6. Juni 2019 in Spirituelles
Wir sind und bleiben römisch-katholisch, und wir können Weltkirche. Der Heilige Geist wird uns helfen, den Weg durch alle Wirrnisse und Verwirrungen zu finden und der Kirche Jesu Christi treu zu bleiben. Gastbeitrag von Thorsten Paprotny
Hannover (kath.net) Von Pfingstlichem war in der römisch-katholischen Kirche schon oft die Rede. Die Kirchenstreikbewegung Maria 2.0 beschwor zuletzt die Heilige Geistkraft. Der reformfreudige Bischof Dr. Heiner Wilmer sagte neulich auf die Frage nach der Priesterweihe für Frauen: Ich habe große Lust, mich auf eine offene Diskussion einzulassen und bin gespannt, auf welche Wege uns der Heilige Geist führen wird.
Offen gestanden, ganz persönlich gesagt, aber vielleicht geht es Ihnen, liebe Schwestern und Brüder im Glauben, zuweilen auch so: Ich bin manchmal so müde, wenn ich sehe, dass wieder vermeintlich offene Diskussionen geführt werden sollen zu Themen, die längst lehramtlich verbindlich entschieden und geklärt sind. Wozu? Ich kann einfach nur sagen: Schon so lange habe ich keine Lust mehr auf irgendwelche endlosen, engagiert-narkotischen Debatten. Am Ende steht ein Beschluss. Oder eine Erklärung. Die von manchen Medien anschließend dann als Aufbruch gelobte Resolution geht den Diskussionen ohnehin immer voraus. Wir vernehmen immer wieder dieselben Thesen, Forderungen und Meinungen, die als innovativ, zeitgemäß und als Aktualisierung des Glaubens gelten sollen. In den Stuben der kirchensteuerfinanzierten Arbeitskreise Kirchlicher Aufbruch heute wäre mal ein echtes Aggiornamento erforderlich. Ob dann der Staub der alten Themen aufgewirbelt würde? Vielleicht würden diese Gremien sich nicht mehr Tagesordnungspunkte ausdenken und abarbeiten, sondern anfangen zu beten? Vielleicht würden auch die Medien nicht mehr über den Kirchenstreik, sondern über verfolgte Christen berichten? Wir müssen illusionslos bleiben: Beschwörungen aller Geister und Geistkräfte werden anhalten. Wie sollen in einem solch trostlosen Klima, das in der verweltlichten Kirche der verwalteten Welt vorherrscht quasi die hausgemachte religiöse Klimakatastrophe eigentlich noch Berufungen wachsen?
Unter participatio actuosa wird heute nicht die Beteiligung von innen her in der heiligen Messe, sondern scheinbar die Beteiligung aller offiziellen Gremien und Vereine an der Kirchenpolitik verstanden. So werden die traditionellen Forderungen des Deutschkatholizismus seit dem Beginn der Nachkonzilszeit immer wieder plakatiert und verkündet. Einige Journalisten schreiben mit und sind begeistert. Einige Protestanten, wie Margot Käßmann, begrüßen die neue Nähe, andere aber wie der vor einigen Jahren verstorbene Tübinger Neutestamentler Martin Hengel, den auch Benedikt XVI. sehr schätzte würden daran erinnern, dass die Bibel kein Steinbruch für Ideologien sei. Wir gehen auf Pfingsten zu, auf das Hochfest des Heiligen Geistes. Wir werden die Pfingstsequenz singen. Das genügt. Die römisch-katholische Kirche ist als Stiftung Jesu Christi noch immer eine Glaubensgemeinschaft und kein Debattierklub. Die Kirche feiert in wenigen Tagen ihren Geburtstag. Eine Empfehlung zum Pfingstfest: Schauen Sie sich doch einmal den Embolismus an. Die Einfügung nach dem Vaterunser ist bedenkenswert. Sie erinnern sich noch vage? In der Feier der heiligen Messe ist der Embolismus zwingend geboten. Trotzdem wird dieser und das nicht nur von Priestern, die sich der modernen Kirche verbunden wissen gern ausgelassen oder vielleicht vergessen: Erlöse uns, Herr, allmächtiger Vater, von allem Bösen und gib Frieden in unseren Tagen. Komm uns zu Hilfe mit deinem Erbarmen und bewahre uns vor Verwirrung und Sünde, damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten.
Ansonsten können wir auch auf alle, die uns motivieren wollen, ob mit Rufen wie Wir können Aufbruch oder Wir sind Kirche begeistern wollen, antworten: Wir sind und bleiben römisch-katholisch, und wir können Weltkirche. Der Heilige Geist wird uns helfen, den Weg durch alle Wirrnisse und Verwirrungen zu finden und der Kirche Jesu Christi treu zu bleiben.
Wer unbedingt provinziell-katholisch sein und seinem Eigengeist folgen möchte, möge selbstbewusst aufbrechen wohin auch immer.
Dr. Thorsten Paprotny lehrte von 1998-2010 am Philosophischen Seminar und von 2010 bis 2017 am Institut für Theologie und Religionswissenschaft der Leibniz Universität Hannover. Er publizierte 2018 den Band Theologisch denken mit Benedikt XVI. im Verlag Traugott Bautz und arbeitet an einer Studie zum Verhältnis von Systematischer Theologie und Exegese im Werk von Joseph Ratzinger / Benedikt XVI.
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