheinung am 31. Oktober 1952 versprochen hatte. Für sie ist es ein „deutsches Fatima“, ein Ort, „wo sich Himmel und Erde berühren“, wo sie Frieden und ihre Gebete Erhörung finden. Hier findet rund um die Uhr Eucharistische Anbetung statt, hier werden täglich mindestens zwei Heilige Messen gefeiert, hier sind morgens und nachmittags die Beichtstühle besetzt. Es gibt kaum einen Ort in Deutschland, an dem der katholische Glaube so kraftvoll praktiziert wird, wo Kirche so lebendig ist, wie in Heroldsbach.
Grund genug, für die Gebetsstätte, den 9. Oktober 2024 als 75. Jahrestag mit einer ganzen Festwoche zu feiern, deren Höhepunkt der vorletzte Mittwoch war. Über tausend Gläubige waren an diesem Tag dabei, als morgens in der voll besetzten Marienkirche von Heroldsbach der emeritierte Churer Weihbischof Marian Eleganti, OSB das Pontifikalamt zu Ehren der „Rosenkönigin“ von Heroldsbach zelebrierte.
In seiner Predigt sprach er eindrucksvoll über die Schönheit. Über die Schönheit der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau Maria. Er nahm Bezug auf das Evangelium der Verkündigung, in dem wir hören, wie Maria ihr „fiat“ sprach und so offen war, dass der Hl. Geist in ihr Wohnung nahm.
Auch für uns gelte es immer wieder neu, so Bischof Eleganti, unser fiat zu sprechen, und vor Gott zu beugen und den Tröster Geist mit einem Seufzer einzuladen.
Dann würden wir schön von Innen. Maria aber, die Reine, ist die Schönste von allen, so dass Gott selbst, durch den Heiligen Geist, in Maria Fleisch annahm.
Man hätte eine Stecknadel fallen hören können und es war fast so, als ob sich der Himmel noch einmal über den gebeugten Köpfen der Gläubigen geöffnet hätte und der Hl. Geist mit sanftem Wehen über den Heiligen Berg gekommen wäre.
Nach dem bischöflichen Segen und einer kurzen Mittagspause zogen um die 500 Pilger vom Ort der ersten Erscheinung am Birkenwald, ganz in bayrischer Tradition mit Blasmusik, hinauf zur Rosenkranzkapelle wo der Rektor der Gebetsstätte, Pater Ludwig Müller, CRVC, die zweite Heilige Messe des Tages zelebrierte.
Im Anschluss an eine Gnadenstunde mit Pater Dietrich von Stockhausen, CRVC, dem emeritierten Rektor und Bruder der berühmten Philosophin Alma von Stockhausen, stellte der bekannte Historiker und Bestsellerautor Michael Hesemann sein neues Buch „Heroldsbach – als der Himmel die Erde berührte“ vor. In seinem zweistündigen Vortrag schilderte Hesemann eindrucksvoll die damaligen Geschehnisse, die er durch unlängst entdeckte Dokumente aus den vatikanischen Archiven erstmals vollständig darstellen konnte.
Mit einem Te Deum und dem priesterlichen Segen ging dieser Gnadentag zu Ende.
Es bleibt abzuwarten, wie das Erzbistum auf die bislang unveröffentlichten Dokumente zur „causa Heroldsbach“ reagiert, die Hesemann auf seinem Vortrag präsentierte. Wird man den Mut haben, die damaligen Versäumnisse endlich aufzuarbeiten und sich von dem „klerikalen Machtmißbrauch“ (so Hesemann) durch Weihbischof Landgraf zu distanzieren? Es wäre zu wünschen, damit das jahrzehntelange Sühneleiden der Seherkinder der Gebetstätte zum Segen wird.
Nur dann kann Heroldsbach zu dem werden, was sich der hl. Johannes Paul II. wünschte, als er 2002 den damals neuen Bamberger Erzbischof Ludwig Schick auf die neu gegründete Gebetsstätte ansprach: Ein Ort der Neuevangelisierung für das Erzbistum Bamberg, für Deutschland und darüber hinaus.
Bis dahin aber predigen die Pilger: „Rosenkönigin von Heroldsbach rette Deutschland und öffne alle Herzen für die heilende Liebe Jesu.“
Michael Hesemann: „Heroldsbach – Wo der Himmel die Erde berührte“ (Jestetten 2024) ist für EUR 22,-- erhältlich bei: www.michael-hesemann.com
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