Indische Christen nach Wahlsieg von Hindupartei alarmiert

30. Mai 2019 in Aktuelles


Hilfswerk "Kirche in Not": Wahlerfolg der BJP-Partei "ein Grund für Frustration und Angst für die Minderheiten" - Erzbischof fordert Ende der Gewalt hinduextremer "Kuhrächer".


Neu-Delhi/Wien (kath.net/ KAP)
Mit Sorge blicken indische Christen nach dem deutlichen Wahlsieg der hindunationalistischen "Indischen Volkspartei" (BJP) von Premierminister Narendra Modi auf die Lage im Land. Während Bombays Erzbischof Kardinal Oswald Gracias Modi offiziell zum Wahlsieg gratulierte und versicherte, dass die Kirche mit der Regierung für ein "starkes und inklusives Indien" zusammenarbeiten werde, forderte der Sekretär des Büros für Dalits der Indischen Bischofskonferenz, Devasagayaraj Zackarias, den Premier auf, "die Rechte der christlichen Dalits anzuerkennen, beginnend mit dem Recht auf Religionsfreiheit". Modi müssen zudem auf die Hindutva-Agenda (hinduistischer Nationalismus) verzichten, "die die Nation auf religiöser Basis polarisiert", so Zackarias nach Angaben des Missionspressediensts "Fides".

Das internationale katholische Hilfswerk "Kirche in Not" in Wien zitiert am Mittwoch in einer Pressemitteilung örtliche kirchliche Quellen, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben wollten, wonach der Sieg der BJP "ein Grund für Frustration und Angst für die Minderheiten in Indien" sei. Der Wahlerfolg der Hindu-Nationalisten versetze die Christen in Alarmzustand: "Die vergangenen fünf Jahre waren bereits voller Angst und wir fragen uns, wie die Zukunft aussehen wird."

Sorge herrsche laut "Kirche in Not" nicht nur wegen der befürchteten weiteren Ausbreitung des Hindu-Nationalismus und religiösen Diskriminierungen von Christen wie auch Muslimen in Indien. Auch die wirtschaftliche Situation des Landes sei schlecht und "die Armen ärmer als je zuvor".

Gewalt hinduextremer "Kuhrächer" beenden

Der katholische Erzbischof von Bhopal forderte am Mittwoch konkret ein Ende der Gewalt der hinduextremistischen "Kuhrächer" gegen religiöse Minderheiten. "Diese Brutalität ist in einer zivilisierten Gesellschaft nicht akzeptabel", sagte Erzbischof Leo Cornelio dem katholischen Pressedienst "Ucanews". "Es ist höchste Zeit, dass die Regierung strikte Maßnahmen gegen die Kuhrächer ergreift, die das Gesetz in die eigene Hand nehmen", so der Erzbischof der Hauptstadt von Madhya Pradesh.

Anlass war ein neuerlicher Angriff von Kuhrächern im Bundesstaat Madhya Pradesh auf zwei Muslime und einen Hindu, denen der Transport von Rindfleisch vorgeworfen wurde. Kühe gelten im Hinduismus als heilige Tiere. Die Hinduextremisten hatten die beiden Männer und eine Frau mit Stöcken verprügelt.

Madhya Pradesh, das seit der Regionalwahl im Dezember 2018 von der säkularen Kongresspartei regiert wird, gehört zu den 24 der 29 indischen Bundesstaaten, in denen das Schlachten von Kühen sowie der Handel mit Rindfleisch aus religiösen Gründen gesetzlich verboten ist.

Die Gewalt der Kuhrächer gegen Muslime und in einem geringeren Ausmaß gegen Christen hat seit dem Amtsantritt der Modi-Regierung 2014 deutlich zugenommen. Mindestens 28 Menschen wurden bisher von Kuhrächern getötet. Bürgerrechtler befürchten, die Wiederwahl Modis und der hindunationalistischen BJP könnte die Kuhrächer ermutigen, ihre Angriffe auf religiöse Minderheiten zu verstärken. "Wenn die obersten Führer der Hindupartei nicht gegen solche Elemente vorgehen, wird das weitergehen", sagte der Bürgerrechtler Christian Prabhakar Tirkey gegenüber "Ucanews".

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