Kroatischer Bischof: Bleiburggedenken betrifft nicht nur Ustaschi

12. März 2019 in Weltkirche


Generalsekretär der Kroatischen Bischofskonferenz, Palic, erinnert, dass im Vorjahr der liturgische Teil der Feiern von den kirchlichen Verantwortlichen in Österreich als "würdig" befunden und nicht beanstandet worden sei


Zagreb-Klagenfurt (kath.net/KAP) Das kirchliche Bleiburg-Gedenken betrifft nicht nur die nach Kriegsende 1945 ermordeten Ustaschi, sondern "auch die vielen zivilen Opfer": Das hat der Generalsekretär der Kroatischen Bischofskonferenz (HBK), Diözesanbischof Petar Palic, am Wochenende im Zagreber TV-Sender N1 betont, der gleichzeitig hofft, dass das kirchliche Gedenken dennoch wie geplant am 18. Mai am Loibacher Feld stattfinden kann. Der Kärntner Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger hatte am Freitag der HBK für die geplante Bleiburg-Gedenkmesse keine Genehmigung erteilt, weil sie den letzten Jahren zunehmend zu einem Anziehungspunkt für Ustascha-Sympathisanten geworden war. Bischof Palic betonte dazu, dass es "eine klare Distanzierung der HBK von der Ustascha und allen totalitären Regimen" gebe.
Bischof Palic, der in Österreich Theologie studiert hatte, sagte im N1-Interview, dass HBK-Vorsitzender Erzbischof Zelimir Puljic in der Causa Bleiburg an Kardinal Christoph Schönborn als Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz geschrieben habe und um eine Revision von Guggenbergers Entscheidung gebeten habe. "Ich glaube, dass die beiden Bischofskonferenzen die Frage beraten werden. In welche Richtung man sich entscheiden wird - ob es bei dem Bann bleibt oder ob etwas anderes beschlossen wird - , kann ich nicht sagen", so der HBK-Generalsekretär. Selbstverständlich solle "alles im Übereinkommen mit der Kirche in Kärnten erfolgen".

Palic erinnerte, dass im Vorjahr der liturgische Teil der Feiern von den kirchlichen Verantwortlichen in Österreich als "würdig" befunden und nicht beanstandet worden sei. Für diesen Teil sei die HBK verantwortlich, und es solle zwischen diesem Teil und den informellen Teilen unterschieden werden. Dort habe es zwar "Provokationen" von Individuen geben, "aber man darf das nicht pauschalieren."

Die HBK hatte am 8. März eine Erklärung zur Entscheidung des Diözesanadministrators der Diözese Gurk-Klagenfurt abgegeben, die sich auf der Website www.ika.hkm.hr findet. Wörtlich heißt es: "Der Administrator der Diözese Gurk Klagenfurt, Engelbert Guggenberger, hat beschlossen, die diesjährige Feier eines Gedenkgottesdienstes auf dem Bleiburger Feld nicht zuzulassen. Die Kroatische Bischofskonferenz hat diese Entscheidung mit Bedauern erhalten und drückt ihren tiefe Nichtübereinstimmung mit der Begründung aus. Wir weisen diese insgesamt zurück. Die Ablehnung der Möglichkeit, für die Opfer dieser großen Tragödie der kroatischen Nation zu beten, bedeutet mangelnden Respekt vor den Opfern und mangelndes Mitgefühl für das Leiden von Unschuldigen."

Weiters wird in darauf verwiesen, dass Vertreter der Kroatischen Bischofskonferenz und der Österreichischen Bischofskonferenz haben mehrfach über das Gedenken an die Tragödie von Bleiburg diskutiert hätten. "Die Kroatische Bischofskonferenz ist seit 2003 in Form der von der Kroatischen Bischofskonferenz und der Bischofskonferenz von Bosnien und Herzegowina eingerichteten Seelsorgsdirektion für Auslandskroaten an der Organisation der Feier der Messe au dem Bleiburger Feld beteiligt. In all diesen Jahren, insbesondere im letzten Jahr, 2018, wurde die Feier der Eucharistie in Würde durchgeführt, die dem Charakter des höchsten Gebets der Kirche entsprochen hat", so die Bischöfe.

Kroatische Präsidentin hofft auf Lösung

Am Wochenende äußerte sich auch Kroatiens Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic zu der Ablehnung. Sie bedauere die Entscheidung der Diözese Gurk-Klagenfurt, "zutiefst", so Grabar-Kitarovi. Laut Mitteilung der Nachrichtenagentur HINA sei sie allerdings zuversichtlich, dass die Kroatische Bischofskonferenz eine Lösung zur Feier der Messe finden werde, die es "den katholischen Gläubigen ermöglichen wird, öffentlich der Opfer von Bleiburg zu gedenken".

Das Gedenken an die Opfer von Verbrechen der jugoslawischen Kommunisten, die bereits nach Kriegesende1945 begangen wurden, findet seit 1953 jeweils im Mai am Loibacher Feld bei Bleiburg statt. Der von Überlebenden und Exilkroaten in Kärnten gegründete Verein "Bleiburger Ehrenzug" tritt dabei als Veranstalter auf; der Ehrenschutz liegt beim Kroatischen Parlament und der Kroatischen Bischofskonferenz, die seit 2003 für die Messe verantwortlich ist und dazu immer einen Bischof entsendet. Regelmäßig nehmen daran zwischen 10.000 bis 20.000 Gläubige größtenteils aus Kroatien und Bosnien-Herzegowina teil.

Tragödie von Bleiburg und Viktring

Im Mai 1945 hielten sich rund eine halbe Million Flüchtlinge aus Slowenien, Kroatien und Bosnien, von Süden kommend, in Kärnten auf. Nach dem Zusammenbruch der Ostfront und der Niederlage der Wehrmacht am Balkan brach auch der "Unabhängiger Staat Kroatien" (Nezavisna Drzava Hrvatska/NDH), der 1941 ausgerufene faschistische Vasallenstaat der Achsenmächte im Zweiten Weltkrieg unter dem Ustascha-Diktator Ante Pavelic, zusammen. Unter den nach Österreich Geflüchteten waren damals einfache Soldaten, slowenische Heimwehrangehörige ("Domobranci"), kroatische Kollaborateure ("Ustaschi") und Familienangehörige der Soldaten. Die Briten, die als Besatzungsmacht Kärnten kontrollierten, ließen die Flüchtlinge allerdings wieder zurück nach Jugoslawien bringen und lieferten sie den kommunistischen Machthabern aus.

Jenseits der Grenze begannen die Massaker, als Angehörigen der Tito-Armee die Gefangenen in Empfang nahmen. Viele der Flüchtlinge wurden grausam ermordet. Der Fluchtpunkt Kärnten und die höchst fragliche Vorgangsweise der Britischen Besatzungsmacht ging als die Tragödie von Bleiburg und Viktring in die Geschichte ein.

Bereits auf den Fußmärschen in die Lager wurden zahlreiche Zurückgeschickte ermordet, weitere Massaker wurden in den Lagern verübt. An vielen Orten Sloweniens kam es ohne jedes Gerichtsverfahren zu summarischen Hinrichtungen von antikommunistischen Militärangehörigen, auch Zivilisten und deutsche Kriegsgefangene wurden umgebracht und in Panzergräben, Bergwerken, Dolinen und unzugänglichen Orten verscharrt, um die Spuren der Verbrechen zu verwischen. Von tausenden Gefangenen in den Lagern Teharje, Sentvid nad Ljubljano und Skofja Loka überlebte nur eine kleine Zahl an Zivilpersonen und Minderjährigen. Die Gesamtzahl der hauptsächlich auf slowenischem Gebiet exekutierten Personen wird auf über 100.000 geschätzt.

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