9. September 2024 in Familie
Wenn sich eine „überplante, koffeinabhängige Nation“ nach einer Work-Life-Balance sehnt, dann muss sie Fixtermine mit Gott setzen. Von Petra Knapp.
New York (kath.net/ pk) „Wenn wir unsere Prioritäten so setzen, dass Gott im Mittelpunkt steht, können wir das wirklich Wichtige vom scheinbar Dringenden trennen – und mit der Zeit, so wie die Heiligen, eine Ruhe in unserem Alltag und in unserer Seele erlangen.“ Das schreibt Danielle Lamb in einem Beitrag, den das „National Catholic Register“ veröffentlichte.
Für eine überplante, koffeinabhängige Nation wirke eine unverplante Zeit mit Gott „schwierig, einschüchternd und sinnlos“; sie sei aber wichtig, um ein gutes Gleichgewicht zu erlangen. Heute dominiere vielerorts eine hektische Betriebsamkeit, die kaum Pausen kennt.
In seinem Buch „Overcoming the Evil Within“ stellt P. Wade Menezes fest, dass die Tugend immer zwischen zwei Extremen liege.„Es ist wichtig zu erkennen, dass jede der Todsünden nicht nur eine entgegengesetzte Tugend hat, die ihr entgegenwirkt, sondern auch ein entgegengesetztes Extrem, das zwar im Gegensatz zu ihr steht, aber im Leben eines Menschen genauso viel Schaden anrichten kann.“
In Bezug auf die Work-Life-Balance spiele die „Faulheit“ eine Rolle. Es ist verhältnismäßig leicht, Faulheit zu entlarven, also „wenn wir aktiv vermeiden, was wir eigentlich tun sollten, und uns stattdessen lieber mit unzähligen Ablenkungen beschäftigen“, heißt es in dem „Register“-Artikel. Allerdings erkennen wir das Phänomen „Faulheit“ in der Arbeitssucht und der hektischen Betriebsamkeit unserer modernen Kultur seltener. „Beides sind jedoch Seiten derselben sündigen Medaille“, schreibt die Autorin.
Sie zitiert Monsignore Charles Pope, der einmal meinte, Faulheit könne sich als „hektische Geschäftigkeit mit weltlichen Dingen“ manifestieren, um abzulenken von den tiefen Fragen des Lebens. Ihr Fazit: „Wir sehen also, dass ein Ungleichgewicht in unserem Arbeitsleben, sei es, dass wir zu wenig oder zu viel arbeiten, uns für die Sünde der Trägheit anfällig macht.“ Wenn dies nicht bekämpft werde, könne es zu einer „geistlichen Apathie“ führen, die uns kraftlos und lau mache. Danielle Lamb warnt vor der Trägheit und ihrem „subtileren Eindringen in unser Leben unter dem Deckmantel der Geschäftigkeit“.
„Die meisten von uns verstehen und kämpfen regelmäßig mit der natürlichen Abneigung gegen die Arbeit, aber warum fällt es uns so schwer, die Freizeit zu genießen?“ Diese provokante Frage stellte Leon Suprenant in einem Beitrag für die Zeitschrift „Catholic Answers“. Dazu passt die Aussage von Johannes Paul II., der schrieb, der Mensch sollte Gott „sowohl in der Arbeit als auch in der Ruhe nachahmen, denn Gott selbst wollte seine eigene schöpferische Tätigkeit in der Form von Arbeit und Ruhe darstellen“.
„Deshalb erfordert auch die Arbeit des Menschen nicht nur an jedem 'siebten Tag' eine Ruhepause, sondern kann auch nicht in der bloßen Ausübung menschlicher Kräfte in äußerer Tätigkeit bestehen; sie muss dem Menschen Raum lassen, um sich, indem er immer mehr zu dem wird, was er nach dem Willen Gottes sein soll, auf die 'Ruhe' vorzubereiten, die der Herr seinen Dienern und Freunden vorbehält.“
Das Fazit der Autorin: „Erstens, Ruhe ist gut, denn auch Gott hat geruht. „Zweitens sind sowohl Ruhe als auch Arbeit im Gleichgewicht für unser menschliches Gedeihen notwendig. Und um es klar zu sagen: Was wir als ,heilige Ruhe‘ bezeichnen könnten, ist nicht einfach die Abwesenheit von Aktivität, sondern vielmehr, dass wir uns erlauben, in der Gegenwart Gottes still zu sein.“
Warum kommt die westliche Gesellschaft so schwer zur Ruhe? Suprenant führt dies teilweise darauf zurück, dass unsere westliche Gesellschaft den Sinn für Gott weitgehend verloren habe und wir nun eine allgegenwärtige Leere und Langeweile erleben, die wir mit einer Vielzahl von Ablenkungen zu füllen versuchen. Außerdem sei ein Großteil unserer Identität an unseren Beruf gebunden.
„Daher mag eine Zeit der Ruhe, eine Gelegenheit, einfach in Gottes Gegenwart zu sein, einer überplanten, koffeinabhängigen Nation schwierig, einschüchternd und sinnlos erscheinen“, schreibt Lamb. Aber das Ausruhen sei genau das, wozu unser christlicher Glaube uns auffordert.
Ein guter Anfang sei der Sonntag. Den Sonntag heilig zu halten sei „kein Vorschlag, sondern ein Gebot - und zwar eines, das Gott aus Gerechtigkeit erlassen hat, um sicherzustellen, dass wir den Herrn anbeten“. Die Anbetung Gottes wiederum sei „die Grundlage für unsere geistliche Gesundheit, die sich auf alle Aspekte unseres Lebens auswirkt“.
„Wie sehen also unsere Sonntage aus?“, fragt die Autorin. „Der Besuch der wöchentlichen Messe ist das absolute Minimum. Haben wir den Tag mit anderen unnötigen Aufgaben, Hausarbeiten oder Hobbys ausgefüllt? Wenn ja, ist das vielleicht ein guter Ansatzpunkt, um das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Leben wiederherzustellen. Können wir den Sonntag als einen Tag schützen, an dem wir die Messe besuchen, uns mit unseren Lieben ausruhen und zusätzliche Zeit im Gebet verbringen?“
Zweitens müsse geprüft werden, ob alle Aufgaben, die ich absolviere „absolut notwendig“ sind. „Haben wir uns überanstrengt oder die Zeit unterschätzt, die wir für die Erledigung bestimmter Aufgaben benötigen? Selbst Dinge, die gut gemeint sind, können zur Last werden, wenn wir uns zu viel vorgenommen haben. Haben wir uns Zeit für das tägliche Gebet und die Stille mit dem Herrn gelassen?“
Es brauche eine „unter Gebet durchgeführte Analyse unserer Zeitpläne und der Erwartungen, die wir an uns selbst und andere stellen“, schreibt die Autorin., Wer ein ausgeglicheneres Leben wolle, müsse „zunächst das in Frage stellen, was wir als unseren Status quo akzeptiert haben“.
Schließlich können wir uns auch von den Heiligen inspirieren lassen. Eine häufig erzählte Geschichte ist jene vom heiligen Dominikus Savio, der vom heiligen Johannes Bosco beim Fußballspielen gefragt wurde, was er tun würde, wenn er nur noch eine Stunde zu leben hätte. Der junge Heilige sagte darauf: „Ich würde weiter Fußball spielen“.
„Was für ein Beispiel für Freiheit!“, schreibt Lamb. „Ich glaube, Pater Menezes hat erklärt, dass der heilige Dominikus Savio deshalb so viel Selbstvertrauen hatte, weil er das tat, was er tun sollte – mit anderen Worten, er lebte ein ausgeglichenes Leben.“
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