Nebelkerzen im rechtsfreien Raum

17. Juni 2024 in Kommentar


Der nicht existierende Synodale Ausschuss tagte in Mainz. Auch bei seiner zweiten Sitzung ignorierten Bischöfe und Laien den irregulären Zustand ihres Phantasieclubs. Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Um es gleich vorwegzusagen: Kein Katholik muss sich dafür interessieren und / oder irgendetwas davon befolgen, was ein Teil der deutschen Bischöfe und das umstrittene „ZdK“ in ihrem Fantasie-Club „Synodaler Ausschuss“ beschließen. Mehrere Kirchenrechtler haben inzwischen sehr deutlich gemacht, dass sich alles, was dort passiert im rechtsfreien Raum oder sogar illegal ereignet. Die Deutsche Bischofskonferenz kann mangels Rechtsfähigkeit nicht Träger eines solchen Events sein. Der Rechtsträger der DBK, der VDD, darf nicht Rechtsträger des Synodalen Ausschuss sein, weil ein rechtsgültiger Beschluss dafür nicht vorliegt. So haben jetzt einige Bischöfe einen namentlich nicht näher bekannten Verein gegründet, um den gemeinsamen Kirchenzerstörungsclub, den mit Laienfunktionären betreiben, bezahlen zu können. Interessant wäre es zu erfahren, ob Kirchensteuermittel dazu zum Einsatz kommen und wie man sich als Kirchensteuerzahler dagegen zur Wehr setzen könnte. Nach wie vor trägt die Pressearbeit für den Synodalen Ausschuss das Sekretariat der DBK zusammen mit dem der Pressestelle des „ZdK“. Ob die Kosten vom Verein der Bischöfe refinanziert werden und ob eine solche Vorleistung überhaupt rechtlich zulässig ist, darf hinterfragt werden. Klar ist hier gar nichts. Transparenz geht anders.

So ist es nicht verwunderlich, wenn die Laieninitiative „Neuer Anfang“ nun einmal verbindlich in Rom angefragt hat, ob dieser Ausschuss rechtens ist. Die katholischen Laien sähen in der Konstituierung des Synodalen Ausschuss ein schweres öffentliches Ärgernis, weil, so die Initiative in einer Presseerklärung, das Vertrauen der Gläubigen in die Kirche und ihre Ordnung (c. 392 § 1 CIC/1983) ausgerechnet durch Hirten der Kirche nachhaltig beschädigt werde. Der Neue Anfang sieht das ganz richtig und eine klare Antwort aus Rom wäre ein Gewinn. Renommierte Kirchenrechtler hatten sich in den vergangenen Monaten zum sogenannten Synodalen Ausschuss geäußert. Norbert Lüdicke sprach von einem imaginierten Ausschuss und analysierte in einem Beitrag für die Herder-Korrespondenz den Synodalen Ausschuss, dem seiner Ansicht nach jegliche Rechtsgrundlage fehle und der demzufolge überhaupt nicht bestehe. Auch der Kirchenrechtler Heribert Hallermann bezeichnet die Annahme der Satzung des Synodalen Ausschuss durch den Ständigen Rat der DBK als null und nichtig.

Es gab und gibt hinreichend Anlass zu der Annahme, dass hier eine ganze Reihe Hirten der Kirche tatsächlich die Ordnung der Kirche massiv beschädigen, indem bei einem solchen Potemkinschen Ausschuss mitwirken. Offensichtlich interessieren sich die Protagonisten dieser kirchenrevolutionären Veranstaltung wenig für rechtliche Fragen. Man richtete bei der jüngsten Versammlung munter drei Kommissionen ein. In die drei Kommissionen, so die von der DBK versandten Pressemeldung, wurden jeweils zehn Mitglieder des frei erfundenen Synodalen Ausschusses gewählt. Kommission I, ließ man wissen, berate zur Synodalität als Strukturprinzip der Kirche und zur möglichen Ordnung eines Synodalen Rates. Hier wäre anzumerken, dass die Errichtung eines sogenannten Synodalen Rates von Rom untersagt worden ist. Getreu dem Motto aller Revolutionäre „Vorwärts immer, rückwärts nimmer“, setzen Bischöfe und Laienfunktionäre ihren schismatischen Kurs fort. Mit Ärgernis ist diese Handlungsweise noch geradezu mild umschrieben. Die Kommission II, so teilt die PM mit, frage nach Evaluation und Monitoring der Umsetzung der Beschlüsse des Synodalen Weges. Da keiner der Beschlüsse des ebenfalls im rechtsfreien Raum stattgefundenen Synodalen Weges irgendeine Rechtsverbindlichkeit entfaltet, handelt es sich bei dieser Kommission um eine Organisation, die Bischöfe nötigt, umstrittene, rechts- oder lehrwidrige Beschlüsse in ihren Bistümern zu geltendem Recht zu machen. Das ist natürlich mindestens teilweise Unfug. Kein Katholik muss häretische Beschlüsse als Recht anerkennen. Kommission III kümmere sich um die Weiterentwicklung der Initiativen des Synodalen Weges. Hier geht es wohl auch darum, dass der mit Textmonstern überladene Synodale Weg gar nicht alles verabschieden konnte und nun ebenfalls völlig rechtswidrig ein nicht existentes Gremium diese nicht gefassten Beschlüsse noch fassen soll. Auch davon wird nichts von sich aus rechtliche Konsequenzen oder Bindungswirkung entfalten.

Hierbei von einer Nebelkerze zu sprechen, ist noch recht sanft ausgedrückt. Die von den Pressuregroups unter den Laienfunktionären seit Jahrzehnten geforderten Veränderungen der kirchlichen Lehre sollen hier nun endlich durchgesetzt werden. Recht und Gesetz interessieren in diesem Zusammenhang ebenso wenig wie ewige unveränderliche Wahrheiten.

Ein sehr beeindruckendes Beispiel ist der Umbau der kirchlichen Sexualmoral zu einem hedonistischen „anything goes“. Erst jüngst gab der Beauftragte der DBK für queere Pastoral, Weihbischofs Schepers, seine Weisheiten dazu in einem Interview mit der Tagespost bekannt. Dass ein Bischof der katholischen Kirche davon spricht, dass Geschlechtlichkeit etwas diffuses elliptisches mit den Attributen „männlich und weiblich“ als Brennpunkten der Ellipse, kann man nur als Satire lesen. Auch die moderne Behauptung, Gott habe den Menschen nicht etwa als Mann und Frau erschaffen, sondern nach diffusen Prinzipen „männlich und weiblich“ und dabei zu behaupten, Geschlechtlichkeit sei eine Möglichkeit mit allem dazwischen, dann ist man bei Judith Butler und nicht innerhalb der Lehre der Kirche. Mit einer gesunden christlichen Anthropologie hat so ein esoterisches Menschenbild rein gar nichts mehr zu tun. Das jedoch ist genau das Ziel der Betreiber von  Synodalem Weg/Ausschuss/Rat.

Es geht um nicht weniger als um die Dekonstruktion des Rechts und der Lehre der Kirche in Fragen des Glaubens und der Sitten. Das und nichts anderes ist das Ziel des einzigartigen deutschen synodalen Komplexes, der mit großen Mengen an Nebelkerzen versucht wird, als katholisch zu tarnen. Dazu richtet man Kommissionen ein, gründet Arbeitskreise, betreibt Laienbespaßung in den betroffenen Diözesen.

Und wer gerne wissen möchte, wie perfide die Strategie der Zerstörung der Kirche ist, die hier betrieben wird, erinnere sich an den Ursprung des Procederes. Es ging darum, so wurde uns naiven Gläubigen erklärt, das große Problem des sexuellen Missbrauchs in der Kirche aufzuarbeiten. Dabei hatte man – auch hier schon wider die Lehre der Kirche von der Personalität von Schuld – sogenannten „systemische Ursachen“ erfunden.

Man muss es einmal ganz konkret und ganz deutlich sagen. Es gab und gibt in den Reihen des Klerus eine ganze Reihe (offensichtlich schmerzhaft zu viele) pädosexuelle Straftäter. Das sind Verbrecher, Kriminelle, die ins Gefängnis gehören und nicht in die Seelsorge. Zudem gibt es ganz offensichtlich in den kirchlichen Behörden bis hinauf auf die Ebene der Bischöfe eine schmerzhaft große Zahl am Beihelfern, die sexuelle Straftaten vertuscht und Straftäter vor staatlicher Strafverfolgung geschützt haben. So sie gestorben sind, sind sie der weltlichen Gerichtsbarkeit entzogen und haben sich vor dem Richterstuhl Gottes zu verantworten. Diejenigen, die noch leben jedoch sind mutmaßliche Verbrecher und gehören vor Gericht gestellt. Es gibt in der Kirche eine ganze Reihe Kleriker und Laien, zu denen sich der Autor dieser Zeilen zählt, die nur allzulange geglaubt haben, das sei ein aufgebauschtes Problem. Leider ist es das nicht.  Letztendlich gibt es auch die, die obwohl in verantwortlicher Position – ob naiv oder leichtfertig oder von Untergebenen getäuscht – das Problem nicht gesehen haben. Weit weg von Vollständigkeit aller denkbaren Möglichkeiten zeigt sich hier vor allem eines: Systemisch ist hier gar nichts. Die Schuld ist personal und persönlich. Was hat es denn mit dem System zu tun, dass ich ein gläubiger Blindfisch war? Es hat etwas mit mir zu tun, weil ich vielleicht - wegen oder trotz meines weltlichen Vorlebens? – nicht hinsehen wollte. So oder ähnlich ging es vielen. Es ist eine Sauerei, sich selbst exkulpieren zu wollen und systemische Ursachen zu erfinden, nur um die Kirche umzubauen. Darum nämlich geht es.

Hören wir die Präsidentin des „ZdK“ sagen: „Wir haben den Synodalen Weg in Deutschland begonnen, als das Ausmaß des Missbrauchsskandals überdeutlich wurde. Ich sehe klar: Wir müssen unsere Verantwortung für strukturelle Veränderungen in unserer Kirche wahrnehmen.“ Was fällt auf? Immer noch geht es scheinbar um den Missbrauchsskandal, doch ganz offensichtlich zeigt sich, dass man die Opfer des Missbrauchs gar nicht mehr braucht. Man hatte ja, was man brauchte, die Revolutionsgarden sind jetzt aufgestellt. Die Vertreter der Opfer des sexuellen Missbrauchs nehmen am Synodalen Ausschuss nämlich nicht teil. Sie würden dort nur stören. Sie waren – und damit wurden sie noch einmal erneut zu Opfern – die nützlichen Trottel, die den Funktionären erlaubten, den Bischöfen endlich die Reformpistolen auf die Brust setzen zu dürfen.

Gäbe es keinen anderen, so wäre allein dies schon hinreichend Grund für den Vatikan, den Synodalen Ausschuss sofort zu untersagen und jeden mit der Tatstrafe der Exkommunikation zu bedrohen, der daran teilnimmt.

Es muss endlich Klarheit herrschen. Kein Katholik muss auf das hören und dem folgen, was dieses illegale Gremium tut, beschließt oder auf andere Weise von sich gibt. Wir Gläubigen wollen endlich davon befreit werden. Wir wollen frei werden von der Verunsicherung und von dem Ärgernis durch diesen Mist. Wir brauchen unsere Kräfte für die Neuevangelsierung. Dieser dumme Kirchenkampf ist so überflüssig wie ein Kropf. Schon allein ein beruhigendes Wort aus Rom, dass wir Katholiken uns um den Synodalen Weg und seine Derivate nicht mehr kümmern müssen, wäre ein großer Gewinn.

 

Zum Bild oben: Ein Müllhaufen, nichts anderes ist es, was der Synodale Weg und seine Derivate produzieren. Und auf den Müllhaufen der Kirchengeschichte gehört dieser Mist.  - Foto: Pixabay


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