McElroy ist „ein umstrittener Kardinal mit schwerem Gepäck“

22. Jänner 2025 in Weltkirche


Theologieprof. Larry Chapp kritisiert im „Catholic World Report“: „Dieses Pontifikat redet groß über Synodalität, Zusammenarbeit und Zuhören, tut dann aber, was es will, auf weitgehend altmodische, nicht synodale, autokratische Weise.“


Washington DC (kath.net/pl) Scharfe Kritik an der Berufung von Kardinal Robert McElroy zum Erzbischof von Washington DC durch Papst Franziskus äußert Larry Chapp in seinem Kommentar im „Catholic World Report“: „Seine Ernennung war meiner Ansicht nach nicht-synodal. Und in einer Kirche, in der wir jeden Tag aus Rom belehrt werden, dass wir alle auf den synodalen Zug aufspringen müssen, ist es meiner Meinung nach wichtig darauf hinzuweisen, dass Rom selbst seinen eigenen Rat zu ignorieren scheint und nicht bereit zu sein scheint, auf denselben Zug aufzuspringen und denselben Weg zu verfolgen.“ Larry Chapp ist emeritierter Theologieprofessor.

Kardinal McElroy sei, so Chapp, „eine polarisierende Figur, ein theologisch ausgesprochen Progressiver, der seinen Wunsch nach großen Veränderungen in der kirchlichen Lehre zu Themen wie der Priesterweihe der Frau und dem gesamten Gebäude der katholischen Moraltheologie in Fragen der Sexualität nicht verheimlicht hat. Er hat auch ein Modell der Eucharistiedisziplin vorgeschlagen, das den Empfang der Heiligen Kommunion für jene Katholiken ermöglichen würde, die in einem Zustand leben, den eine traditionelle Moraltheologie als schwer sündig erachten würde. Diese Liste würde sexuell aktive Lebenspartnerschaften, geschiedene und zivilrechtlich wiederverheiratete Personen und ‚LGBTQ‘-Katholiken umfassen.“

Hinzu komme, „dass Kardinal McElroy beschuldigt wurde, die Opfer sexuellen Missbrauchs in San Diego im Stich gelassen zu haben, indem er den Konkurs der Diözese erklärte, und auch, dass er die Bitten des verstorbenen Richard Sipe, den Verfehlungen des (damaligen) Kardinals Theodore McCarrick Beachtung zu schenken, ignoriert habe. Aber diese Anschuldigungen scheinen Rom nicht beunruhigt zu haben, auch wenn die Ernennung McElroys nach Washington die Wunden bei den Opfern sexuellen Missbrauchs durch Geistliche in San Diego und anderswo wieder aufreißt.“

Es sei „nicht übertrieben zu sagen, dass Kardinal McElroy im amerikanischen Katholizismus eine zutiefst spaltende Figur ist, im Guten wie im Schlechten. Aber er ist einer der von Papst Franziskus bevorzugten Prälaten, was bedeutet, dass seine Spaltung im Gesamtbild kaum eine Rolle spielt. Darüber hinaus hat man den Eindruck, dass seine Spaltung von vielen in Rom als Ehrenzeichen und Pluspunkt angesehen wird, da die Leute, die er am meisten verärgert – traditionsbewusste Katholiken – dieselben Leute sind, die die derzeitigen Machthaber in Rom anscheinend am meisten verabscheuen. Tatsächlich wurde nur wenige Tage nach der Ernennung McElroys bekannt gegeben, dass der Papst den vom Papst geforderten Rücktritt eines Bischofs (Dominique Rey von Fréjou-Toulon) in Frankreich angenommen hatte, dessen einziges kirchliches Verbrechen darin zu bestehen schien, übermäßig freundlich zu traditionalistischen katholischen Gruppen zu sein.“

Chapp schreibt zu diesen beiden Entscheidungen von Papst Franziskus: „Beide Entscheidungen waren, kurz gesagt, alles andere als ‚synodal‘. Sie beinhalteten die Ausübung römischer Autorität auf eine Weise, die 1925 ebenso angebracht gewesen wäre wie 2025. Kardinal Robert McElroy wird befördert und Bischof Dominique Rey mit einem einfachen Strich derselben päpstlichen Feder abgesetzt. Roma locuta est, cause finita est.“

Obendrein deute, so schildert Chapp, alles darauh hin, „dass McElroy nicht die Wahl vieler einflussreicher amerikanischer Bischöfe gewesen wäre und nicht der empfohlene Kandidat von Kardinal Christophe Pierre, dem Apostolischen Nuntius in den Vereinigten Staaten. Laut The Pillar wollten nicht einmal Kardinal Wilton Gregory oder der emeritierte Kardinal Donald Wuerl, dass McElroy nach Washington berufen wird.“

Außerdem stellt Chapp folgende Fragen: „Noch einmal: Wo ist die Synodalität? Wo ist das ‚Zuhören auf das Volk Gottes‘? Sie wollen zur Kommunion niederknien? ‚Steh auf, du Narzisst, und geh ordentlich und effizient weiter!‘ Sie sind ein Pfarrer, der Altargitter installieren will, weil Ihre Gemeinde das will? ‚Nicht unter unserer Aufsicht, du indietristischer Schurke!‘ Daher scheint es, dass es sich, soweit es Rom betrifft, um ‚Synodalität für mich, aber nicht für dich‘ handelt, wobei mit ‚dich‘ jeder mit einer eher traditionalistischen Überzeugung gemeint ist. ‚Todos! Todos! Aber nicht ihr Leute! Wir meinten die anderen Todos!‘“, bemerkt Chapp mit spürbarer Verbitterung.

This pontificate talks big about synodality and collaboration and listening but then does whatever it wants in largely old-fashioned, non-synodal, autocratic ways, writes Larry Chapp. https://t.co/Tn8fuIV81k

— Catholic World Report (@cworldreport) January 17, 2025

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