26. Jänner 2022 in Interview
Von Kardinal Schönborn vom Dienst "entpflichtet", weil man beim Thema "Covid" nicht ganz auf Linie des Kardinals ist - kath.net-Interview mit Diakon Uwe Eglau über Covid-Proteste, Machtausübung ohne Hinzuhören, Impfen im Stephansdom - Von Roland Noé
Wien (kath.net)
Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hat diese Woche Uwe Eglau, einen ständigen Diakon aus Wien, vom Dienst als Polizeiseelsorger "entpflichtet", weil dieser beim Thema "Covid" nicht ganz auf Linie der Erzdiözese Wien war und unter anderem gegen übertriebene Covid-Maßnahmen protestiert hat. Seinen Dienst als Diakon in einer Pfarrgemeinde darf er immerhin weiter ausüben. Ein kath.net-Interview mit Diakon Uwe Eglau:
kath.net: Der Kardinal von Wien hat Sie ja als Diakon vom Polizei-Dienst "entpflichtet", weil SIe beim Thema "Covid" nicht ganz auf Linie des Kardinals waren und bei Demos für Freiheit und gegen die Impfpflicht teilnahm? Hatten Sie das erwartet? Wie ist Ihre Meinung dazu?
Uwe Eglau: Ich habe fast damit gerechnet, dass der Herr Kardinal mich von der Polizeiseelsorge entpflichten wird. Beispiele aus der Vergangenheit gibt es schon einige, wo er, ohne noch mit den Herren vorher gesprochen zu haben, diese entpflichtet hat. Ein prominentes Beispiel dafür ist der frühere Generalvikar Schüller. Je höher man in der Kirche kommt, desto mehr bekomme ich das Gefühl, geht es eher um Machtausübung als um geschwisterliches Miteinander. Für mich ist es ein Beispiel von Herrschen, das in diese Zeit eigentlich nicht mehr passt. Gehorsam, so habe ich gelernt, kommt von „hinhören“, aufeinander hören und nicht: Du tust was ich will, oder du wirst entfernt.
kath.net: Sie haben mit Ihrer Arbeit großen Einblick in die Polizeiarbeit. Die Polizei steht ja hier in einer besonderen Stresssituation, weil sie die umstrittenen Covid-Maßnahmen gegen die Bevölkerung umsetzen möchten und man als Ungeimpfter ja nicht mehr die Polizei als "Freund und Helfer" sehen wird können. Wie ist hier Ihr Eindruck?
Uwe Eglau: Die Polizistinnen und Polizisten stehen derzeit in einer sehr großen Spannung in ihrem Dienst. Einerseits sollen sie die Maßnahmen der Politik durchsetzen und andererseits sehen so manche von ihnen in diesen Maßnahmen, zumindest teilweise, die Sinnentlehrheit.
kath.net: Werden Sie weiterhin an Protesten gegen die Impfpflicht oder gegen überzogene Covid-Maßnahmen teilnehmen? Was ist Ihre Motivation?
Uwe Eglau: Ich werde weiterhin an Protesten, friedlichen Protesten, gegen die Covid-Maßnahmen teilnehmen. Die größte Motivation dafür ist einerseits die Sorge um die Menschen, die unter den Maßnahmen seit zwei Jahren leiden und andererseits die massive Spaltung in der Gesellschaft, nicht nur in Österreich. Ich würde mir wieder ein „sowohl als auch“ wünschen und nicht noch mehr „entweder-oder“.
kath.net: Wie beurteilen Sie die umstrittene Impfaktion im Stephansdom?
Uwe Eglau: Jesus sagte einmal: „Ihr habt mein Haus zu einer Räuberhöhle gemacht!“. Der Dom ist ein Haus Gottes und keine Impfstraße.
kath.net: Was wären Ihre Wünsche an den Kardinal und an die Kirche?
Uwe Eglau: Mehr das Verbindende in den Vordergrund stellen, wieder aufeinander zugehen, aufeinander hören und miteinander reden und beten. Wieder eine Kirche Gottes und der Menschen zu werden, und nicht guter Partner des Staates.
kath.net: Herzlichen Dank für das Interview!
Foto (c) Privat/Uwe Eglau
KONTAKT - Kardinal Schönborn https://www.erzdioezese-wien.at/pages/inst/14428675/ueberkardinalschoenborn/kontakt
VIDEO-TIPP - Von Kirche gefeuert, weil Kritik unerwünscht: Mutiger Diakon lässt sich nicht einschüchtern!
© 2022 www.kath.net