Neue Räte braucht das Land

6. Mai 2024 in Kommentar


Die Diözesen schicken sich an, synodale Räte zu etablieren, natürlich alles rechtskonform. Das große Synodalkino läuft ohnehin woanders und steuert leider aufs Schisma zu. Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Essen hat ihn schon länger. Berlin bekommt ihn ganz neu. Es geht um den Synodalen Rat. Natürlich wird es hier wie dort kein Synodaler Rat, wie ihn der Synodale Weg beschlossen hat, denn der wäre nicht vereinbar mit dem Kirchenrecht. Der Trick, den jetzt zwei Bischöfe angewandt haben, ist denkbar simpel. Man richtet einen neuen Pastoralrat rein, bastelt ein wenig an der Zusammenstellung und modifiziert ein wenig an den Verfahren der Beschlussfassung herum. Dann bekommt der Rat einen neuen Namen und der Rest ist PR, das macht die Stabstelle Kommunikation. Andere Bistümer werden folgen.

Dem Grunde nach haben längst alle begriffen, dass der Synodale Weg sein Ende in einer Sackgasse gefunden hat. Aus dem Vatikan sind dermaßen viele Interventionen erfolgt, dass nicht einmal mehr ernsthaft versucht wird, von einem Erfolg zu reden. Angefangen bei päpstlichen Ermahnungen an das Pilgernde Volk Gottes in Deutschland bis zu einem nie gekannten Eingriff in die Tagesordnung der Vollversammlung der deutschen Bischöfe. Schon bei dem Brief des Papstes an die Katholiken in Deutschland musste man sich fragen: Was haben wir denn damit zu tun? Gewöhnliche Katholiken in den Gemeinden und Gemeinschaften hatten damit im Grunde nichts zu tun. Ein paar Alibis haben die Bischöfe ausgewählt und hingeschickt. Diese wurden, man erinnere sich niedergebrüllt, ausgebuht und mit roten Karten markiert. Träger des Synodalen Weges waren von Anfang an die Deutsche Bischofskonferenz über ihren Rechtsträger VDD und das umstrittene „ZdK“. Wer weder dem einen noch dem anderen angehört und nicht von bischöflicher Seite eigens bestellt wurde, hatte mit dem sonderbaren Synodalen Weg im Grunde gar nichts zu tun. Er wurde an der Basis lange Zeit ignoriert.

In den Gemeinden kam dieser sonderbare Weg frühestens mit der dritten Vollversammlung an. Fragte man vorher Menschen in einer Gemeinde erntete man fragende Blicke. Auch die Medien nahmen das Spektakel zunächst nicht wahr. Am Ende des Weges waren etliche Teilnehmer ausgeschieden und die Stimmung war extrem aufgeheizt. Die Bischöfe standen aus Rom unter massivem Druck. Das „ZdK“ verbreitete eine Stimmung wie auf einem Mafiabetriebsausflug. Ein abgelehnter Beschluss war in dem dämonkratischen Prozess gleich eine Katastrophe und ein persönlicher Angriff auf die Laienfunktionäre (m/w/d). Das musste extra diskutiert werden und danach wurde das Abstimmungsverfahren – im Grunde rechtswidrig – so verändert, dass keine Ablehnung mehr möglich war. So geht Totalitarismus. Und ist man ehrlich, ist der ganze Synodalitätsquatsch ein totalitäres Geschäft. Ein kleiner Zirkel kaspert aus, was zu geschehen hat, Pressure-Groups machen Druck in der Versammlung, ein Stakkato von einminütigen Redebeiträgen macht mürbe und am Ende die Drohung auf jeden Fall und gefälligst so abzustimmen, wie die Antragskommission das vorgibt zu tun. Entschieden wurde dann auf Basis von Befindlichkeiten und nicht auf Grund sach- und fachgerechter Erwägungen.

Am Ende wurde dann angeordnet, dass ein bereits von Rom verbotener Synodaler Ausschuss einen ebenfalls von Rom verbotenen Synodalen Rat einrichten und darüber hinaus die nicht verabschiedeten Texte verabschieden soll. Wäre das alles nicht so bitter ernst und so dramatisch mit einer schismatischen Gefahr für die deutschen Diözesen und damit am Ende wirklich für jeden deutschen Katholiken verbunden, so könnte man über das Synodalkaspertheater einfach schallend lachen. Aber dem Grunde nach können wir längst einen schismatischen Prozess beobachten. Vier Bischöfe in Deutschland gehen beim Synodalen Ausschuss nicht mit und versichern in Gemeinschaft mit der Weltkirche bleiben zu wollen. Die Majorität von 23 Bischöfe geht den von Rom zunächst verbotenen, jetzt unter Auflagen geduldeten Weg. Natürlich ist damit nicht mehr die Deutsche Bischofskonferenz Träger des Synodalen Weges, denn dem Rechtsträger der DBK, dem VDD ist die Trägerrolle untersagt.

Man könnte also sagen, dass der Synodale Weg privatisiert worden ist. Ein Verein nach bürgerlichem Recht soll in der Karwoche gegründet worden sein und nun sollen die verbliebenen 23 Bischöfe, die auch die Satzung und die Geschäftsordnung des Synodalen Ausschuss angenommen haben, das Spektakel über diesen Verein bezahlen. Interessant wäre die Frage, ob und in welcher Höhe dabei Kirchensteuermittel zum Einsatz kommen.

Der Einsatz neuer diözesaner und vielleicht auch später neuer pfarrlicher Räte ist bei genauer Betrachtung völlig unerheblich, solange sich diese im Rahmen des Kirchenrechts bewegen. Man hat sich auch vorher ab und an über die diözesanen Laienfunktionäre geärgert, ihnen aber ansonsten keinerlei Bedeutung beigemessen.

Hier passiert jetzt aber etwas völlig Neues. Zwei Fraktionen von Bischöfen stehen einander gegenüber. Die einen gehen einen sogenannten Reformweg, indem sie im Synodalen Ausschuss Beschlüsse fassen. Eine weitere Fraktion geht diesen Weg nicht mit. So ist nicht auszuschließen, das künftig durchaus relevante Fragen in der einen Diözese so und in der anderen anders beantwortet werden. Mag dies in Detailfragen und in Fragen regionaler Bräuche schon vorher so gewesen sein. Das ist in Ordnung und sogar gut und richtig. Hier geht es – schaut man sich die Agenda an – an die Substanz. Und damit wird das Spektakel relevant. Der Spaltpilz wuchert mitten im Deutschen Episkopat. Mehr noch, der zumeist verlegen verdeckt ausgelebte Linksruck von großen Teilen der deutschen Bischöfe wird immer deutlicher. Erstmals durfte der sogenannte „Tag der Diakoninnen“ in einer deutschen Kathedrale stattfinden.

Wir können davon ausgehen, dass damit das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist. Mit der Errichtung des Synodalen Ausschuss als rechtliches Nullum gegen das eindeutige Votum aus Rom – die jetzige römische Duldung unter Auflagen diente einfach nur der Gesichtspflege – ist der schismatische Prozess in eine neue Phase eingetreten. Noch liegt (formal) kein Schisma vor, noch ist es ein riskanter Drahtseilakt, auf den sich die bischöfliche Mehrheitsfraktion eingelassen hat. Mögen also die neuen synodal geframten Räte in den Diözesen nichts als Synodalsedativa für Lokalfunktionäre sein. Im großen Spiel, das am 14. und 15. Juni in seine nächste Runde geht, wird das Rad der Spaltung dann weitergedreht. Danach darf dann wieder eine Delegation deutscher Bischöfe nach Rom reisen und so weiter und so weiter. Die Bemühungen der römischen Kurie sind lobenswert, bleibt zu hoffen, dass sie am Ende alle in der Einheit halten. Sicher ist das nicht. Denn wenn uns normalen Katholiken der Anfang des Synodalen Weges völlig gleichgültig sein konnte, das Ende wird uns treffen. Um es mal ganz deutlich zu sagen, was ein Schisma bedeuten kann: Vielleicht wird einer der Nachfolger von Kardinal Woelki eine Diözese zu verwalten haben, die bis Flensburg geht und die meisten seiner Diözesanen persönlich kennt. Vielleicht wird der Pfarrer dann 200 km entfernt wohnen. Es glaube bitte keiner, dass diejenigen, die in Einheit mit Rom bleiben, die Mehrheit sein wird. Denkt man die gegenwärtige politische Situation konsequent in die Zukunft, kann es sogar zu einer echten Verfolgung von Katholiken kommen. Auch vor diesem Hintergrund sollten wir unbedingt hoffen, dass die römischen Interventionen die Einheit erhalten können. Denn in zehn Jahren sind wir Katholiken ohnehin eine Minderheitsgruppe in Deutschland. Ein Schisma würde von der Kirche nur noch einen Scherbenhaufen zurücklassen. Wenn es aber der Scherbenhaufen sein muss, um neu zu erstehen, dann eben der Scherbenhaufen. Herbeiwünschen sollte man ihn nicht, denn das wird schmutzig.

Was tun in dieser Lage, in der der Synodale Weg nun wirklich in den Niederungen der Kirche angekommen ist? Antwort: An dem festhalten, was die Kirche glaubt und lehrt. Der Katechismus der Katholischen Kirche gilt. Halten wir daran fest, glauben und bekennen wir, was die Kirche glaubt und tun wird das notfalls sogar gegen unseren Pfarrer und gegen unseren Bischof. Allen Prüfungen zum Trotz, können wir sicher sein, damit auf der richtigen Seite zu stehen. Am Ende hat Christus, dessen Himmelfahrt wir in dieser Woche feiern längst gesiegt. Darauf können wir uns verlassen.


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