1. August 2020 in Chronik
Verschleppt, zur Heirat gezwungen, für die Sexindustrie vorbereitet – Maira Shahbaz bekommt zögerlich rechtliches Gehör in Pakistan.
Islamabad (kath.net/ KiN)
Im Fall der entführten und zwangsverheirateten 14-jährigen Christin Maira Shahbaz aus Islamabad bahnt sich ein juristischer Durchbruch an. Anfang August sind mehrere Anhörungen vor dem Obersten Gerichtshof Pakistans angesetzt, der über eine Rückkehr des Mädchens in ihre Familie entscheidet. Ende Juli hatte bereits ein Gericht in Islamabad ein früheres Urteil aufgehoben, das die Eheschließung mit ihrem Entführer als rechtmäßig bezeichnet hatte. Das teilten der Anwalt von Mairas Familie und Unterstützer dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ mit.
Die Katholikin Maira Shahbaz war Ende April Zeugenaussagen zufolge von drei Männern auf offener Straße in ein Auto gezerrt und verschleppt worden. Einer der Entführer namens Mohamad Nakash habe sie anschließend zur Frau genommen und sie gezwungen, ihren christlichen Glauben aufzugeben. Laut Angaben der lokalen Unterstützer sei das Mädchen für einen Einstieg in die Sexindustrie vorbereitet worden.
Aus der Gewalt des Entführers befreit, aber noch kein Kontakt zur Familie
In einem Schnellverfahren vor einem Gericht in Faisalabad hatte Nakash Unterlagen vorgelegt, die belegen sollten, dass er und Maira bereits im Oktober 2019 geheiratet hätten und sie bereits 19 Jahre alt sei. Das Gericht gab dem Entführer recht. Das Bezirksgericht von Islamabad erkannte jedoch in einer Berufungsverhandlung die von der Familie vorgelegte Geburtsurkunde an. Aus ihr geht hervor, dass das Mädchen noch minderjährig ist. Das Gericht ordnete die Unterbringung in einem Frauenhaus an, untersagte jedoch den Kontakt zu ihrer Familie.
Ein polizeiliches Gutachten, das bei der Verhandlung vor dem Obersten Gerichtshof herangezogen wird, beschuldigt Mohamad Nakash, eine gefälschte Heiratsurkunde vorgelegt zu haben. Ein muslimischer Geistlicher hatte bestätigt, nicht an der mutmaßlichen Eheschließung beteiligt gewesen zu sein. Zudem fehlte die nach islamischen Recht erforderliche Zustimmung von Nakashs Ehefrau, mit der er weiterhin verheiratet ist und zwei Kinder hat. Auch geht das Gutachten davon aus, dass Nakash und zwei Komplizen Maira Shahbaz mit Gewalt entführt haben. Sollte der Oberste Gerichtshof dieser Überzeugung folgen, drohen den Beschuldigten Haftstrafen. Mohamad Nakash hat im Gegenzug ein polizeiliches Gutachten gegen Mairas Mutter und den Anwalt angestrengt, in dem er ihnen Belästigung vorwirft.
Internationaler Druck nötig
Der Anwalt von Mairas Familie, Lala Daniel, teilte „Kirche in Not“ mit: „Die Entwicklungen der vergangenen Tage sind eine Antwort auf unsere Gebete. Wir sind allen dankbar, die an Mairas Schicksal Anteil nehmen. Wenn die Polizei und die Gerichte merken, dass Menschen im Westen den Fall verfolgen, werden sie unter größerem Druck stehen, den Gesetzen zu folgen, anstatt extremistischen Gruppen nachzugeben.“
Mairas Schicksal ist kein Einzelfall. Der Menschenrechtsorganisation „Bewegung für Solidarität und Frieden“ zufolge werden in Pakistan jedes Jahr rund 1000 christliche und hinduistische Frauen und Mädchen entführt und zwangsverheiratet.
„Kirche in Not“ unterstützt christliche Familien in Pakistan bei der Wahrnehmung ihrer Rechte und steht den bedrängten Gemeinden bei. Um weiter helfen zu könnten, bittet „Kirche in Not“ um Spenden – online unter: www.spendenhut.de oder auf folgendes Konto:
Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München
IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02
BIC: GENODEF1M05
Verwendungszweck: Pakistan
Foto: Die entführte 14-jährige Christin Maira Shahbaz aus Faisalabad. © Kirche in Not
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