Der surfende Engel: Guido Schäffer (+2009) – Alle unsere Handlungen sollten die Liebe Gottes zeigen

29. Mai 2024 in Jugend


„Zunächst wurde der sportliche junge Mann Arzt. Das Studium der Bibel war sein Lebensfundament, große Liebe und Verehrung der Sakramente und die Hochschätzung der Gaben des Heiligen Geistes zeichneten ihn aus.“ Gastbeitrag von Elmar Lübbers-Paal


Linz (kath.net) „Verkaufe alles, was du hast, gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel finden; dann komm und folge mir. (Lk18,22) Diese Herrenworte sind so treffend für den begnadeten Wellenreiter, leidenschaftlichen Verbreiter der Frohen Botschaft, Arzt für Obdachlose und Seminarist mit Herzblut: Der Brasilianer Guido Vidal Franca Schäffer.

Das soziale Engagement und der vorbildlich gelebte Glaube in der Familie prägten den kleinen Guido, der am 22.5.1974, von Maria Nazareth Franca geboren wurde. Sein Vater, Guido Manoel Vidal, war Arzt und seine Mutter ein engagiertes Mitglied in der katholischen Charismatischen Erneuerung. Aufgewachsen in der Copacabana spielte der Junge viel am Strand und erlernte früh das Surfen auf den Wellen des Meeres. Zu seinen eindrucksvollsten Ereignissen des Lebens zählten seine Erstkommunion, die er am 11. Dezember 1983 feierte und seine Firmung am 2. Dezember 1990 in der Pfarrei Unserer Lieben Frau von Copacabana. Der mindestens wöchentliche Kirchgang und die täglichen Gebete am Morgen und Abend wurden mit den Eltern rege praktiziert.

Von 1979 bis 1991 absolvierte Guido seine Grund- und Sekundarschulbildung am College of the Sacred Heart of Mary. Von 1993 bis 1998 studierte Guido Medizin. Dem ganzheitlichen Menschen mit seiner unantastbaren Würde in jeder Lebenslage galt seine besondere Aufmerksamkeit. Er sah es als seine Aufgabe an, gerade die Patienten zu behandeln, die von der breiten Gesellschaft eher ausgegrenzt wurden. So behandelte Guido die HIV-Patienten im Evandro-Chagas-Hospital respektvoll und empathisch. Ebenso nahm er sich auch der vernachlässigten Stämme der einheimischen Bevölkerungsschicht an. In der Pfarrei Unserer Lieben Frau des Friedens gründete er zudem die Gebetsgruppe „Feuer des Heiligen Geistes“ mit Unterstützung von Pater Jorjão. Dies zeigte einmal mehr seine tiefe charismatische Spiritualität.

2001 wurde der sportliche junge Mann Arzt in Santa Carsa. Das Studium der Bibel war sein Lebensfundament. Auch die große Liebe und Verehrung der Sakramente und die Hochschätzung der Gaben des Heiligen Geistes zeichneten seine Spiritualität aus. Mehrere Gebetsgruppen gingen aus seinen Initiativen hervor. Guido hielt selber Vorträge zu Glaubensthemen und ließ sich auch immer wieder von inhaltsreichen Predigten inspirieren. „Wende niemals dein Gesicht von den Armen ab und Gott wird niemals sein Angesicht von dir abwenden“ (Tobit 4,7) wird zu einem Schlüsselsatz, den ein Priester durch seine Predigt in Guidos Herz legt. Der junge Mann fühlt sich angesprochen. Doch was soll er machen? Er bat den HERRN im vertrauensvollen Gebet: „JESUS, hilf mir, auf die Armen zu achten!“ und bittet um Vergebung, wenn er in der Vergangenheit den Armen nicht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Nur eine Woche darauf traf er auf die Ordensschwestern der „Missionarinnen der Nächstenliebe“ (Mutter-Teresa-Schwestern). Dies sah er als Weisung GOTTES an, seinen Einsatz als Arzt den Obdachlosen anzubieten. Aber nicht nur das. Guido wurde zum Organisator für weitere freiwillige Helfer und mobilisierte mehrere Ärzte für diesen Dienst der Nächstenliebe. Er unterstützte Jugend- und Gebetsgruppen nachhaltig und leitete sie auch zur tätigen Nächstenliebe an.

Schwester Caritas, die Guidos Arbeit im Haus der Missionare der Nächstenliebe in Lapa begleitete, berichtet: „Sein einziges Anliegen war es, Seelen zu retten. Er wollte, dass jeder Christus persönlich begegnet. Als er sich um die Brüder der Straße kümmerte, sorgte er nicht nur für die Gesundheit ihres Körpers, sondern vor allem für ihre Seelen. Zu jedem von ihnen sprach er von Christus. Die meisten von ihnen verließen das Büro unter Tränen und tief berührt. Er betete für und mit jedem von ihnen und lud sie ein, die Sakramente als Quelle der Gnade und Gemeinschaft mit Gott zu empfangen. Er behandelte jeden mit Geduld und Verständnis. Ich habe ihn nie gereizt oder ungeduldig gegenüber jemandem gesehen!"

Als Guido das Buch „Der Bruder von Assisi“ von Ignacio Larranaga las, erfuhr er seine Berufung zum Priestertum. Als externer Student absolvierte er sein Vorstudium in Philosophie und Theologie im Benedikt-Kloster in Rio de Janeiro. Auch während seines Studiums hielt er an den medizinischen Hilfseinsätzen für die Armen fest. Ebenso ließ er sich die Verbreitung der Frohen Botschaft nicht nehmen. Schließlich trat er 2008, zur Beendigung seines Studiums, dem Saint Joseph Seminars in Rio bei. Seinen sportlichen Ausgleich kam er weiterhin beim Surfen im Meer nach.

So geschah es, dass sich Guido beim Wellenreiten eine Nackenverletzung zuzog, die ihn bewußtlos werden und in der Folge auch ertrinken ließ. Es war der 1. Mai 2009, nur wenige Wochen vor seiner Priesterweihe. Die Trauermesse am Folgetag besuchten etwa 1700 Personen. Neben Menschen aus allen sozialen Schichten nahmen etwa siebzig Priester und drei Bischöfe teil.

Der Erzbischof von Rio de Janeiro, der spätere Kardinal, O.J. Tempesta, legte Guido, der so sehr der Priesterweihe entgegengefiebert hatte, die Stola in die Hände, bevor der Sarg verschlossen wurde. In seiner Gemeinde bekam er den Spitznamen „der surfende Engel“ zugesprochen.

Mit Genehmigung des Vatikan wurde am 17. Januar 2015 der Prozess für das Seligsprechungsverfahren eröffnet, nachdem die „Nihil-Obstat-Erklärung“ (bedeutet: Es konnte nichts gefunden werden, was gegen die Einleitung eines Seligsprechungsverfahrens sprechen würde) erfolgte. Seitdem trägt Guido offiziell den Titel „Diener Gottes“.

Der Bischofsvikar seiner Heimatdiözese Rio, Roberto Lopes, bestätigte, dass Guido ein einfühlsamer Mensch war und sich stets wertschätzend gegenüber seinen Mitmenschen verhielt. Er war ein Mann von großem Glauben, der sich leidenschaftlich mit dem Wort Gottes auseinandersetzte und es verkündete, ja lebte. Er liebte Gott zutiefst! Guido sonderte sich trotz seiner Berufung nicht von den Gleichaltrigen ab. Dadurch gewann er viele junge Menschen für den Glauben und konnte ihnen den Weg zur Heiligkeit aufzeigen.

Sein Vorgesetzter, Professor Clementino Fraga Filho, ehrte ihn in einer Rede mit den Worten: "Indem er sich anderen gegenüber tadellos verhielt, zeigte er jederzeit seinen Glauben. Er lebte in vollkommener Harmonie mit den christlichen Werten von Herzlichkeit, Mäßigkeit, Nächstenliebe und Gerechtigkeit.“

Frei nach Kardinal Tempesta können wir von Guidos Leben und Handeln lernen: Du kannst jung sein, Du kannst den Strand und das Leben lieben, kannst mit Freude surfen und singen und gleichzeitig ein „Herz in Gott“ haben und Deinen Mitmenschen dadurch ein gutes christliches Beispiel geben! Guidos Lebensmotto gilt auch uns: „Alle unsere Handlungen sollten die Liebe Gott zeigen“!

 


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