Kardinal Zuppi: Wahltag in Italien kein "schwarzer Tag"

28. September 2022 in Aktuelles


Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz: "Wenn Italiener ihre Zukunft wählen, ist das nie ein schlechter Tag. Es ist immer das Ausüben der Demokratie" - Ehemaliger römischer Kardinalvikar Ruini: Italien zu einem großen Teil rechts


Rom  (kath.net/KAP) Für den Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz war der Tag der italienischen Parlamentswahlen kein "schwarzer Tag". "Wenn Italiener ihre Zukunft wählen, ist das nie ein schlechter Tag. Es ist immer das Ausüben der Demokratie", sagte Kardinal Matteo Zuppi im Interview der Zeitung "Avvenire" (Mittwoch). Die Italiener hätten mit dem Wählen ihr Recht und ihre Pflicht ausgeübt. Nun müsse gefragt werden, wofür das Ergebnis der Abstimmung stehe.

Bei der Wahl vergangenen Sonntag hatte die rechtsnationale Partei Fratelli d'Italia unter Giorgia Meloni einen landesweiten Wahlsieg errungen. Gemeinsam mit den ebenfalls rechten Parteien Lega und Forza Italia kann die 45-Jährige nun in beiden Parlamentskammern eine Mehrheit bilden. Er kenne Meloni persönlich, so Zuppi. Mit Blick auf ihren Wahlsieg würde er sie an ihre große Verantwortung und an die an sie gerichteten Erwartungen erinnern. Und daran, dass sie der Politik Würde geben müsse, und an die nötige Enthaltsamkeit.

"Es ist ein schwieriger Moment, aber auch ein außerordentlich wichtiger, um die Wurzeln unseres Landes zu bewahren, unsere Verfassung, und um mit einer Vision nach vorne zu blicken, nicht klein und kurzsichtig, sondern voller Weitblick", so der Bischofskonferenz-Vorsitzende.

Ruini: Italien zu einem großen Teil rechts

Nicht überrascht vom Wahlerfolg Melonis zeigte sich der frühere Generalvikar von Rom, der 91-jährige Kardinal Camillo Ruini. Die vorherrschende politische Kultur sei links, aber das Land zu einem großen Teil rechts, so der ehemalige Bischofskonferenz-Vorsitzende im Interview des "Corriere della Sera" (Mittwoch). Er habe den Aufstieg von Meloni gesehen und glaube nicht, "dass es bei den Linken heute eine Frau gibt, die eine große politische Bedeutung hat". Einen Grund für Melonis Erfolg sieht der Kardinal in "der Klarheit und Beständigkeit ihrer Positionen". Die Wähler hätten in ihr eine Führungspersönlichkeit gesehen, so Ruini. Ein Protest sei ihre Wahl nicht gewesen, denn der "Protest hat sich in Enthaltung geäußert", meinte der Kardinal mit Blick auf die Wahlbeteiligung, die mit knapp 64 Prozent auf dem niedrigsten Stand der Nachkriegszeit lag.

Die Bedenken besonders im europäischen Ausland gegenüber der neuen Regierung müssten nun von dieser berücksichtigt und widerlegt werden. "Die Verteidigung der Interessen Italiens ist legitim und richtig, kann aber nur im Rahmen der europäischen Einheit erfolgen", so Ruini. Er selbst erhoffe sich von der künftigen Regierung eine Auseinandersetzung mit der demografischen Entwicklung des Landes. 

 

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