Die Realität aufzeigen

29. April 2023 in Weltkirche


Menschen mit Behinderungen würden von der Gesellschaft ferngehalten, versteckt gehalten, kritisierte der Papst in Budapest bei einem Besuch im Heim für Kinder mit Behinderungen.


Budapest (kath.net/ KAP)
Mit einem Privatbesuch in einem katholischen Heim für behinderte Kinder hat Papst Franziskus seinen zweiten Reisetag in Budapest begonnen. Am Samstagmorgen fuhr das Kirchenoberhaupt in das Batthyany-Strattmann-Blindeninstitut, in dem rund 70 Kinder und Jugendliche mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen betreut werden.

Das etwas abseits vom Stadtzentrum gelegene Areal im Stadtteil Buda umfasst mehrere Gebäude mit Wohn- und Gemeinschaftsräumen, Kindergarten, Schule, Werkstatt- und Therapieräumen sowie eine Kapelle. Gründerin war die Ordensfrau und ausgebildete Sonderpädagogin Anna Feher (1947-2021). Sie engagierte sich ab Ende der 70er Jahre zunächst in der Seelsorge für Sehbehinderte in Budapest. Heute wird das Institut von der katholischen Organisation Koszisz betrieben, Teil des Kolpingwerks Ungarn.

Als Geschenk übergab Papst Franziskus der Einrichtung eine Figur der "Maria Knotenlöserin". Das Motiv des deutschen Malers Johann Georg Melchior Schmidtner ist eines der Lieblingsbilder des Papstes. Das Original hängt in der Augsburger Kirche Sankt Peter am Perlach.

Im Anschluss an den Besuch wird Papst Franziskus Ehrenamtliche, Geflüchtete und sozial Benachteiligte treffen. An der Begegnung in der Elisabethkirche unweit des Bahnhofs Keleti werden auch Geflohene aus dem Nachbarland Ukraine teilnehmen. Am Nachmittag ist ein großes Jugendtreffen geplant. Franziskus' Ungarnreise endet am Sonntagabend.

Die Realität aufzeigen
Bei seinem Besuch im Kinderheim wurde Franziskus vom Kinderheim-Direktor György Inotay mit dem franziskanischen Friedensgruß empfangen. Danach gab es ein gemeinsames Gebet und Gesänge der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Schließlich richtete der Papst einige Dankesworte an die jungen Gastgeber: "Ich danke euch allen so sehr für euren Empfang und eure Zärtlichkeit. Danke für eure Lieder, für eure Gesten, für eure Blicke."

Die Gesellschaft dürfe nicht die Augen vor der Wirklichkeit verschließen, so der Papst in seiner frei gehaltenen Ansprache. Menschen - und insbesondere Kinder - mit Behinderungen würden von der Gesellschaft ferngehalten, versteckt gehalten, kritisierte der Papst. Doch die Realität aufzuzeigen, sei der Weg des Evangeliums, "das ist der Weg Jesu".

Beim Verlassen des Instituts hielt Papst Franziskus an, um eine Gruppe von etwa 100 Kindern und Jugendlichen aus einer benachbarten Pfarrei, die dem Heiligen László geweiht ist, einzeln zu begrüßen. Sie erwarteten ihn mit Gebeten und Liedern auf dem Weg. Zusammen mit ihnen waren auch einige Anwohner anwesend.

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