Die letzte Schokolade und ewiger Trost

10. November 2023 in Kommentar


Für Zweifler, Suchende und Besserwisser: Medjugorje ist ein sanfter Weg Gottes zu jedem Menschen. Benedicta am Freitag von Petra Knapp.


Linz (kath.net) Ich werfe die lila Verpackung in den Müll und seufze. Es war das letzte Stück, und ich bedaure jetzt, die zweite Tafel hergeschenkt zu haben, in dieser Nacht. Wahrscheinlich liegt sie im Spind eines bosnischen Grenzbeamten. Oder wartet am Esstisch seiner Mutter. Vielleicht hat er sie längst aufgegessen, dabei den Kopf geschüttelt und gelästert.

Mit einem als gestohlen gemeldeten Reisepass einreisen und dann noch verhandeln wollen? Ne, ništa, da helfen weder Schokolade noch Bier. Genommen hat er beides trotzdem, und zwei Sitze im Bus blieben auf den letzten paar Kilometern nach der Grenze leer, als wir durchs nachtschwarze Bosnien rollen. Später schreiben unsere Freunde, sie sind gut gelandet, die einzigen Gäste im einzigen Hotel in einem Bergdorf, mitten im kroatischen Niemandsland.

Die fast zwei Dutzend Kinder im Reisebus hatten das Spektakel an der Schengen-Außengrenze mit ebenso großen Augen verfolgt wie tags darauf jene abenteuerliche Szene, bei der eine Spanierin während der Beichte mitten am Platz plötzlich zu schreien begann, sich am Boden wälzte, während Dämonen sie verließen und Gott sie zu heilen begann.

Übergroße Augen, das hatten auch jene sechs Kinder im Juni 1981, als ihnen eine Frau erschien, von der sie behaupteten, es sei Maria, die Mutter Gottes. Bis heute passieren wundersame Dinge im  steinigen kargen Nirgendwo namens Medjugorje. Der kleine Ort in Herzegowina wuchs in den letzten 40 Jahren zu einem der größten katholischen Wallfahrtsorte der Welt heran. Der Vatikan ließ das Phänomen Medjugorje mehrmals streng untersuchen, Ergebnisse wurden bislang nicht veröffentlicht.

Es ist eine Geschichte des Unglaublichen, die Gott in dieser unwirtlichen Gegend schreibt, wo mitten im Oktober saftige Mandarinen schwer an den Bäumen hängen, während unser Bus sich durch enge Straßen zwängt. Wer Gott sucht, ist hier am richtigen Ort. Wer zweifelt, der kann sich zurücklehnen und überraschen lassen, ebenso der, der meint, er weiß schon alles und hat die Wahrheit in der Tasche.

Ich blicke der Ordensschwester nach, die uns gerade aus ihrem Leben erzählt hat und verkrieche mich in meinen Sitz. Ich schäme mich. Ich hatte Vorurteile, erwartete mir frommes Blabla und irgendetwas schon tausendmal Gehörtes. Und dann überraschte diese Frau mich, weil sie ehrlich und authentisch über ihren katholischen Stolz, ihre Eingebildetheit und Arroganz sprach.

Sie hatte ihr anerzogenes Leistungsdenken, ihr Gutsein und die Gewissheit, das Richtige zu tun, mit genommen in ihr Ordensleben. Auch dort war sie die Beste, stand als Erste auf, betete am meisten und machte alles richtig. Dachte sie jedenfalls. Als sie zum ersten Mal zurück in ihre Heimat, stieß sie auf Ablehnung.

So begann ein schmerzvoller Weg der Umkehr, bei dem Gott ihr zeigte, dass sie sich innerlich über andere erhob, dass sie andere richtete, über sie urteilte und dachte, sie sei besser als ihre Mitmenschen. Ihr geistlicher Begleiter habe sie in die Stille geschickt, sie sei mit tiefen Wunden aus ihrer Kindheit konfrontiert worden, die ihr nicht bewusst waren.

Ihr Leben wurde auf den Kopf gestellt, und als ihr Neffe schließlich anrief und meinte, er wolle sie mit einem Bus junger Leute in Medjugorje besuchen und nicht im Hotel, sondern bei ihr im Kloster nächtigen, da wunderte sie sich erst einmal. Dann kam der Bus an, die Türen gingen auf, und das Erste, was aus dem Gepäckraum herausquoll, waren dutzende Bierkisten.

Eine Woche Party und Saufen, und das direkt neben dem Kloster, das sei die „Pilgerreise“ gewesen, erzählt die Schwester lachend. Bei der Abschlussmesse habe sie persönlich ein stockbesoffenes Mädchen hineingeschleppt, das unbedingt mit dabei sein wollte, aber nicht mehr laufen konnte.

In ihrem Herzen habe sie begriffen gehabt, dass Jesus für die Kranken gekommen sei und es nicht an ihr liege, über diese jungen Menschen zu urteilen, erzählt sie. Und obwohl es auf dieser Reise keine sichtbaren Veränderungen gab, hätte sich doch in den Herzen der Frauen und Männer ein Werk der Heilung begonnen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Die Ordensfrau heißt Schwester Dulcissima, und noch Wochen später erzähle ich immer wieder von ihr. Sie kommt mir in den Sinn, wenn ich mich gerade empören will über Menschen, Situationen und Entscheidungen. Verurteile ich gerade wieder? Richte ich jemanden, dessen Situation ich gar nicht kenne? Nachdenklich verbringe ich die zwölfstündige Rückfahrt, beschenkt und beschämt, mit lädiertem Ego und neu aufgerichtet.

So ist Medjugorje. Es katapultiert dich heraus aus deiner kleinen Welt, führt dich über unwegsames Geröll und taucht dich ein ins sanfte Licht Gottes. Statt klebriger Schokolade erwartet dich echter Trost. Deinen Kick kriegst du nicht durch Leistung und Erfolg, sondern weil du freigesetzt wirst, dein Leben so zu leben, wie es deiner Berufung entspricht. Medjugorje ist eine perfekte Gelegenheit zum Neustart, ein sanfter Weg Gottes zu deinem Herzen.  

 

Reisetipp für Eleonore & viele andere - Mit kath.net in der Karwoche nach Medjugore - Alle INFOS: https://www.kath.net/news/82985

 


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